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Monkeewrench - 03 - Mortifer

Monkeewrench - 03 - Mortifer

Titel: Monkeewrench - 03 - Mortifer
Autoren: P. J. Tracy
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konnte er den großen Berg viel zu schwarzer Haare erkennen, der hoch aufgetürmt auf ihrem Kopf schwankte, und als sie sich zur Seite wandte, um vor einem Gast am anderen Ende des Tresens einen Teller hinzusetzen, bemerkte er die lose Haut ihrer Kinne, die sich in einer Kaskade bis zu der Stelle ergossen, wo eigentlich ihr Hals hätte sein müssen.
    Tommy kniff die Augen zusammen, bis Hazels rote Lippen verschwammen und ihre Falten glatt wurden, und schaffte es trotzdem nicht, unter all den Jahren ein kleines Mädchen zu entdecken.
    Auf der anderen Seite der Schaufensterscheibe hob Hazel den Blick, entdeckte Tommy und bewegte grüßend die Finger. Tommy, plötzlich verlegen, winkte zurück. Sein ganzes Leben lang war sie immer nur die alte Hazel gewesen mit den dicken Armen, die einen drückten, bis man quiekte, mit der verrückten Frisur und den frischen Pommes frites, die sie ihm immer anbot, sobald er einen Fuß in das Café setzte.
    Doch seit Großvater Dale ihm die Geschichte erzählt hatte, wie zwei der vier Ecken von Four Corners verschwunden waren, betrachtete er Hazel mit anderen Augen. Heute erschien sie ihm wie ein anderer Mensch, eine exotische, faszinierende Fremde, die mit angesehen hatte, wie ihr Daddy zu Asche verbrannt war.
    Tommy hörte den alten Ford Pick-up, als dieser noch eine gute Viertelmeile entfernt war. Er schob sein Fahrrad auf den Seitenstreifen nahe bei den Bäumen und blickte sich gehetzt um. »Komm her, Junge! Komm schon, wo steckst du diesmal wieder?«
    Der Welpe war ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk, wenig mehr als ein schwarzbraunes Wollknäuel mit zu langen Ohren und einem Hang zum Streunen. Der Hund hatte absolut keinen Verstand, was Autos anging.
    »Hey, Hündchen!« Tommy legte sein Fahrrad zu Boden, ging in die Hocke und spähte zwischen den Bäumen hindurch, die gegenüber dem Café und der Tankstelle standen und bis fast zum Asphalt der Straße reichten. Inmitten der Stämme hingen die letzten geisterhaften Schwaden von Morgennebel, und Tommy hoffte inbrünstig, dass der Welpe von allein wieder herauskommen würde, weil er nicht in den Wald gehen und nach ihm suchen wollte. Es sah aus wie eine Szene aus einem der samstagabendlichen Horrorfilme, in denen Nebel über den schiefen Grabsteinen eines Friedhofs hinwegzog und man genau wusste, dass jeden Augenblick etwas Schlimmes passieren würde.
    Er erschrak, als der Welpe mit großen Sprüngen durch eine Reihe taunasser Farne auf ihn zukam und ihm begeistert in die Arme sprang. Die nasse, flinke Zunge fand Tommys Ohr und brachte ihn zum Kichern. In diesem Moment kam der klapprige weiße Pick-up über den Kamm des Hügels, an dessen Hang Four Corners stand. »Halt still, du zappeliger Wurm!«, befahl Tommy dem Welpen und drückte das Tier fest an seine Brust, während der Pick-up ihn passierte und nach links auf Großvater Dales Tankstelle abbog. Tommys Mum lehnte sich aus dem Beifahrerfenster und winkte ihren Sohn mit dem Zeigefinger zu sich heran.
    Der Welpe tapste hinter Tommy her, als dieser auf dem Fahrrad die Straße überquerte und zur Tankstelle fuhr. Auf halber Höhe gerieten die für den Welpen noch etwas zu groß geratenen Pfoten durcheinander, er überschlug sich und rollte wie ein schwarzbraunes Wollknäuel über den Asphalt. Er rappelte sich auf, schüttelte benommen den Kopf, setzte sich unvermittelt auf die kurzen, krummen Hinterbeine und stieß ein klagendes Jaulen aus.
    Jean Wittig beobachtete das Schauspiel aus dem Fenster des Pick-up und schüttelte den Kopf. Sie war eine hübsche blonde Frau mit heller Haut, auf der langsam zu erkennen war, was die die Sonne einer Farmersfrau antat. »Du musst gut auf das Tier aufpassen, wenn du auf der Straße unterwegs bist, vergiss das nicht.«
    Tommy kam mit blockierendem Hinterrad neben dem Truck zum Stehen und blickte zu seiner Mutter auf. »Keine Sorge«, sagte er, ernst vom Gewicht der auf ihm lastenden Verantwortung.
    »Es könnte spät werden, also denk daran, beim Melken zu helfen und bei allem anderen auch, worum Großvater Dale dich bittet. Warum grinst du so?«
    »Och, wegen nichts.« Tommy grinste weiter.
    »Du glaubst wohl, wir fahren Geburtstagsgeschenke für dich kaufen, wie?«
    »M-hm.«
    Harold Wittig beugte sich vor und spähte an seiner Frau vorbei durch das Fenster auf seinen Sohn herab. Er tat überrascht. »Was denn, hat jemand Geburtstag?«
    Tommys Grinsen wurde breiter.
    »Verdammt, wir fahren doch bloß nach Fleet Farm, um ein paar Ersatzteile
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