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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster
Autoren: Bastei Lübbe
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Weile teilte sich die Spur, rasch wurde in der Gruppe verhandelt, wer in welcher Richtung reiten sollte, dann teilten sich auch die Reiter und setzten die Jagd fort. Wie sich herausstellte, hatte Tom tatsächlich alles getan, um seine Verfolger zu verwirren, denn die Spuren teilten sich immer häufiger, sodass immer kleinere Gruppen entstanden. Schließlich konnten sogar immer nur noch zwei Leute miteinander reiten, das Mindeste, was Frau Andresen ihren Gästen für Ritte im Freien vorschrieb.
    Kathrin hielt sich dicht an Diane. Sie hatte große Angst, am Ende zusammen mit Pat übrig zu bleiben oder mit Angie, von denen keine Rücksicht auf sie genommen hätte, und als sich schließlich wieder zwei verschiedene Schnipselspuren ergaben, sagte sie sofort: »Komm, Diane. Wir nehmen diese Richtung!«
    Diane, dankbar für diese Chance, den mutigeren Reitern zu entgehen, stimmte sofort zu. Die beiden Mädchen trabten langsam in Richtung Deich.
    Die Schnipsel lagen jetzt bereits in viel größeren Abständen, offenbar waren Toms Vorräte knapp geworden.
    »Wäre es nicht lustig, wenn ausgerechnet wir den Fuchs fangen würden?«, fragte Kathrin. »Ich wette, das traut uns keiner zu.«
    »Pat würde das ziemlich treffen«, sagte Diane. »Ich glaube, sie ist absolut wild darauf zu siegen. Erstens muss sie beweisen, dass sie das beste Pferd hat, und zweitens ist ihr Tom der Fuchs. Sie kann ihn einfach keiner anderen überlassen.«
    »Pat hat bestimmt noch nie etwas jemand anderem überlassen müssen. Ich bin sicher, sie hat immer bekommen, was sie wollte.«
    Diane sah Kathrin von der Seite an. »Bestimmt nicht immer, Kathrin. Niemand kriegt alles, was er will. Aber sie hat sicher nicht oft verzichten müssen - so wie du auf Ted. Daran hast du doch eben gedacht, oder?«
    Kathrin nickte. »Ja. Ich denke schon noch manchmal an ihn. Er sah so gut aus. Und er mochte mich ... ich weiß, dass er mich mochte, bis er herausbekam, dass ich ihn mit meinem Alter angeschwindelt habe. Damit habe ich alles kaputtgemacht.«
    »Vielleicht wäre er gar nicht mit dir ausgegangen, wenn er gewusst hätte, dass du erst fünfzehn bist. Weißt du, ich glaube ja, dass er nett ist. Aber nach allem, was du erzählt hast, ist er auch ein bisschen leichtsinnig, und er legt sich bestimmt noch nicht auf ein Mädchen fest. Ich meine, selbst wenn es irgendetwas geworden wäre zwischen euch, dann wärst du nicht sonderlich glücklich mit ihm geworden. Vielleicht ist es besser so. Immerhin verdankst du der Begegnung mit ihm eine ungeheuer aufregende Geschichte, mit der du noch jahrelang alle Leute unterhalten kannst.«
    »Tja«, machte Kathrin unbestimmt.
    Sie schlug sich mit ihrem Liebeskummer herum, und es halfen keine besänftigenden Worte. Es war untertrieben, was sie Diane erzählt hatte: Sie dachte nicht manchmal an Ted, sie dachte ziemlich häufig an ihn. Daran, wie er sie in der Diskothek geküsst hatte. Es hätte alles so schön werden können.
    Später wusste keiner mehr, warum Kathrins Pferd plötzlich gescheut hatte. Vielleicht hatte es die Unaufmerksamkeit seiner Reiterin gespürt, jedenfalls machte es auf einmal einen Sprung zur Seite, und Kathrin, ungeübt wie sie war, landete sofort auf dem Boden. Das Pferd, der dicke, ältere Wallach Abdullah, erlebte eine ungeahnte Anwandlung von Temperament: Er bäumte sich auf, drehte sich um und galoppierte in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren. Ziemlich verdattert schauten die beiden Mädchen hinter ihm her.
    Diane stieg vom Pferd und beugte sich besorgt zu Kathrin herab. »Ist etwas passiert? Hast du dir wehgetan?«
    Kathrin rappelte sich auf. »Nein. Aber Abdullah ist weg, Mist! Was machen wir jetzt?«
    »Wir können nicht zusammen auf mein Pferd, das wäre zu schwer. Ich glaube, wir müssen zurücklaufen.«
    »Und wenn das hier nun die richtige Spur ist? Dann findet niemand Tom!«
    »Ja, aber es hat keinen Sinn. Wir müssen zurück. Schon um herauszufinden, ob das Pferd gut daheim angekommen ist.«
    Das sah Kathrin ein. Niedergeschlagen machten sich die beiden Mädchen auf den Weg. Was für ein dummes und beschämendes Ende der schönen Schnitzeljagd!
    Klaus war traurig und wütend. Er hatte sich wirklich wohlgefühlt auf der Eulenburg. Er mochte die vielen jungen Leute, die immer hierherkamen, das Jahr über einfach nur jeden Tag zum Reiten, in den Ferien, um hier zu wohnen. Und er liebte Tiere und bewegte sich gern an der frischen Luft. Natürlich, er war ein Langschläfer, und anstatt wie
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