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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz
Autoren: Sheri S. Tepper
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noch sollen. Aber die Lage wird sich wieder normalisieren. Jacent sagt, Bürokraten würden immer gebraucht, aber ich glaube, er will mich damit nur aufziehen.« Die Zwillinge kamen ihm nicht bekannt vor, aber sicher war er sich auch nicht. In letzter Zeit war es drunter und drüber gegangen. An vieles erinnerte er sich nicht mehr.
    »Werden Sie das Amt des Kommandeurs vermissen?« fragte Nela.
    Er drehte sich um und betrachtete den Komplex der Großen Rotunde, als ob er sie noch nie gesehen hätte. »Ich glaube nicht. So gut hatte es mir nun auch wieder nicht gefallen. Ich hatte eben etwas zu tun, weißt du.«
    »Hatten Sie sehr viel Arbeit?« fragte sie mitfühlend.
    »Nun, es kam darauf an. Wir haben natürlich die Wachen von den Toren abgezogen. Und es gibt keine Beauftragten mehr, um die ich mich kümmern müßte… da fällt mir ein, daß ich dieser kleinen Beauftragten noch eine Erklärung schulde, die ich mit der Botschaft zu Danivon geschickt hatte.«
    »Nicht anwesend, Sir«, sagte Danivon, dem es nur mit Mühe gelang, Haltung zu bewahren.
    »Oh. Sie wurde von den Dingern getötet, nicht?«
    »Nein, Sir. Wir wissen nicht, was mit ihr geschehen ist. Sie ist fortgegangen, mehr wissen wir nicht.«
    Eine kleine Gruppe von Brannigans trat aus dem Eingang zum Kern und blinzelte ins Sonnenlicht.
    »Schau«, sagte Nela und stupste Bertran an.
    Das Gesicht des Mannes, auf den sie zeigte, kam nicht nur Bertran bekannt vor.
    Als Orimar sah, daß sie ihn anschauten, kam er zu ihnen.
    »Guten Morgen«, sagte er und nickte den Männern zu, bevor er sich Nela zuwandte. »Und wer ist dieses schöne Kind?«
    »Nela«, sagte sie. »Und das sind Danivon Luze und mein Bruder Bertran. Du weißt, wer das ist, Bertran. Das ist Orimar Breaze.«
    »Kennen wir uns?« fragte Breaze unsicher.
    »Nur vom Sehen«, sagte Bertran und dachte an dieses Gesicht inmitten anderer goldener Gesichter in einer goldenen Gruft.
    Orimar schenkte ihnen allen ein Lächeln und widmete sich wieder Nela. »Nun, Nela. Studieren Sie hier?« Sie war so knackig. So süß. Lippen wie Rosen.
    Nela lächelte verschmitzt. »Ich bin keine Studentin. Bedenken Sie, wir sind hier nicht in Brannigan.«
    Er zuckte zusammen. Natürlich nicht. Das war nicht die Brannigan-Galaxität. Brannigan war woanders. Sie waren von Brannigan auf diese kleine Welt Woanders gekommen. Tausend Jahre waren seitdem vergangen, doch nichts war so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Es gab keine Vielfalt mehr. Heute morgen erst hatte man ihnen das gesagt, nachdem sie wieder körperlich geworden waren.
    »Das ist richtig«, sagte er in quengelndem Ton. »Ich erinnere mich: Die Große Frage wurde beantwortet, und wir wurden freigelassen. Wir sollten… sollten das tun. Aber…« – er gestikulierte, um seine Verwirrung zu verscheuchen – »…ich erinnere mich an kaum etwas. Keiner von uns weiß, was geschehen ist.«
    »Aber Sie erinnern sich an die Antwort auf die Große Frage?« fragte Nela mit einem metallischen Unterton.
    »Ja«, sagte Orimar Breaze und spürte, wie die Tränen ihm in die Augen stiegen.
    »Sie möchten sie uns mitteilen, nicht wahr?«
    Er schüttelte den Kopf und schluckte. Er wollte sie ihnen nicht mitteilen. Er wollte sie nicht noch einmal hören.
    »Das Letztendliche Schicksal der Menschheit…«, soufflierte Nela.
    »Das Letztendliche Schicksal der Menschheit…«, sagte er und schluckte die Tränen. Was war mit ihm los? Weshalb diese Aufwallung von Kummer?
    »Besteht darin…«, fuhr sie fort.
    »Besteht darin…« Er versuchte es, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken.
    »Besteht darin, nicht mehr…«
    »Besteht darin, nicht mehr…«
    »Nur Mensch zu sein«, sagte sie.
    »Ja«, sagte er und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Entschuldigung; ich weiß nicht, was auf einmal über mich gekommen ist.«
    »Das ist schon in Ordnung.« Sie klopfte ihm auf die Schulter. »Wir verstehen das.«
    Bertran legte den Arm um Nela, und sie blickten dem von seinen Gefühlen überwältigten Mann hinterher.
    »Du mußtest dich selbst davon überzeugen, nicht?« fragte Bertran leise. »Ich frage mich, was mit ihnen geschehen wird.«
    »Jordel hat gesagt, daß sie zur Brannigan-Galaxität repatriiert werden«, sagte Danivon.
    »Die Galaxität existiert noch?« fragte Nela verdutzt.
    »Sie hat nie aufgehört zu existieren. Nun will man diese Leute untersuchen und die Auswirkungen der Langzeit-Speicherung auf die menschliche Psyche erforschen. Man hat mir
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