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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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rumstand, hatte keinen Internetanschluss. Nur die übliche Standardsoftware, keine Dateien. Unser Fachmann meint, er hätte ihn vermutlich nie benutzt.«
    »Der Kerl war eine technische Niete«, sagte ich. »Bloß keinen Aufwand treiben. Video ist genauso gut wie Film.«
    »Was ich damit sagen will, ist, es sieht nicht aus, als wäre er auf Geld scharf gewesen. Er hatte Unmengen von Filmkram und nie auch nur den Versuch gemacht, etwas davon zu verkaufen. Nach unseren Erkenntnissen hat er von seinen Drogengeschäften gelebt.«
    »Und von dem, was Heidi verdient hat«, sagte ich. »Bis sie dann überflüssig wurde. Die Tatsache, dass sie keine Bankkonten hatten, bedeutet, sie haben alles immer gleich ausgegeben. Sie haben nicht im Luxus geschwelgt, und um die Miete haben sie sich auch erfolgreich rumgedrückt, folglich ist der Großteil des Geldes wohl durch Heidis Nase hochgerauscht.«
    »Und durch seine. Der Gerichtsmediziner hat Koks in sei-•nem Körper festgestellt. Außerdem ein bisschen Speed. Und etwas mit der Bezeichnung Loratadine.«
    »Ein Antihistamin«, sagte ich. »Zur Vermeidung von Schwindelgefühlen. Vielleicht war Crimmins gegen die Wüste allergisch und wollte sein Energielevel hoch halten für das große Finale.«
    Milo schenkte sich nach. »Blood Walk.«
    »Was immer sein genaues Motiv auch gewesen sein mag«, sagte ich, »und es ist gut möglich, dass er verschiedene Motive hatte - in seinem Kopf war das Ganze eine große Produktion. Es war der Herstellungsprozess, auf den er so versessen war. Er war regelrecht süchtig danach, Gott zu spielen. Und angefangen hat das vor sechzehn Jahren.«
    Milo kippte seinen Scotch herunter. »Du glaubst wirklich, Crimmins hat die Ardullos selbst umgebracht?«
    »Entweder er allein oder zusammen mit seinem Bruder. Aber nicht zusammen mit Peake. Dem ist die ganze Geschichte nur angehängt worden. Gut möglich, dass ich es nie beweisen kann, aber die Fakten sprechen eindeutig dafür. Denk mal an die Resultate der Blutuntersuchung bei Peake: Gerade mal eine ganz geringe Menge von Thorazin. Heidi hatte die Medikamente bei ihm schon seit einer ganzen Weile ausgeschliffen. Wie Ciaire vermutlich auch. Aber Ciaire wollte damit bezwecken, dass er über sein Verbrechen zu reden anfing, weil sie unbewusst versuchte, irgendwo doch eine gute Seite an seiner Seele zu finden, in der Hoffnung, damit ihren eigenen Bruder wenigstens teilweise zu rehabilitieren. Heidi wollte nur, dass Peake so weit funktionierte, dass er bei seiner Flucht kooperierte und - noch wichtiger - in der Lage war, vor der Kamera zu agieren. Indem er Suzy und Marvelle vor der Kamera umbrachte, sollte sich das Monster schließlich offenbaren. Aber es hat nicht funktioniert. Er hat nicht mitgespielt. Du hast gesehen, in welchem Zustand er war. Ganz gleich, ob mit oder ohne Thorazin, seine Handlungsfähigkeit ist extrem niedrig, und das schon seit Jahren. Selbst zu seinen besten Zeiten lag sein IQ allenfalls im Grenzbereich. Durch die Schnüffelorgien und den Alkoholmissbrauch in seiner Jugend ist er noch mal um ein paar Punkte abgerutscht. Das Thorazin und die tardive Dyskinesie haben ihn weiter benebelt. Er war nie in der Verfassung, ein Verbrechen zu planen oder auszuführen, nicht einmal ein desorganisiertes Massaker wie das, mit dem Jacob Haas im Haus der Ardullos konfrontiert war. Peake hatte nicht das Geringste zu tun mit Heidis Tod oder dem von Frank Dollard. Er hatte weder ein Motiv noch die Fähigkeiten dazu. Und für die Ardullos gilt das Gleiche.«
    »Das Massaker an den Ardullos war aber das sinnlose Verbrechen par excellence«, sagte Milo. »Das Werk eines durchgeknallten Irren. Da ist ein Motiv gar nicht nötig.«
    »Genau das wollte Derrick Crimmins alle Welt glauben machen«, sagte ich. »Und er hat es auch geschafft. Aber irgendwo gibt es immer ein Motiv, ob psychotisch oder anders gelagert. Peake ist kein krimineller Superman, er ist nur eine tragische Figur. Derrick hat alles bis ins Letzte geplant: Das Gute gegen das Böse; Derrick hat’s gegeben, Derrick hat’s genommen.«
    Wieder wurde nachgeschenkt. Milo sagte: »Der Tollkühne Rächer.«
    »Ab einem bestimmten Zeitpunkt hat Crimmins dann angefangen, an seine eigene Propaganda zu glauben. Peake als das vermeintliche Monster, Derrick als der Engel der Erlösung.
    Das Problem ist nur, dass Peake überhaupt nicht in die gängigen Schemata eines psychotischen Mörders passt. Er hat niemals auch nur die geringsten Anzeichen von
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