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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Andrea setzte sich an das andere Fenster in die letzte Reihe. Sie war noch ein wenig verschlafen und wirkte mürrisch. Zwischen Tom und ihr stand jetzt nur noch ein Koffer auf dem Boden. Birgit nahm direkt vor Andrea Platz – obwohl sie sich beim Frühstück zunächst kurz angegiftet und die restliche Mahlzeit über angeschwiegen hatten.
    Die beiden Münchner, Michael und Martin, stiegen zum Fahrer in die vordere Sitzreihe, die als einzige drei Personen nebeneinander Platz bot und von wo sie den besten Blick auf die Straße hatten. Kai und Kathrin setzten sich in die erste Reihe hinter den Fahrer und für Hans blieb nur der Sitz vor Tom übrig. Ihr Reiseleiter Manfred nahm den Platz am Steuer ein und die Türen schlugen mit einem scheppernden Knall zu.
    Der Wagen setzte sich mit aufheulendem Motor ruckartig in Bewegung. Im näheren Umkreis ihres Hotels reihte sich ein großes Anwesen an das andere. Diplomaten residierten hier, Industrielle und Menschen, die sich in mehr oder weniger legalen Berufszweigen ein stattliches Vermögen erworben hatten. Die Straße war in diesem Teil Entebbes, des edlen Vororts der Hauptstadt Kampala, akzeptabel, doch das sollte sich schnell ändern. Reifenpannen gehörten im Landesinneren zur Tagesordnung.
    Schon nach einer Viertelstunde waren die Häuser deutlich kleiner, die Straßen löchriger. Der Land Cruiser wirbelte feinen rotbraunen Staub auf, der an Bäumen, Palmen und Sträuchern hängen blieb. Als Tom einen Blick nach hinten aus dem Fenster warf, sah er, dass sie mit ihrem Fahrzeug die Szenerie in eine große Wolke tauchten.
    »Entebbe ist die Stadt der Reichen.« Hans erklärte den Mitreisenden die Umgebung, während Andrea, der er sich dabei immer wieder kurz zuwandte, konsequent aus dem Fenster sah. »Sie ist auf mehreren Hügeln erbaut und liegt teilweise auf einer Halbinsel im Viktoria-See. Die offizielle Quelle des Nils, nach der die großen Erforscher Afrikas jahrhundertelang gesucht haben, ist der Ausfluss aus dem See. Sie befindet sich hier ganz in der Nähe. In Jinja. Der See selber, der drittgrößte Binnensee der Welt, ist durch die angrenzende Industrie im Grunde vollkommen vergiftet und schon vor vielen Jahren umgekippt. Aber da ist schon lange der Schwamm drüber gewachsen.«
    Tom hob erstaunt den Blick. »Schwamm drüber gewachsen ...«, murmelte er.
    »Außerdem lebt in ihm der weltberühmte Viktoria-Barsch«, fuhr Hans fort, der Tom nicht gehört hatte.
    »Der erst in den 60er Jahren hier ausgesetzt wurde und seitdem die meisten anderen Fischarten verdrängt hat«, fügte Tom aus dem Fenster blickend hinzu.
    »Die Hauptstadt Kampala«, erklärte Hans weiter, »liegt fünfunddreißig Kilometer von Entebbe entfernt.«
    »Zum Glück müssen wir nicht durch die Stadt fahren«, rief Manfred von vorne gegen den Motorenlärm. »Der Verkehr dort ist eine Katastrophe, daher fahren wir auf einer Landstraße daran vorbei.«
    »Kampala ist ein Moloch«, sagte Hans. »Geschätzte eineinhalb Millionen Menschen leben dort. In den vielen Elendsvierteln um die Stadt herum hausen noch viel mehr. Bestimmt eine weitere Million, würde ich sagen.«
    Hans erzählte so angeregt, als sei er schon zigmal in Kampala gewesen, doch wie sich schnell herausstellte, hatte er Deutschland noch nicht oft verlassen. Er wusste nahezu alles über Afrika, über Uganda, die Länder rundherum, über die Tiere und die Natur, die politischen und gesellschaftlichen Probleme, über die Auseinandersetzung mit Ruanda während des Genozids 1994 und über die ruandischen Rebellen, die danach in den Kongo abwanderten – der damals für eine kurze Zeit Zaire hieß – und immer wieder die Grenze nach Uganda übertraten. Letztlich waren diese Informationen jedoch keine Neuigkeiten. Was er referierte, stand in jedem Reiseführer. Und doch schien Hans das unbändige Bedürfnis zu haben, seinen Mitreisenden die Welt zu erklären.
    Andrea unterbrach seine Ausführungen: »Bist du nun schon einmal hier in Uganda gewesen oder nicht?«
    »Das ist lange her«, antwortete er, offensichtlich erfreut, dass sie ihn ansprach. Er blickte ihr direkt in die Augen. »1970/71. Ich war damals mit Freunden eine Weile hier. Einige der Leute von damals bekleiden heute hohe Positionen in Deutschland ... « Andreas Stirn wurde von einer tiefen Falte geteilt. Sie öffnete den Mund, schien etwas fragen zu wollen, schloss den Mund dann jedoch wieder.
    »Aber ich habe heute keinen Kontakt mehr zu diesen Menschen ...«, fügte Hans
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