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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer
Autoren: P. J. Tracy
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das hatte sie zu einem schlechten Cop gemacht. Doch damit war es vorbei. Sie konnte jetzt nach Kingsford County zurück, wenn sie wollte. Sie konnte zurück auf die Straße. Vielleicht konnte sie sogar zurück zu Halloran.
    Halloran zuckte mit keiner Wimper. Er nickte nur. »Es war gerechtfertigt.«
    »Ich hab ihn von hinten erschossen«, sagte Sharon.
    »Trotzdem.«
    »Ich weiß. Es macht mir nichts aus.«
    Halloran schluckte mühsam und fragte sich, wie andere das machten. Du hast es getan, als du ein Junge warst, sagte er zu sich. Du hast es jedes Mal getan, als du auf die Klippe des alten Kalksteinbruchs getreten bist, dich am Seil über das Wasser geschwungen und gehofft hast, dass du dir nicht auf den scharfkantigen Felsen am Ufer sämtliche Knochen brichst.
    »Ich dachte, wir sollten vielleicht heiraten«, sagte er. »Kinder haben und den ganzen Kram.«
    Sharon prustete laut los. Sie klappte vornüber und lachte, und Halloran dachte, dass er entweder soeben einer vollkommen Wahnsinnigen einen Heiratsantrag gemacht hatte – oder dass er es vermasselt hatte, genauso wie er immer wieder alles andere in seinem Leben vermasselt hatte.
    »O Gott … Es tut mir Leid, Mike«, ächzte Sharon schließlich, nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatte, um wenigstens zu versuchen, ein ernstes, zur Gelegenheit passendes Gesicht aufzusetzen. »Aber wir hatten bis jetzt nicht mal eine richtige Verabredung.«
    »Okay, das können wir natürlich vorher tun, wenn du möchtest.«
    Sie drehte sich zu ihm um und nahm sein backenbärtiges Gesicht in beide Hände, um es zu sich herunterzuziehen. Und dann spürte Halloran die Frau unter dem dicken Frotteemantel und sah vor seinem geistigen Auge jene Sharon in dem roten Kleid und den hochhackigen Schuhen und mit den rot glänzenden Lippen, die vor so langer Zeit im letzten Oktober in Kingsford County sein Herz gestohlen und es seither nicht wieder zurückgegeben hatte.
     
    Fünf Stunden später lehnten Gino und Magozzi an der Seite des Wohnmobils und starrten über eine leere Asphaltstraße und ein Feld zu einer großen Scheune hinüber. Grace’ Range Rover stand direkt hinter ihnen geparkt. Die Straße war so schmal, dass die beiden Fahrzeuge sie blockierten, doch nach allem, was sie in der letzten Stunde gesehen hatten, waren die Chancen gering, dass je ein anderes Fahrzeug hierher kommen würde. Das nördliche Wisconsin war nach Ginos Worten das Ende der Welt. Im Maisfeld neben der Scheune zwitscherte eine einzelne Amsel, doch das war ungefähr das einzige Geräusch.
    »Damit hat also alles angefangen«, sagte Magozzi und neigte den Kopf zur Seite, um die Scheune aus einem anderen Winkel zu betrachten.
    Grace kam vom Range Rover nach vorn und lehnte sich zwischen die beiden Männer. »Damit hat es angefangen.«
    Gino schüttelte ungläubig den Kopf. »Was denn – Sharon hat euch einen Umweg von fünfzig Meilen eingebrockt, nur um dieses Ding zu sehen?«
    »Das ist richtig.«
    Gino drückte sich von der durch die Sonne erhitzte Metallfassade des Busses ab. »Also wenn du mich fragst – das ist so ziemlich die dämlichste Scheune, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe«, sagte er und kehrte ins Innere des Busses zurück, um sich eine kleine flüssige Erfrischung sowie einen Nachschlag von der zähen Schokoladenpampe mit dem unaussprechlichen Namen zu genehmigen, die Harley am vergangenen Abend zubereitet hatte. Gino war gegen diesen Abstecher gewesen. Er war begierig darauf, nach Haus zu Angela zurückzukehren.
    »Ich denke, es ist ziemlich erstaunlich«, sagte Magozzi, nachdem Gino gegangen war.
    Die ganze Seite der Scheune war mit einer überdimensionalen, erstaunlich genauen Kopie von Leonardos Mona Lisa bemalt, die ein T-Shirt mit der großen Aufschrift »On Wisconsin!« auf der Brust trug.
    Grace lächelte ihn an wie die Mona Lisa auf der Scheunenwand. »Die Sache ist doch die«, sagte sie, »wären wir nicht den Umweg gefahren, um die Scheune anzusehen, die Gino für das Dämlichste hält, was er je gesehen hat, wir hätten uns nie verfahren. Wir wären nie in Four Corners gelandet, und es wären noch tausend Menschen mehr gestorben.«
    Beide sahen noch eine Weile zu der Scheune, und Grace dachte an Dinge, die geschehen waren, und an Dinge, die hätten sein können, während Magozzi an Dinge dachte, die noch kamen.
    »Möchtest du mich jetzt küssen?«
    Grace blickte zu Boden und lächelte. Man wusste nie, wie kurz die Zeit war, die einem blieb. Doch manchmal, dachte
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