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Monströse Welten 3: Toleranz

Monströse Welten 3: Toleranz

Titel: Monströse Welten 3: Toleranz
Autoren: Sheri S. Tepper
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hatten.
    Und dann erschien, wie aus dem Nichts, eine weitere Form unter ihr.
    »Bertran«, sagte Danivon leise. »Nela?«
    Die beiden waren bereits wach. Sie erhoben sich und kamen zu ihm.
    »Dort«, sagte er und wies nach oben. Die beiden Halbmonde verknüpften sich, wurden größer und erstrahlten in einem weichen Licht. Ein vielstimmiges Gemurmel hob an, denn andere Frühaufsteher hatten diese seltsamen Erscheinungen auch gesehen. Cafferty und Latibor kamen zwischen den Bäumen hervor und gesellten sich zu ihnen.
    »Ist Fringe zurückgekommen?« flüsterte Nela.
    Danivon schüttelte den Kopf. Er brachte keinen Ton heraus.
    »Ich mußte die ganze Zeit an sie denken«, sagte Nela. »Bertran auch. Seit es hell wurde. Sie geht uns einfach nicht aus dem Kopf!«
    Welch merkwürdiger Zufall, sagte Danivon sich beiläufig und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf das Ding am Himmel, das ständig größer und größer wurde. Der Himmel erhellte sich, und das Ding wuchs immer noch; die verbundenen Halbmonde senkten sich wieder ein Stück herab, rückten noch etwas näher, und schließlich zentrierte die gesamte Masse sich in einer punktgenauen Landung auf der großen Felsenkuppel. Das viele Meilen durchmessende Gebilde überlagerte den größten Teil des Massivs. Von der durchscheinenden Basis schwangen sich Kurven in die Höhe und verschwanden aus dem Blickfeld. Die Spitze wurde vom Sonnenlicht beschienen. Das Massiv knarrte beunruhigend, brüllte und erzitterte leicht und kam dann zur Ruhe. Entweder hielt es das Gewicht aus, oder das Gewicht war aufgehoben worden.
    Die anderen kamen zwischen den Bäumen hervor.
    »Was ist das?« fragte Cafferty erstaunt.
    »Keine Ahnung«, sagte Danivon. »Nela?«
    Sie schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie gesehen. Du, Latibor?«
    Er schüttelte ebenfalls den Kopf. Niemals. Nichts in der Art.
    Die überlebenden Menschen hatten sich am Fuß des Massivs versammelt, und alle sahen sie das Ding kommen, auch wenn es ihnen völlig fremdartig erschien. Es wirkte körperlos, nicht stofflich, weshalb die Menschen sich auch keine Hilfe von ihm erhofften. Sie schauten nur und murmelten, während sie langsam auf das Ding zugingen, das reglos vor ihnen stand. Mit verschränkten Armen betrachteten sie diese mächtige Erscheinung, dieses Wunder, dieses wundersame Ding, das gekommen war, um ihnen noch in den letzten Stunden ein Rätsel aufzugeben.
    Nicht so die Brannigan- Maschinen. Der Einschließungsring geriet plötzlich in Aufruhr. Hinter ihnen erzitterte der mächtige Berg und schob sich grollend vorwärts, während der Große Sabberer schlitterte und verbrannte Erde zurückließ. Im Süden setzte Chimi-ahm sein dreifaltiges Grinsen auf. Er leuchtete von innen heraus, heulte wie ein Sturm und drosch den Boden mit einem riesigen Flegel. Von Westen her walzte Magna Mater auf Stollenrädern durch den Wald, wobei jede Umdrehung der Räder ein Erdbeben und jedes Erdbeben einen Vulkanausbruch und eine Flutwelle verursachte. Aus dem Norden kam die Dame Bland in ihrem großen Wagen, ebnete Hügel ein und schüttete Täler auf. Alle vier nahten sie, gewaltig wie Berge, und verhielten vor dem Kreis des Arbai-Geräts. Sie starrten auf das Ding auf dem Massiv, wobei sie genauso ratlos waren wie die Menschen.
    Das Ding nahm keine Notiz von ihnen. Seine Reaktion bestand lediglich darin, die Basis einen Spalt weit zu öffnen. Heraus trat ein einziges Wesen. Die Gestalt, die nun den Hang herunterkam und einen Geruch nach Heu verströmte, war Nela und Bertran nur zu vertraut.
    »Sellerie«, wisperte Nela. »Es ist Sellerie.« Sie wechselte einen Blick mit Bertran. Sie schöpften wieder Hoffnung. Die beiden hielten stumme Zwiesprache, wobei sie sich an den exakten Wortlaut ihres Wunschs erinnerten. Nun kam er ihnen unangemessen und oberflächlich vor. Es war schon so lange her!
    Sie schauten auf die näherkommende Gestalt und legten sich in stillem Einvernehmen eine Strategie zurecht.
    »Aber er wird nicht mit uns sprechen wollen«, murmelte Bertran in plötzlicher Panik, als das gemüseartige Wesen auf sie zukam. »Wir sind nicht mehr multipel.«
    »Ihr seid multipler als je zuvor«, murmelte Cafferty.
    »Zumindest im Moment. Das Arbai-Gerät ist nämlich noch nicht verschwunden.«
    Das Wesen erreichte sie und verneigte sich.
    »Nela-Bertran«, sagte Sellerie (oder das Wesen, das sie für Sellerie hielten), »es freut mich, euch doch noch zu begegnen.« (Also war es doch nicht Sellerie.) »Wir haben
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