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Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Mondberge - Ein Afrika-Thriller

Titel: Mondberge - Ein Afrika-Thriller
Autoren: Stephan Martin Meyer , Andreas Klotz
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ganz auf Andrea konzentriert, besonders auf das Grübchen ihrer linken Wange, das ihn in den Bann zog.
    Andreas Freundin Birgit saß neben der Dreiergruppe. Sie war im Gegensatz zu Andrea dunkelhaarig, kleiner und deutlich fülliger. Mit ihren 32 Jahren war sie etwas jünger als ihre Freundin und ihre schmalen, fest aufeinander gepressten Lippen ließen eine zarte Verbitterung erahnen. Sie war Ärztin in einer Hamburger Klinik, in der sie sich schon lange nicht mehr wohlfühlte. Während ein älterer Herr neben ihr Anekdoten aus seinem Leben erzählte, die sie nur begrenzt amüsant fand, sprach Birgit selbst wenig. Mit einem Steakmesser zog sie gedankenverloren Linien über die Tischdecke, was bei genauerem Hinsehen an die Obduktion eines Leichnams erinnerte.
    Birgits Gesprächspartner Hans war Mitte 60, hatte kurze graue Haare und schaute die jüngere Frau freundlich an, ohne recht zur Kenntnis zu nehmen, dass sie ihm nicht die gleiche Zuneigung entgegenbrachte, wie er ihr. Der Unternehmensberater aus Potsdam hatte die Tage zuvor bei seinem Bruder im Bwindi-Nationalpark im Süden Ugandas verbracht. Hans erzählte Birgit von den Berggorillas, denen er dort begegnet war und die ihn sehr fasziniert hatten. Aus dem Augenwinkel blickte er allerdings unentwegt auf Andrea. Auch ihm fiel das kleine Grübchen auf ihrer linken Wange auf.
    Drei weitere Personen komplettierten die Runde. Auf einem durchgesessenen Sofa am Rande der Veranda saß ein Paar – Kathrin und Kai aus Erfurt, die die Köpfe zusammengesteckt hatten und sich leise stritten. Am anderen Ende der Veranda saß scheinbar unbeteiligt ein Afrikaner an einem kleinen Tisch, war in eine Zeitung vertieft und nippte in kleinen Schlucken an seinem Tee. Er war der Erste, der Tom auffiel, als er die Veranda betrat und zur Gruppe stieß. Der Mann wirkte eigenartig deplatziert auf ihn. Tom schüttelte leicht den Kopf, um das unangenehme Gefühl loszuwerden, das ihn für einen Moment überkam. Die Diskrepanz zwischen den reiselustigen Deutschen auf der einen Seite der Veranda und dem einsamen Afrikaner auf der anderen wirkte auf ihn beinahe grotesk.
    Dann stach ihm Andrea ins Auge, die sich gerade lachend umdrehte. Ihre Aufmerksamkeit war kurz auf Tom gerichtet. Kaum wahrnehmbar zog sie die rechte Augenbraue hoch. Sie nickte unbestimmt und wandte sich wieder Martin und Michael zu.
    »Du bist Tom, richtig?«, sagte Hans, der ihn nun ebenfalls entdeckte. »Manfred hat mir erzählt, dass du uns ein paar Tage begleiten wirst.« Er stand auf und streckte Tom die Hand entgegen. Der Händedruck war weich und zaghaft, wie Tom es von Männern kannte, die nicht wussten, was sie in dieser Welt verloren hatten. Er hasste diese Weichheit, wenn er ehrlich war.
    Tom begrüßte die Reisenden am Tisch und setzte sich mit einem Lächeln dazu. Er genoss gerade das erste ugandische Bier – natürlich ein Nile –, als ihr Reiseleiter Manfred aus dem Haus trat und Kathrin und Kai vom Sofa an den Tisch bat.
    Duftender Reis wurde aufgetragen, das scharfe Hühnchencurry brannte angenehm auf der Zunge. Die große indische Gemeinde hatte nachhaltig Spuren in Uganda hinterlassen, auch nachdem sie unter dramatischen Bedingungen von Idi Amin in den 1970er Jahren des Landes verwiesen worden war. Andrea fragte verwundert in die Runde, was das für undefinierbare Fleischstücke seien, die in dem Curry schwammen, und Manfred klärte sie lachend darüber auf, dass das in Uganda so üblich sei:
    »Meistens sind auch noch die Knochen dabei, denn die Köche hier zerhacken das Geflügel einfach mit einer Machete in viele Stücke und schmeißen es dann in den Topf.«
    Andreas leicht angeekelte Miene gab deutlich zu verstehen, dass sie sich daran erst noch gewöhnen musste. Sie trank einen Schluck Orangensaft, als müsste sie die Vorstellung herunterspülen. Toms Gesichtszüge hingegen spiegelten eine Kaskade unterschiedlichster Empfindungen wider, über die schließlich ein Lächeln dominierte. Er mochte diese Frau sofort.
    Er erzählte ihr, dass er schon einmal im Ruwenzori gewesen war, und berichtete von seiner letzten Wanderung durch das entlegene Hochgebirge, von den vielen Grün-Schattierungen, die es dort oben zu sehen gab. Seine Worte versprachen Abenteuer und Herausforderungen. Andreas Züge entspannten sich bei seiner Erzählung, ihr rechtes Bein hörte auf zu wippen und sie lauschte seinen Worten so aufmerksam, dass sie für einen Moment den eigentlichen Grund ihrer Reise vergaß.
    Als die leeren
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