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Mondscheingeflüster

Titel: Mondscheingeflüster
Autoren: Bastei Lübbe
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Bonbon aussah.
    »Kühl, windig und trocken«, sagte Tom. »Also geradezu ideal für eine Fuchsjagd!«
    Tom sollte den Fuchs spielen. Das bedeutete, er würde ein buntes Band locker um seinen Arm schlingen - den Fuchsschwanz, den es zu erbeuten galt. Dann würde er eine Stunde vor den anderen losreiten und seinen Weg mit weißen Papierschnipseln markieren, wobei er natürlich auch falsche Fährten legen und seine Verfolger in die Irre führen durfte. Die anderen würden als geschlossene Gruppe folgen, konnten sich aber auch trennen, wenn sich die Spur plötzlich teilte. Wer dann tatsächlich als Erster beim Fuchs war und ihm das Band vom Arm riss, hatte gewonnen.
    Während des Frühstücks ereignete sich noch ein kleines Drama. Klaus, der leichtsinnige junge Pferdepfleger, der durch das falsche Füttern Lucias Krankheit verursacht hatte, war aufgetaucht und wurde von Frau Andresen sofort zur Rede gestellt.
    »Wie oft habe ich Ihnen gesagt, Sie sollen den Pferden nicht so viel Gras geben? Und schon gar nicht Lucia. Und überhaupt am allerwenigsten darf es nasses Gras sein! Wissen Sie, was Sie beinahe angerichtet hätten? Sie hätten Lucia umbringen können!«
    Klaus stand da wie ein begossener Pudel.
    »Tut mir leid, Frau Andresen, ehrlich, tut mir wirklich richtig leid. Ich hab's nur gut gemeint, ich mag die Pferde doch. Ich wollte nicht, dass Lucia krank wird. Ich ...«
    Der ganze Disput spielte sich im Frühstückssaal ab, und alle hörten gebannt zu.
    »Was Sie wollten oder nicht wollten, ist in diesem Fall völlig uninteressant«, schnitt Frau Andresen dem jungen Mann das Wort ab. »Sie sind doch wohl nicht so dumm, dass Sie sich nicht ein paar einfache Zusammenhänge merken könnten, oder? Ich habe Ihnen hundertmal erklärt, wie Sie füttern sollen, da Sie sich aber weigern, diese Vorschriften zu befolgen, müssen wir uns leider trennen.«
    Klaus stieß einen Laut des Entsetzens aus und verlegte sich aufs Bitten.
    »Das können Sie nicht tun, Frau Andresen! Ich finde doch nichts anderes mehr. Außerdem macht mir der Job echt Spaß. Ich mag die Pferde, und sie mögen mich auch.«
    »Natürlich mögen die Pferde Sie, weil sie ja von Ihnen mehr als genug zu fressen bekommen. Nein, Klaus, ich kann nicht riskieren, dass so etwas wie letzte Nacht noch einmal vorkommt. Bitte sehen Sie sich nach einer neuen Arbeit um.«
    Die jungen Leute vor ihren Frühstückstellern senkten betreten die Augen. Klaus versuchte es noch einmal, aber Frau Andresen ließ sich nicht erweichen. Schließlich drehte er sich um und verließ langsam den Raum.
    Nach dem Frühstück drängten alle gleich hinaus. Über den blauen Himmel segelten vereinzelt ein paar weiße Wölkchen, ein frischer Wind blies vom Meer her ins Land.
    »Zieht euch warme Anoraks an«, sagte Frau Andresen. »Es ist ziemlich kühl. Und ihr wisst, was vereinbart ist: Wenn bis drei Uhr niemand den Fuchs gefangen hat, kehren alle hierher zurück.«
    Während die anderen noch ihre Pferde putzten und aufsattelten, ritt Tom bereits los. Ein aus gelben, roten und grünen Wollfäden geflochtenes Band wehte an seinem Arm. Am Sattel hingen große Tüten mit Papierschnipseln. Er hatte sich für Arpad entschieden, ein sehr schnelles, wendiges Pferd.
    »Typisch«, sagte Angie, »mit diesem Pferd allein hat er schon einen Vorteil!«
    »Nicht gegenüber Fairytale«, widersprach Pat, die es nicht duldete, dass irgendein anderes Pferd als besser oder schneller angesehen wurde. »Mit Fairytale hole ich ihn leicht ein!«
    Ungeduldig warteten alle auf das Zeichen zum Start. Frau Andresen hielt sich streng an die Regeln: Nicht eine Minute vor Ablauf der vereinbarten Stunde ließ sie die anderen losreiten.
    Dann aber galoppierten die Pferde nur so über den Hof. Die Unruhe ihrer Reiter hatte sie angesteckt, zum Schluss waren sie auch schon ganz nervös hin und her getrippelt. Jetzt durften sie sich erst einmal richtig austoben. Denn vorläufig führte die Spur einfach nur schnurgerade über die Wiesen. Als Einzige blieben Kathrin und Diane etwas zurück. Beide waren keine besonders guten Reiter: Kathrin, weil sie einfach unsportlich war, und Diane, weil sie sich eigentlich vor Pferden fürchtete und nur ihrer Schwester zuliebe mit dem Reiten angefangen hatte. Jedes Mal, wenn das Tier unter ihr etwas schneller wurde, fürchtete sie, in hohem Bogen hinunterzustürzen, und es hing wohl mit dieser Angst zusammen, dass sie tatsächlich schon ein paarmal recht schmerzhaft gefallen war.
    Nach einer
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