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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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Teller gerade abgeräumt waren, betraten drei Männer die Veranda und gingen zielstrebig auf den lesenden Afrikaner zu, der noch immer allein auf dem Sofa in der Ecke saß. Einer der Männer steckte in einem viel zu großen dunklen Anzug, dessen Ärmel beinahe die Fingerknöchel erreichten. Er nickte den deutschen Besuchern kurz und mit ernster Miene zu. Seine beiden Begleiter versanken in grünen Uniformen des ugandischen Militärs, hielten Maschinenpistolen in den Händen und widmeten den Touristen nicht die geringste Aufmerksamkeit. Der Lesende schaute auf, sah den dreien entgegen, blieb zunächst ruhig, doch in seinen Augen lag ein gehetzter Blick. Die Gespräche am Tisch der Deutschen verstummten, während die vier Afrikaner sich leise unterhielten. Plötzlich sprang der Mann auf, drängte einen der Soldaten brachial zur Seite, um an ihm vorbeizuhechten, doch die Bewaffneten stellten sich ihm in den Weg. Was sie ausstießen, klang wie eine Warnung. Andrea fuhr erschrocken von ihrem Stuhl hoch, doch Tom zog sie vehement wieder zurück.
    »Bleib sitzen«, sagte er leise. »Das geht uns nichts an!«
    Der Mann lieferte sich eine kurze Rangelei mit den beiden Soldaten. Er schlug einem von ihnen die Waffe aus der Hand und griff sofort danach. Die Soldaten und der Anzugträger wichen erschrocken an die Wand zurück. Im Nu hatte der Mann die Maschinenpistole auf die Männer gerichtet, rief etwas in einer afrikanischen Sprache, sprang dann über die niedrige Mauer, die die Veranda vom Garten trennte, und rannte über den Rasen. Nach wenigen Metern strauchelte er, kämpfte kurz darum, sein Gleichgewicht zu halten, um dann in den angrenzenden Pool zu stürzen.
    Nun hielt es Tom nicht mehr auf seinem Stuhl. Er stand kreidebleich am Tisch, die Hände verkrampft und starrte auf die Szene am Pool. In seinem Hirn explodierten die Synapsen. Intuitiv wollte er dem Mann im Wasser zu Hilfe eilen, aber der zog sich schon wieder aus dem Becken heraus, um seine Flucht fortzusetzen. Die Waffe ließ er auf dem Grund des Pools zurück. Die Soldaten hechteten hinter ihm her, verfolgten ihn durch die Büsche und verschwanden in der Dunkelheit.
    Der übergroße Anzug stand die ganze Zeit schreckensstarr neben dem Sofa an der Wand. Nun besann er sich, kam zu ihnen an den Tisch, stellte sich knapp als der Hotelmanager vor und entschuldigte sich für den Vorfall. Dann drehte er sich mit einem kurzen Nicken um und verschwand im Restaurant, wo er den Kellnern ein paar laute Befehle gab. Danach kehrte wieder Ruhe ein. Tom ließ sich auf seinen Stuhl sinken.
    »Was um alles in der Welt war das denn jetzt?«, fragte er Manfred entsetzt.
    Der Reiseleiter wand sich einen Moment, dann setzte er zu einer komplizierten Erklärung an. Offenbar war der Mann ein Mitglied der ruandischen Rebellengruppe Armée de Libération Rwandaise . Was ein Angehöriger der ALR hier in Entebbe, Zeitung lesend in ihrer Lodge zu schaffen hatte, das konnte sich Manfred allerdings selbst nicht erklären.
    »Sind die Rebellen immer noch in Uganda aktiv?«, fragte Tom erstaunt.
    »Die sind eigentlich längst tiefer in den Kongo gezogen«, sagte Manfred betont beiläufig. Seine Absicht, die Gruppe zu beruhigen, konnte ihm jeder anmerken.
    »Es ist noch gar nicht so lange her, dass sie auch Touristen angegriffen haben«, warf Hans ein. »Dabei sind sie nicht besonders zimperlich mit denen umgegangen. In der Regel haben sie die Männer erschossen und die Frauen vergewaltigt.« Er sah zu Andrea hinüber, fixierte sie einen Moment lang.
    Stille breitete sich aus, während vor allem die Frauen verängstigt zu Manfred hinüberstarrten.
    »Das Militär hat längst wieder die Kontrolle über das gesamte Grenzgebiet«, beschwichtigte Manfred.
    Hans lachte bitter. »An einer Grenze, die sich zum größten Teil durch vollkommen unwegsame Regenwälder, Steppen und Gebirge windet, ist das für das modern ausgerüstete ugandische Militär die leichteste Übung.« Er verdrehte belustigt die Augen.
    »Die letzten Übergriffe liegen Jahre zurück. Ganz im Norden des Landes kann es schon mal brenzlig werden, aber nicht in der Gegend, in die wir fahren.«
    »Dann hoffen wir mal, dass sich die Rebellen an diese Regeln halten. Aber wir wollen ja nicht gleich den Teufel an die Wand werfen «, fügte Hans noch hinzu und trank einen großen Schluck Bier.
    »Malen«, murmelte Tom, der als Einziger Hans’ verdrehte Redewendung registrierte.
    Als Tom Andrea eine halbe Stunde später zu ihrem Zimmer
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