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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer
Autoren: P. J. Tracy
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einer Vollautomatik verschossen hat. Der totale Overkill. Dieses Zeug fragmentiert wie verrückt. Ein einziger guter Treffer in die Brust von dieser Sorte …«, er nickte in Richtung des Leichnams, »… ein Treffer, und der Job ist erledigt.«
    Halloran starrte neugierig in das gütige, von den Jahren gezeichnete Gesicht des Arztes, der auch ihn selbst zur Welt gebracht hatte, der ihm bei jeder Impfung seiner Kindheit Lutscher geschenkt und der chinesische Tusche in den Gips gemischt hatte, damit er einen männlich aussehenden Gipsverband tragen konnte, als er sich in der zweiten Klasse das Handgelenk gebrochen hatte. Nicht die Sorte Arzt, von der man annimmt, dass sie sich auskennt mit dem Resultat von automatischem Gewehrfeuer. »NATO-Munition, Doc?«, fragte er leise. »Lernt man das auf der Universität?«
    Die weichen Hängebacken des alten Arztes spannten sich plötzlich ein wenig. »Nam«, sagte er auf eine Weise, die die einzelne Silbe schwer und dunkel und endgültig klingen ließ.
    Halloran und Bonar warfen sich einen schnellen Blick zu. Da kannte man einen Mann scheinbar sein ganzes Leben lang und wusste doch so wenig über ihn.
    Das Geräusch von platschendem Wasser ließ alle zur Rampe hinübersehen, wo ein Taucher ans Ufer stieg, der in seinem merkwürdig glänzenden Neoprenanzug mit der Pressluftflasche auf dem Rücken und der Maske vor dem Gesicht wie ein Alien aussah. Halloran fühlte sich an alte Monsterfilme im Vormittagsprogramm erinnert und wäre jetzt am liebsten zu Hause gewesen, um sich einen anzusehen.
    Der Taucher zog seine Maske ab, während er sich den Männern näherte. »Sie brauchen noch mehr Leichensäcke«, sagte er.
    Innerhalb einer Stunde lagen zwei weitere Tote auf dem winzigen Strand – ein jüngerer, ein älterer, beide so nackt wie der erste und mit ähnlichen Wunden in der Brust. Doc Hanson kommandierte zwei unglückliche Deputys herum, die die Leichen in einer Reihe arrangierten, bis er zufrieden war.
    »So«, sagte er schließlich und winkte Halloran und Bonar zu sich.
    Sie standen am Fußende des grauenvollen Trios. »Seht euch die Wunden an, von links nach rechts«, sagte Doc Hanson. »Es sieht fast so aus, als würden die Kugellöcher in einer Linie verlaufen, wie?«
    Halloran blinzelte und kniff die Augen zusammen, bis er nur noch die Wunden sah, nicht die Leichen, die von den Kugeln durchsiebt worden waren. »So haben sie gestanden, als sie erschossen wurden«, sagte er leise, und Doc Hanson nickte.
    »Genau so. Der Schütze war Rechtshänder. Die Waffe wanderte von links nach rechts.«
    Bonar schob die Lippen vor, als hätte er soeben auf etwas widerlich Schmeckendes gebissen. »Und warum kein Linkshänder? Warum nicht von rechts nach links?«
    Doc Hanson zögerte, bevor er antwortete – als wollte er sein Wissen nur ungern preisgeben. »Wenn man eine automatische Waffe abfeuert, Bonar, dann verschießt sie eine Salve. Die Kugeln kommen so schnell, wenn man den Abzug durchzieht, dass man eine ganze Menge in die gleiche Richtung jagt, bevor man die Waffe herumschwenken kann. Siehst du den Toten links, den wir zuerst rausgezogen haben? Neun Treffer. Er war der Erste in der Reihe. Der in der Mitte wurde fünfmal getroffen, und der rechte nur dreimal. Also ist es folgendermaßen gewesen: Jemand hat diese drei in einer Reihe aufgestellt und auf einen Schlag exekutiert.«
    In Doc Hansons Stimme schwang ein hohler Unterton mit, der Halloran daran hinderte, den alten Arzt anzusehen. Stattdessen starrte er auf die Leichen. »Sie kennen sich mit so was aus?«, fragte er. »Haben Sie so was schon mal gesehen?«
    Doc Hanson schob die Hände in die Taschen, dann zog er sie sofort wieder hervor und starrte ärgerlich auf die Latexhandschuhe, die er soeben ruiniert hatte. »Nicht in diesem Land«, antwortete er.

KAPITEL 3
    Grace MacBride stand an einem der offenen Sprossenfenster im zweiten Stock und ließ den Blick über das Grün draußen schweifen, während hinter ihr mehrere Computer summten. Allmählich gewöhnte sie sich an ihr neues Büro und die üppigen Baumwipfel vor dem Fenster anstelle der Skyline von Minneapolis und daran, dass es hier dank der exklusiven Lage in der Summit Avenue im Gegensatz zum hektischen und lauten Gedränge des Großmarktbezirks relativ still war.
    Der Umzug des Büros von Monkeewrench in Harley Davidsons Villa hatte eigentlich nur vorläufig sein sollen, doch es war inzwischen fast ein Jahr her, dass sie jene blutbesudelte Fabriketage verlassen
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