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Monster

Monster

Titel: Monster
Autoren: Jonathan Kellerman
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riesig groß. Ich erinnerte mich an seine überproportionierten Füße.
    Er ließ die Frau mit den kastanienbraunen Haaren Höllenqualen leiden, doch allem Anschein nach bereitete es ihm nicht das geringste Vergnügen. Auch er hielt die Augen geschlossen.
    Süße Träume jenseits von Lust?
    Der Mann mit der Videokamera in der Hand knuffte ihn.
    Eine Handkamera - klein, kompakt, mattschwarz und nicht viel größer als ein Buch -, die einen cremig weißen Lichtstrahl in die Dunkelheit absonderte.
    Peake bewegte sich nicht, worauf der Mann ihm einen weiteren Stoß versetzte - diesmal härter. Peake öffnete die Augen. Rollte mit den Augen. Leckte sich über die Lippen. Der Kameramann vor ihm hielt jede seiner Bewegungen fest. Sirren. Peake sackte wieder in sich zusammen. Der Kameramann ließ die Kamera los. Sie baumelte an seiner Seite, und das Objektiv schwenkte nach oben. Der Lichtstrahl wanderte aufwärts an der Felswand entlang, wodurch die augenförmige Projektion zustande kam, die wir zuvor gesehen hatten. Der Kameramann bewegte sich, und das Auge verschwand.
    Milo biss die Zähne zusammen. Er drückte sich weiter am Wagen vorbei, um einen besseren Blick auf die Szenerie zu bekommen. Ich folgte ihm.
    Ansonsten war niemand in dem Felsenrund. Der Kameramann stand mit dem Rücken zu uns.
    Er war groß und dürr. Sein Kopf klein, rund, glatt rasiert und weiß glänzend vor Schweiß. Ein schwarzes Piratenhemd, die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgerollt. Schwarze Jeans, staubige schwarze Stiefel mit dicken Gummisohlen. Ein Designerlabel verlief diagonal über die rechte Gesäßtasche. Aus der linken Tasche ragte der Griff einer weiteren chromglänzenden Automatik.
    Milo und ich schoben uns weiter voran, blieben jedoch wie angewurzelt stehen, als der Kies unter unseren Füßen plötzlich zu knirschen begann. Der Kameramann zeigte keine Reaktion. Er war beschäftigt. Murmelnd stand er da und stieß Peake immer wieder an.
    Zu beschäftigt damit, Peake zurechtzubiegen.
    Er setzte ihn aufrechter hin. Fummelte an seinem Gesicht herum, um einen gewünschten Ausdruck zu formen. Er rückte die Pistole in Peakes Hand zurecht.
    Die an seiner Hand festgemacht war.
    Sowohl die Waffe als auch Peakes knochige Finger waren mit durchsichtigem Klebeband umwickelt. Peakes Arm wurde von hinten mit einem Stativ in seiner unnatürlich hohen Position gehalten. Auch hier Klebeband zur Fixierung des Armes.
    Milo kniff die Augen zusammen, hob das Gewehr, legte an und zielte, doch er hielt inne, als der Kameramann sich unvermittelt bewegte.
    Er machte eine halbe Drehung und betastete etwas.
    Eine stramm gespannte, schräg nach unten verlaufende Leine, die zart in der Dunkelheit schimmerte.
    Eine Angelschnur aus Nylon. So dünn, dass sie aus der Entfernung nahezu unsichtbar war.
    Eine Schnur, die vom Abzug der Automatik zu einem Pflock verlief, der in den staubigen Boden gerammt war.
    Ein Ruck genügte, und schon würde Peakes Finger nach hinten gezogen und der rotbraunen Frau eine Kugel ins Hirn gejagt.
    Special Effects.
    Der Kameramann strich mit der Fingerspitze über die Angelschnur und machte einen Schritt rückwärts. Peakes Arm verharrte steif in seiner unnatürlichen Position, doch der Rest seines Körpers wirkte wie aus Gummi. Mit einem Mal wurde er von einer Welle tardiver Symptome erfasst, und er fing an, mit dem Kopf zu kreisen, sich die Lippen zu lecken und mit den Augenlidern zu zucken. Seine Finger krümmten sich, und die Leine zuckte.
    Dem Kameramann gefiel das. Er richtete das Objektiv auf die Frau. Dann auf die Pistole. Schwenkte wieder zurück zu der Frau. Auf der Suche nach der Einstellung, die am meisten hergab. In der Hoffnung auf eine spritzige Szene.
    Peake hörte auf, sich zu bewegen. Die Leine erschlaffte.
    Der Kameramann fluchte und trat Peake gegen das Schienbein. Peake zeigte keine Reaktion, sondern sackte nur wieder in sich zusammen.
    »Weiter so, du Arsch, du schaffst das.« Eine Stimme wie aus dem Keller. »Mach weiter, Mann.«
    Peake leckte sich die Lippen. Seine Beine fingen an zu zittern, während der Rest seines Körpers unbeweglich blieb.
    »Prima! Wackel weiter mit den Knien - nicht aufhören, du elendes Stück Psychoscheiße.«
    Peake zeigte keine Reaktion auf die Beschimpfungen oder den Tonfall des Kameramannes.
    Er war ganz woanders. Der Kameramann ging auf ihn zu und schlug ihm ins Gesicht. Die Frau mit den rotbraunen Haaren öffnete ihre Augen, wurde von einem Schauder gepackt und schloss sie sofort
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