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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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verschwörerisch hinzu.
    Andrea guckte Hans erstaunt an. Dann griff sie nach Birgits Schulter, um das Gespräch mit Hans demonstrativ zu beenden. Birgit deutete eine Kopfdrehung nach hinten nur an und lächelte knapp. Schließlich beugte Andrea sich vor, schob ihren Kopf zwischen Birgits Wange und die Autoscheibe, um leise mit ihr reden zu können.
    »Was ist mit dir los?«, fragte sie wispernd.
    »Wieso?«, gab Birgit nüchtern zurück. »Mir geht’s gut.« Sie wich von Andreas Kopf zurück.
    »Du hast dich in den letzten Monaten verändert ...«
    Birgit schnaubte ein paar unverständliche Worte und richtete den Blick nun starr durch die Frontscheibe auf die Straße.
    »Wir haben nie darüber gesprochen ..., aber ich habe mich sehr gefreut, dass du dich vor ein paar Monaten gemeldet hast. Nach der langen Zeit, in der wir keinen Kontakt hatten. Nach all dem, was geschehen ist ...« Sie sah Birgit neugierig an. »Und ich bin froh, dass du mich ermutigt hast, diese Reise zu machen. Allein hätte ich mich wohl nicht dazu durchgerungen.«
    Nun wandte sich Birgit doch zu Andrea um. »Du bist doch sonst nicht so zimperlich.«
    »Früher nicht, nein. Aber ich war erschüttert, als mein Vater mir die Wahrheit erzählt hat. Eine Zeit lang hatte ich für nichts Kraft. Andererseits ...«, sie ließ den Blick aus dem Fenster schweifen, »sind diese ewigen Geheimnistuereien nun endlich passé.«
    Birgit schwieg, blickte weiterhin nach vorne, wo die staubige Landschaft mit den für europäische Augen ungewohnt üppigen Pflanzen und kleinen Hütten vorbeizog.
    »Jedenfalls war ich dadurch emotional völlig am Boden. Und dann warst du plötzlich wieder da und hast mir deine Schulter geboten. An dir konnte ich mich wieder aufrichten. Und du selbst bist in dieser Zeit aufgeblüht. So habe ich dich noch nie erlebt.«
    »Auch ich verändere mich nun mal – das hättest du wohl nicht gedacht ...«, brachte Birgit hervor. Dass sie dabei Tränen in den Augen hatte, konnte Andrea aus ihrer Position nicht sehen.
    »Du bist immer in deiner Arbeit in der Klinik aufgegangen, hast dich mit ganzer Kraft für andere eingesetzt. Für deine Patienten. Allerdings hast du dich dabei selber oft vergessen. Damals, als wir den Kontakt verloren haben, warst du im Grunde eine ...« Sie machte eine kurze Pause. »Naja, du warst zwar ausgebildete Ärztin, aber eher unscheinbar, jemand, der auf Partys am Rand bleibt. Wenn ich dich jetzt vor mir sehe, dann bist du ein vollkommen anderer Mensch. Was ist passiert?«
    Birgit warf Andrea einen vernichtenden Blick zu. »Vielleicht kommt dein Eindruck eher daher, dass du so lange nur auf dich selber geachtet hast«, sagte sie mit unterkühlter Stimme und drehte sich wieder nach vorne. »Du hast dich nie für andere Menschen interessiert.«
    Andrea setzte zum Protest an, aber Birgit ließ sich nicht bremsen.
    »Guck dir die Welt hier draußen an: Diese Menschen auf der Straße können nur existieren, weil sie sich auf andere verlassen, weil sie eine Familie haben, die ihnen am Herzen liegt. In Deutschland hat all das keinen Wert mehr. Da werden die Ellenbogen ausgefahren, und jeder kämpft für sich allein. Das ist ein zum Scheitern verurteiltes System.«
    Sie hatten die Häuser Entebbes hinter sich gelassen und fuhren nun auf einer teilweise asphaltierten Landstraße durch kleinere Dörfer. Immer wieder musste Manfred die Geschwindigkeit an quer verlaufenden Bodenwellen drastisch drosseln. »Sleeping Policemen« nannte er sie. Die Gegend war flach, kleine Ortschaften tauchten auf, Motorräder, Fahrräder, voll besetzte Kleinbusse und Fußgänger bevölkerten die Straßen. Sie fuhren an einem Markt vorbei, auf dem Hühner und Bananen, Stoffe und Kohle, Mais und tausend andere Dinge angeboten wurden. Die afrikanischen Frauen trugen leuchtend bunte Wickelkleider, Kinder liefen zwischen den Autos hindurch, Männer diskutierten im Schatten der Bäume.
    Manfred hielt den Wagen an, um frische Lebensmittel für die Tour zu besorgen. Nach und nach stiegen auch die Mitfahrer aus.
    Die Straße war staubig. Überall waren Menschen unterwegs. Die meisten von ihnen trugen keine Schuhe, sondern liefen barfuß über den festgestampften Boden. Einige starrten die Europäer mit so unverhohlener Neugier und Offenheit an, als hätten sie noch nie Weiße gesehen. Motorräder rasten in halsbrecherischem Tempo an ihnen vorbei. Unzählige Fahrräder mit gepolsterten Gepäckträgern, auf denen Menschen und oftmals viel zu große Lasten
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