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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Ruandas.
    Da seine Soldaten nur langsam vorankamen, konnte Paul sich Zeit für einen kleinen Rundgang lassen. Weit aufgerissene Augenpaare starrten ihn aus den dunklen Gruben an. Unter den Arbeitern waren viele Kinder. Sie machten am wenigsten Ärger und gehorchten den Aufsehern, ohne mit der Wimper zu zucken. Außerdem tat er ihnen im Grunde einen Gefallen, wenn er sie beschäftigte, denn wenn die Frauen hier so viele Kinder zur Welt brachten, mussten sie sie auch irgendwie ernähren. Und er war nun mal der einzige Arbeitgeber in der Region. So war die Lage.
    Plötzlich ertönten am Rand der Mine Schreie. Ein paar Kinder flohen laut rufend aus ihren Löchern und ließen dabei das wertvolle Erz fallen. Ein lautes, durchdringendes Klopfen zog Pauls Aufmerksamkeit auf sich. Dann sah er ihn: einen dieser männlichen Berggorillas, dessen Rückenbehaarung sich mit den Jahren grau verfärbt hatte und der als stärkstes Tier das Oberhaupt einer Gorillagruppe war. Der riesige Silberrücken hatte sich direkt am Waldrand auf die Hinterbeine gestellt. Hinter ihm, halb von den Büschen verdeckt, erkannte Paul zudem zwei deutlich kleinere Weibchen. Der Silberrücken schlug mit den Handflächen auf seine muskulöse Brust, ließ sich dann wieder auf alle Viere nieder und bewegte sich bedrohlich langsam am Rand der Mine entlang.
    Schon lange hatten sie Probleme mit diesen Berggorillas, die immer wieder in den Dörfern auftauchten und nahe an die Minen herankamen. Paul hatte sich zunächst darüber gewundert, da die Tiere von Natur aus sehr scheu waren, doch dann hatte er erfahren, dass diese Gorillas vermutlich aus Uganda in den Kongo herübergekommen waren. In ihrer alten Heimat waren sie von Rangern an Menschen gewöhnt worden, um als lebende Attraktion und Fotomotiv den Tourismus zu fördern und der ugandischen Regierung Devisen in die leeren Kassen zu spülen. Von Zeit zu Zeit überquerten sie auf ihren Wanderungen die Grenze und durchquerten die Berge im Kongo. Hier störten sie jedoch den normalen Ablauf in den Minen, denn die Menschen aus der Region waren von einer irrationalen Angst vor den riesigen Tieren beherrscht. Wie dumm von ihnen.
    Die Arbeiter und die vorbeimarschierenden Soldaten blickten zum Waldrand, wo sich der beeindruckende Silberrücken mittlerweile niedergelassen hatte und auf Blättern kaute. Wenn nicht bald etwas geschah, würde seine Anwesenheit die Arbeit für Stunden lahm legen. Paul nahm seine Kalaschnikow von der Schulter, stieß zwei vor ihm stehende Arbeiter zur Seite und bewegte sich langsam auf den Berggorilla zu. Er wusste, wie er sich zu verhalten hatte. Keine hastigen Bewegungen, nicht wegrennen, auf keinen Fall in die Augen des Tieres schauen. Die Arbeiter um ihn herum waren einen Moment lang erstaunt, doch nach und nach schienen sie zu verstehen, was er vor-hatte.
    Als er auf zehn Meter an den Silberrücken herangekommen war, hob er sein Gewehr und richtete die Mündung auf das Tier. Er durfte jetzt nicht zittern. Die AK-47 lag schwer in seinen Händen, ein Schweißtropfen rann ihm die Stirn herunter. Der Berggorilla hob den Kopf und sah Paul direkt in die Augen. Im nächsten Moment konnte das riesige Tier aufspringen und ihn angreifen. Einen solchen Angriff würde er nicht überleben. Schüsse hallten in schneller Folge über das Gelände. Für einen Moment schien es, als wolle der Silberrücken erneut auf die Hinterbeine steigen, doch dann kippte er mit einem dumpfen Schlag auf die Seite, zuckte noch ein Mal, blieb gespenstisch ruhig liegen. Im Unterholz raschelte es, als die anderen Tiere die Flucht ergriffen.
    Zufrieden setzte Paul die Waffe ab. In seinen Ohren hallten die Schüsse noch eine Weile nach. Niemand rührte sich, bis die ersten Arbeiter klatschend aus ihren Löchern stiegen und bald auch die anderen jubelnd einfielen. Befriedigt stapfte Paul durch das hohe Gras, bis er vor dem erschlafften Körper stand. Die Arme des Gorillas bewegten sich ein wenig. Er war noch nicht tot. Mit leeren Augen blickte das Tier zu seinem Mörder hinauf. Der lächelte. Dieser verdammte Affe würde niemanden mehr erschrecken. Paul zog seine Machete aus dem Gürtel, überlegte kurz, wo er beginnen sollte, und entschied sich für die Hände.
    Ein schriller Schrei ließ ihn jäh zusammenschrecken. Eines der beiden Weibchen stürmte durch das Unterholz auf ihn zu. Mit weit aufgerissenem Maul und entblößten Zähnen griff sie Paul an. Der riss die Machete hoch und schlug sofort zu. Er erwischte das Tier
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