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Mond der verlorenen Seelen

Mond der verlorenen Seelen

Titel: Mond der verlorenen Seelen
Autoren: Elke Meyer
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Bedeutung der Rituale, aus einem Feind einen Freund zu machen, hatte er damals nicht verstanden. Jetzt wusste er, sie dienten dazu, Revenant als Verbündeten zu gewinnen.
    Aidan rannte den Hügel nach Clava Cairn hinauf, weil er befürchtete, durch häutiges Translozieren Kraft einzubüßen, die er brauchen würde, um Amber aus den Klauen des Lords zu reißen. Er war fest entschlossen, seine Seele für die ihre zu geben.
    Als er den Wald hinter sich gelassen hatte, witterte seine Nase Feuer und Ambers Duft. Sie war tatsächlich hier und lebte. Diese Gewissheit beflügelte ihn.
    Er rechnete mit einer Armee an Dämonen, die sich ihm entgegenstellen würden, und war fast enttäuscht, als er nur Amber und diesen Samuel von Weitem erkannte.
    Im Kreis brennender Fackeln lag sie bleich und zitternd auf einer Felsplatte. Ihr Herzschlag war kaum zu hören. Samuel beugte sich über sie und legte eine Hand auf ihre Brust. Amber begann, zu schreien. Mit einem Brüllen sprintete er auf die beiden zu und stürzte sich auf Samuel. Aber dieser hatte ihn längst bemerkt, wirbelte mit wutverzerrter Miene herum und holte zum Schlag aus. Die Faust traf Aidan mit voller Wucht zwischen den Augen. Er kippte rückwärts auf den Boden. Dieser Schlag gehörte keinem Menschen. Aidan sah, wie sich die Gesichtszüge Samuels in Revenants wandelten. Dieser Gegner setzte seine dämonischen Kräfte gegen ihn ein, wie er soeben erfahren musste. Dennoch war er nicht unbesiegbar, das hatte Revenant gewusst und deshalb versucht, ihn mithilfe der Dämonen von Amber fernzuhalten.
    Seine Achillesferse: Er steckte im Körper eines Sterblichen. Aidan wusste, er konnte seine Macht nur brechen, wenn er den Sterblichen tötete. Als wenn das so einfach wäre, selbst für einen Vampir.
    Amber schrie auf, denn Revenant hatte sich ihr wieder zugewandt und seine Hand auf ihre Brust gepresst.
    „Lass sie los!“, forderte Aidan und rammte Samuel.
    Beide stürzten auf den Boden. Aidan legte seinen Arm um Samuels Kehle und fauchte. Seine Reißzähne fuhren aus dem Kiefer und suchten nach der Schlagader seines Gegners, als er vor Schmerz zusammenzuckte. Samuel presste einen roten, pulsierenden Kristall gegen seinen Arm, der sich in Haut und Fleisch brannte.
    „Du kannst deinen Lord nicht besiegen, Warrior“, dröhnte die tiefe, verzerrte Stimme Revenants. „Sie gehört in meine Welt.“
    Aidan kämpfte gegen den überwältigenden Schmerz. Brüllend rollte er mit Samuel, der dabei den Kristall verlor, über den Boden. Mit einem Satz war er ebenso wieder auf den Beinen wie Samuel. Drohend standen sie sich gegenüber wie Gladiatoren in der Arena. Samuels Augen erinnerten an die Glut eines Holzkohlefeuers. Aus dem Augenwinkel warf Aidan einen Blick auf Amber, deren Lider sich bläulich verfärbt hatten und unruhig flatterten. Ihr Körper krümmte sich, und sie zuckte, als verspüre sie große Schmerzen. Ihr Geist weilte nicht in dieser, sondern in der Schattenwelt. Wenn es dem Lord gelang, ihre Seele in der Schattenwelt gefangen zu halten, gäbe es für sie kein Zurück mehr. Bei dieser Vorstellung wurde Aidan übel.
    Schon stürzte Samuel sich mit Geschrei auf ihn, in seiner Hand pulsierte der rote Kristall. Er schleuderte ihn auf Aidan. Der wich zwar geschickt aus, aber der Kristall wurde von Revenants Gedanken gesteuert und klebte an ihm wie Pech. Während Aidan versuchte, den Kristall loszuwerden, wandte sich Revenant wieder Amber zu. Ihr Schreien begann aufs Neue.
    Aidan sah, wie Revenant begann, ihre Seele aus dem Körper zu ziehen. Aber es gelang ihm, den Kristall mit der Hand einzufangen. Sofort brannte er sich in seine Hand. Blut quoll zwischen seinen Fingerritzen hervor. Es kostete Aidan Überwindung, seine Hand nicht zu öffnen. Er quetschte den Kristall, biss die Zähne aufeinander und drückte die Luft aus seinen Lungen, bis er in seiner Hand zerbrach. Das Pulsieren erstarb, als der Kristall pulverisierte. Der Wind trug den rötlichen Staub davon. Aidan wandte sich wieder Samuel zu, der Ambers Seele immer weiter herauszog.
    Seine einzige Chance war seine Schnelligkeit, denn das Translozieren war Unsterblichen vorbehalten. Der Lord fühlte sich sicher. Vielleicht zu sicher, dachte Aidan und sprang nach vorn. Wutentbrannt drehte Revenant sich zu ihm um. Zu Aidans Erstaunen zögerte der Lord und für den Bruchteil einer Sekunde kehrte ein milder Ausdruck in seine Augen. Samuel kämpfte gegen den Lord. Das war seine Chance.
    Er translozierte sich hinter den
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