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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Autoren: Robin Cook
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»Ihre Schwester gehört auf die Intensivstation.« Richard antwortete nicht.
    »Ich warne Sie«, rief Jack. »Ich bin Arzt und weiß, wie es um Terese steht. Wenn Sie nichts unternehmen, sind Sie schuld, wenn sie stirbt.«
    Damit hatte er Richards wunden Punkt getroffen. Wütend sprang dieser auf.
    »Ich soll schuld sein?« fauchte er Jack an. »Sie sind an allem schuld, weil Sie uns mit irgendeinem schrecklichen Erreger angesteckt haben!« Rasend vor Zorn suchte er das Zimmer nach der Pistole ab, doch er wußte nicht mehr, wo er sie hingelegt hatte.
    Nach ein paar Sekunden gab er die Suche auf. Er hielt sich mit beiden Händen den Kopf und klagte laut unter seine stechenden Schmerzen. Dann taumelte er zurück zum Sofa und legte sich wieder hin.
    Jack seufzte erleichtert. Er durfte gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn Richard die Pistole gefunden hätte. Er fand sich damit ab, daß er nun mit ansehen würde, wie diese Virusgrippe ihren Tribut forderte. Während sich der Zustand von Terese und Richard zusehends verschlechterte, kamen ihm Geschichten über die furchtbare Epidemie von 1918/1919 in den Sinn. Es gab Berichte über Leute, die mit schwachen Grippesymptomen in Brooklyn in die U-Bahn gestiegen waren und, als sie in Manhattan ankamen, bereits tot gewesen waren. Als er die erste Geschichte dieser Art gehört hatte, hatte er sie für maßlos übertrieben gehalten. Doch als er jetzt mit ansah, in welch rasanter Geschwindigkeit die Krankheit Richard und Terese dahinraffte, mußte er seine Meinung gründlich ändern. Es war beängstigend, mit welcher Aggressivität der Erreger in ihren Körpern wütete.
    Gegen ein Uhr morgens atmete Richard genauso schwer wie seine Schwester schon seit ein paar Stunden. Terese atmete kaum noch; ihre Haut hatte sich blaurot verfärbt. Gegen vier hatte auch Richard diesen Zustand erreicht, Terese war tot. Um sechs Uhr gab Richard noch einen letzten glucksenden Laut von sich und hörte dann ebenfalls auf zu atmen.

 
     
    35. Kapitel
     
    Freitag, 29. März 1996, 8.00 Uhr
    Allmählich brach der Morgen an. Die ersten zaghaften Lichtstrahlen berührten den Rand der Porzellanspüle, unter der Jack kauerte. Nach und nach zeichneten sich die kahlen Äste der Bäume gegen den Himmel ab. Jack hatte nicht eine Sekunde geschlafen.
    Als die Morgensonne den Raum schließlich hell erleuchtete, wagte er einen vorsichtigen Blick über die Schulter. Es war ein gräßlicher Anblick. Terese und Richard waren beide tot; um ihre Münder klebte blutiger Schaum, die Lippen waren blau angelaufen und völlig verschmiert. Beide Leichen waren leicht aufgedunsen, Terese noch stärker als Richard. Wahrscheinlich, so vermutete Jack, weil sie neben dem heißen Kamin gelegen hatten. Das Feuer war inzwischen fast verglüht.
    Verzweifelt musterte Jack zum tausendstenmal das Abflußrohr. Wahrscheinlich war Twin mit seinen Black Kings längst auf dem Weg in die Catskills. Und über eins war Jack sich im klaren: Auch ohne die dreitausend Dollar Belohnung hatten sie Grund genug, ihn zu töten; schließlich waren seinetwegen zwei von ihren Leuten ums Leben gekommen.
    Er legte den Kopf in den Nacken und schrie aus Leibeskräften um Hilfe. Doch im Grunde wußte er, daß ihn hier draußen niemand hören würde. Schließlich gab er auf. Vollkommen aus der Puste, rüttelte er wieder an dem Messingrohr und steckte sogar den Kopf unter die Spüle, um sich den Plombenverschluß genauer anzusehen, da, wo die Messingleitung und das Gußrohr zusammentrafen. Vergeblich versuchte er, seine Fingernägel in die Plombe zu bohren und sie zu lösen.
    Schließlich suchte er sich eine etwas bequemere Lage und ruhte sich ein wenig aus. Da er nun schon so lange nicht mehr richtig geschlafen, gegessen und getrunken hatte, raubte ihm seine immer wieder aufwallende Panik die letzte Kraft. Er konnte einfach nicht mehr klar denken. Doch genau das mußte er, denn ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Zunächst erwog er den unwahrscheinlicheren Fall, daß die Black Kings gar nicht aufkreuzten. Diese auf den ersten Blick vielversprechende Aussicht eröffnete ihm jedoch auch keine bessere Überlebenschance. Vielmehr würde er eines qualvollen Todes sterben; entweder raffte die Virusgrippe ihn dahin, oder er verdurstete schlicht und einfach. Wahrscheinlich würde die Grippe das Rennen machen, wenn er sein Rimantadin nicht mehr regelmäßig einnehmen konnte.
    Er kämpfte mit den Tränen. Er verfluchte sich für seinen albernen Feldzug gegen das
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