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Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor

Titel: Montgomery u Stapleton 02 - Das Labor
Autoren: Robin Cook
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Richard zu diesem Zeitpunkt am größten gewesen. Immerhin hatte er mit jedem seiner Husten- und Niesanfälle Millionen von infektiösen Viruspartikeln in das Innere des Autos gepustet.
    Zum hundertstenmal rüttelte er vergeblich an dem Abflußrohr herum.
    »Ruhe da hinten!« brüllte Richard, der von dem Getöse wach geworden war. Er knipste eine Stehlampe an und wurde im nächsten Augenblick von einem furchtbaren Hustenanfall geschüttelt. »Was ist denn los?« fragte Terese verschlafen. »Unser Gefangener rumort herum«, brachte Richard mühsam hervor und richtete sich auf. »O je, ich brauche erst mal einen Schluck Wasser.« Vorsichtshalber wartete er noch ein paar Sekunden, bevor er aufstand. »Ich bin ganz schwindelig. Ich fürchte, ich habe sogar Fieber.«
    Unsicher wankte Richard in die Küche und holte sich ein Glas Wasser. Als er den Hahn über der Spüle aufdrehte, überlegte Jack kurz, ob er ihm die Beine wegtreten sollte, doch dann ließ er es lieber bleiben; wahrscheinlich würde er sich nur einen weiteren Schlag auf den Schädel einhandeln.
    »Ich muß auf die Toilette«, sagte er. »Maul halten!« schrie Richard.
    »Ich bin schon ziemlich lange nicht mehr gewesen«, quengelte Jack. »Es ist ja nicht etwa so, als würde ich um Freigang im Hof bitten. Wenn ich nicht ins Bad darf, wird es hier gleich ein bißchen unangenehm riechen.«
    Verzweifelt schüttelte Richard den Kopf. Nachdem er einen tiefen Zug aus seinem Glas genommen hatte, rief er Terese. Dann holte er die Pistole. Jack hörte, wie er sie entsicherte und sah seine Fluchtchancen schwinden.
    Als Terese mit dem Schlüssel kam, fiel Jack sofort auf, daß ihre Augen fiebrig glänzten. Sie beugte sich zu ihm herunter und öffnete wortlos die eine Seite der Handschellen. Während Jack sich erhob, trat sie einen Schritt zurück. Wie bei seinen früheren Gängen zur Toilette, wurde ihm beim Aufstehen schwummerig. Du bist ein wahres Fluchtgenie, dachte er resigniert; er war zu keiner Aktion fähig, denn er hatte in der letzten Zeit zu wenig gegessen, zu wenig getrunken und zu wenig geschlafen. Widerstandslos mußte er sich ein weiteres Mal die Handschellen anlegen lassen.
    Richard ging unmittelbar hinter ihm und drückte ihm die Pistole in den Rücken. An Flucht war nicht zu denken. Als sie das Bad erreichten, versuchte Jack, die Tür hinter sich zu schließen. »Von wegen.« Terese stellte einen Fuß dazwischen. »Dieses Privileg hast du verspielt.«
    Jack sah zuerst Terese und dann Richard an und wußte, daß es keinen Sinn hatte, mit ihnen zu verhandeln. Er zuckte mit den Achseln, drehte sich um und erledigte sein Geschäft. Als er fertig war, deutete er auf das Waschbecken und fragte: »Darf ich mir vielleicht das Gesicht waschen?«
    »Wenn es unbedingt sein muß«, erwiderte Terese. Sie bemühte sich mit aller Kraft, einen weiteren Hustenanfall zu unterdrücken.
    Jack ging ans Waschbecken, das sich glücklicherweise außerhalb von Tereses Blickfeld befand. Er drehte den Wasserhahn auf, holte unbemerkt seine Rimantadin aus der Tasche und steckte sich schnell eine Tablette in den Mund. Beim Wegpacken wäre ihm das Röhrchen um ein Haar auf den Boden gefallen.
    Als er in den Spiegel blickte, erschrak er. Die neue Platzwunde auf seiner Stirn klaffte weit auseinander und mußte dringend genäht werden, wenn sie jemals heilen sollte, ohne eine häßliche Narbe zu hinterlassen. Bei diesem Gedanken mußte er über sich selbst lachen. Wie konnte er in seiner Situation nur an die kosmetischen Aspekte seiner Verletzung denken! Anstandslos ließ er sich an seinen Platz zurückführen. Auf dem Weg war er zwar mehrfach versucht, einen Fluchtversuch zu wagen, doch es verließ ihn jedesmal der Mut. Als er wieder am Rohr festgekettet unter der Spüle hockte, verfluchte er sich für seine Feigheit. Er war deprimiert. Wahrscheinlich hatte er soeben seine allerletzte Chance ungenutzt verstreichen lassen. »Magst du ein wenig Suppe essen?« wandte sich Terese an Richard.
    »Nein. Ich habe absolut keinen Hunger. Du kannst mir höchstens ein paar Aspirin geben. Mir geht es total dreckig.«
    »Ich habe auch keinen Appetit«, sagte Terese. »Langsam fürchte ich, das ist doch nicht nur eine harmlose Erkältung. Ich habe auf jeden Fall Fieber. Meinst du, wir müssen uns Sorgen machen?«
    »Wahrscheinlich haben wir das gleiche wie Jack«, erwiderte Richard. »Aber seine körperliche Verfassung scheint unerschütterlich zu sein. Wenn Twin morgen früh hier gewesen ist und
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