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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz
Autoren: Sheri S. Tepper
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sicher, Danivon. Ich weiß nicht, was geschehen ist.«
    »Dein Sellerie-Kumpel faselte etwas von der Erfüllung des menschlichen Schicksals«, sagte Danivon in ohnmächtiger Wut, »aber wie wollte er das bewerkstelligen, wo die Große Frage noch unbeantwortet ist?«
    Nela drückte ihn noch fester an sich. Typisch Danivon. Die Antwort auf die Große Frage hatte sich direkt vor seiner Nase befunden, und er hatte sie nicht erkannt. Na gut. Bertran schlang seine langen Arme um Nela und Danivon, und alle drei brachen in Tränen aus. Ob sie nun vor Freude, Kummer oder bloßer Erschöpfung weinten, wußte niemand von ihnen.
     
    Im Kern erwachte Jordel von Hamerlane in seinem frisch geklonten Körper. Er setzte sich auf, rappelte sich hoch und musterte sich von Kopf bis Fuß, um sich zu vergewissern, daß es sich auch um seinen Körper handelte. Dann kleidete er sich an und betrat die Steuersektion des Kerns. Er durchsuchte das Netzwerk und machte nach einem Moment die vier Brannigan- Monsterin Panubi aus, wo sie langsam zum Meer zurückwichen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Brannigans sich wieder nach Toleranz zurückgezogen hatten.
    Die Paranoia und Panik, mit der die Brannigans auf die Götter von Hobbs Land reagierten, war Jordel fremd, und er sah keinen Grund, die Dinge weiter hinauszuschieben. Das planetenumspannende Brannigan- Netzwerkmit den über die Welt verstreuten Persönlichkeitsmatrix-Knoten wurde nach wie vor zentral vom Kern mit Energie versorgt und konnte auch nur von dort aus abgeschaltet werden. Systematisch stellte Jordel allen physikalischen Manifestationen den Strom ab.
    Lichter flackerten und erloschen. Mechanismen ruckten und standen still. Das Spinnennetz der Brannigan- Götter verlor den Zusammenhalt und zerfiel in seine einzelnen Moleküle. Chimi-ahm brach mit einem schrillen Schrei zusammen; Magna Mater löste sich in einer Wolke aus Mikro-Teilchen auf; der Große Sabberer und die Dame Bland folgten ihnen kurz darauf nach.
    Dann befahl Jordel dem Kern, Körper für alle zu klonen, die in den Kern gegangen waren und sie nach Fertigstellung der Körper mit den ursprünglichen Bewußtseinsmustern zu programmieren. Außer Jordels Kollegen (die wie er gemäß den Originalspezifikationen eingelagert worden waren) würde niemand etwas von den Vorgängen auf Woanders wissen. Umso besser. Je weniger sie wußten, desto schneller konnte man sie… sonstwohin schicken.
    »Jordel«, keifte eine Geisterstimme. »Jordel von Hamerlane, du Bastard!«
    Er fuhr zusammen. Die Monster würden natürlich in den Kern zurückkehren, wenn die Knoten nicht mehr mit Energie versorgt wurden. Nun waren sie hier bei ihm, sozusagen.
    »Jordel! Hier ist Magna Mater. Du schaltest uns sofort wieder ein!«
    »Jordel, du hast kein Recht…«
    Er atmete tief durch. Sorgfältig isolierte er seine Kollegen und den ursprünglichen Speicherbereich und nahm den Rest dann vom Netz. Die Stimmen erstarben. Sie hallten noch summend in seinen Ohren nach, bis er sie endgültig abstellte.
    »Mit Ausnahme der folgenden Sektionen ist die Matrix zu löschen«, sagte er und gab die entsprechenden Koordinaten ein. »Physikalische Löschung.«
     
    In späteren Jahren auf Woanders wurde am fünften Tag der Frühlingsblume, der zuvor der Großen Frage gewidmet gewesen war, Geburtstag gefeiert. An diesem Tag versammelten die tausend Bewohner des Kerns sich auf dem Exerzierplatz vor der alten frick’schen Kaserne, wobei die meisten von ihnen im grellen Licht blinzelten und torkelten, wie Kleinkinder, die laufen lernten. Beim Aufwachen hatten sie die Antwort auf die Große Frage erhalten. Davon abgesehen wußten sie nur das, was sie auch schon beim Eintritt in den Kern gewußt hatten.
    Nela und Bertran gingen in aller Frühe zum Platz, setzten sich auf eine niedrige Mauer und beobachteten die Bewohner des Kerns, die in Grüppchen zu zweien und dreien aus dem Kern wankten. Danivon gesellte sich zu ihnen, gefolgt von einem Mann, dessen Hautfalten darauf hindeuteten, daß er früher einmal dicker gewesen war.
    »Nela, Bertran«, sagte Danivon, »ihr erinnert euch an Boarmus.«
    Nela stand auf und küßte Boarmus auf die eingefallene Wange. »Sie waren sehr tapfer«, sagte sie. »Jacent hat es uns erzählt.«
    »Ach wirklich?« Er machte eine vage Geste und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Ich habe nur meine Pflicht getan.«
    »Und was werden Sie nun tun?«
    »Die meisten von uns gehen zurück nach Himmel. Allerdings weiß ich nicht, was wir dort
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