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Mohrenwäsche

Mohrenwäsche

Titel: Mohrenwäsche
Autoren: Tom Sharpe
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Zimmer um, und alle Männer nickten. Nur Sergeant Breitenbach hatte gewisse Bedenken.
    »Ist das nicht ein bißchen unrechtmäßig, Sir?« fragte er. »Schließlich ist der Kommandant hier doch der befehlshabende Offizier.«
    Luitenant Verkramp errötete wütend. Er liebte es nicht, wenn seine Befehle in Zweifel gezogen wurden.
    »Ich habe hier«, sagte er und schwenkte die Anordnung von BOSS, »Befehle aus Pretoria, diese Untersuchung zu führen. Natürlich«, seine Stimme schaltete von Autorität auf Pathos um, »hoffe ich, wie wir es sicherlich alle tun, daß wir am Ende Kommandant van Heerden von allen Sicherheitsbedenken freisprechen können, aber bis dahin müssen wir unsere Befehle ausführen. Ich brauche Sie natürlich kaum daran zu erinnern, daß über diese ganze Unternehmung äußerstes Stillschweigen zu bewahren ist. In Ordnung, Sie können gehen.«
    Als die Sicherheitsbeamten gegangen waren, gab Luitenant Verkramp Anweisung, den Fragebogen zu fotokopieren und am nächsten Morgen zum Verteilen auf seinem Schreibtisch bereitzulegen.
    Mrs. Roussouw, deren Aufgabe es war, die schwarzen Häftlinge zu beaufsichtigen, die jeden Tag aus dem Piemburger Gefängnis herüberkamen, um beim Kommandanten die Hausarbeit zu verrichten, hatte am nächsten Tag alle Hände voll zu tun, um jedesmal, wenn es klingelte, an die Tür zu gehen und hintereinanderweg irgendwelche Stadtangestellten hereinzulassen, die offenbar meinten, die Gasleitung unter der Küche sei defekt, im Wohnzimmer sei ein Kurzschluß in der Leitung und im Wassertank auf dem Dachboden sei ein Loch.
    Da das Haus ans Gas nicht angeschlossen war, der Elektroherd in der Küche perfekt funktionierte und es keine Anzeichen von Feuchtigkeit an der Schlafzimmerdecke gab, unternahm Mrs. Roussouw alles, um die Leute, die offensichtlich entschlossen waren, ihren Pflichten mit einem Maß an Gewissenhaftigkeit und einem Mangel an Fachkenntnissen nachzukommen, die sie absolut erstaunlich fand, von der Arbeit abzuhalten.
    »Sollten Sie nicht vielleicht erst mal die Hauptsicherung ausschalten?« fragte sie den Mann vom Elektrizitätswerk, der im Schlafzimmer des Kommandanten Leitungen verlegte.
    »Da ham Se sicher recht«, sagte der Mann und ging nach unten. Als Mrs. Roussouw zehn Minuten später feststellte, daß das Licht in der Küche immer noch brannte, nahm sie die Dinge selbst in die Hand, ging an den Schrank unter der Treppe und schaltete die Sicherungen aus. Ein erstickter Schrei war vom Dachboden zu vernehmen, wo die Leute vom Wasserwerk mit Hilfe einer Handlampe, die an eine Steckdose auf dem Treppenabsatz angeschlossen war, das nichtvorhandene Loch im Wassertank suchten.
    »Muß die Birne sein«, sagte einer der Männer und kletterte die Leiter hinunter, um aus der Nachttischlampe des Kommandanten eine Ersatzbirne zu holen. Als er wieder in den dunklen Dachboden hinaufgestiegen war, hatte der Elektromann soeben Mrs. Roussouw überzeugt, daß es nicht nötig sei, die Sicherungen abzuschalten.
    »Sie verstehen Ihr Handwerk natürlich am besten«, sagte Mrs. Roussouw ziemlich skeptisch zu ihm.
    »Keine Sorge, es ist schon alles okay«, sagte der Mann. Mrs. Roussouw ging unter die Treppe und schaltete die Hauptsicherung wieder ein. Dem Schrei, der vom Dachboden ertönte, wo der Mann vom Wasserwerk seine Finger in der Lampenfassung hatte, folgte aus dem Schlafzimmer das entsetzliche Geräusch von irgendwas, das riß, und der Lärm fallenden Mörtels. Mrs. Roussouw schaltete den Strom wieder ab und ging nach oben.
    »Was wird der Kommandant bloß sagen, wenn er sieht, was Sie hier angerichtet haben?« fragte sie das Bein, das aus einem Loch in der Decke hing. Als Antwort kam ein Stöhnen vom Dachboden. »Ist alles in Ordnung?« fragte Mrs. Roussouw besorgt. Das Bein zappelte kräftig.
    »Ich habe Ihnen ja gesagt, Sie sollten ihn abschalten«, sagte Mrs. Roussouw mißbilligend zu dem Mann vom Elektrizitätswerk. Auf dem Dachboden rief diese Bemerkung eine Reihe von Protesten hervor, und das Bein zuckte krampfhaft. Der Elektromann kam auf den Treppenabsatz heraus.
    »Was hatta gesagt?« fragte er und peilte die Leiter hinauf ins Dunkle.
    »Er sagt, er will’n nicht abgestellt haben«, sagte eine Stimme von oben.
    »Genau, was ich gesagt habe«, sagte Mrs. Roussouw und ging nach unten, um die Sicherung wieder einzuschalten. »Besser so?« fragte sie und drückte den Schalter nach unten. Im Schlafzimmer des Kommandanten eine Treppe höher zuckte das Bein heftig und
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