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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele
Autoren: J. D. Robb
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hinweg, sobald dieser unerträglich wird. Er verfällt in einen Zustand der Apathie. Aber das kann man beheben, wie Sie gleich beobachten können.« Auf dem Bildschirm wurde erkennbar, wie er einen Schalter betätigte. Ein sägendes Winseln ertönte, Waingers Körper wurde hochgerissen. Diesmal schrie er.
    Auf der anderen Seite des Raums kreischte und schluchzte eine Frau. Der Käfig, in dem sie steckte, schwang an einem Elektrokabel wild hin und her. Das Verlies war gerade groß genug, dass sie darin auf Händen und Knien kauern konnte. Das dunkle Haar hing ihr wirr in die Stirn, gleichwohl erkannte Eve die Frau auf Anhieb.
    Palmer hatte Stephanie Ring in seine Gewalt gebracht.
    Als er sich umdrehte und einen weiteren Knopf drückte, sprühte der Käfig Funken und schaukelte bedenklich. Die Gefangene stieß einen spitzen Schrei aus, wurde von spastischen Zuckungen geschüttelt und sackte schließlich in sich zusammen.
    Palmer wandte sich lächelnd an die Kamera. »Ich lenke sie in der Zwischenzeit ein bisschen ab. Es ist eminent wichtig, dass man mit dem nächsten Probanden beginnt, bevor man die Arbeit an einem anderen abschließt. Sie kommt bestimmt bald an die Reihe. Das Herz von Subjekt Wainger macht nicht mehr lange mit. Zudem sind die Daten über ihn fast vollständig.«
    Er fasste den Strick und senkte Wainger manuell auf den Estrich ab. Eve bemerkte das Muskelspiel in Palmers Armen. »Dave hat Gewichte gestemmt«, murmelte sie. »Um in Form zu kommen. Er wusste, dass es diesmal härter für ihn wird. Und er ist gern auf alle Eventualitäten vorbereitet.«
    Palmer legte eine perfekt geknotete Schlinge um Waingers Hals und schob das lose baumelnde Seilende sorgfältig durch einen an der Decke befestigten Metallring. Von dort führte er es wieder nach unten, ließ es durch einen zweiten Ring am Boden gleiten und zog daran, bis Wainger auf die Knie kam, dann auf die Füße, bis er qualvoll röchelnd nach Luft rang.
    »Stoppen Sie es bitte, ja?« Nadine sprang auf. »Ich kann mir das nicht noch einmal ansehen. Ich dachte, ich schaffe es, aber ich pack’s nicht.«
    »Disk stoppen.« Sobald der Bildschirm dunkel wurde, trat Eve zu Nadine.
    »Entschuldigen Sie vielmals.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich dachte, ich wäre stark.«
    »Das sind Sie. Aber so stark ist keiner.«
    Nadine schüttelte fassungslos den Kopf und leerte den Brandy in einem tiefen Zug. Abwesend stellte sie das Glas ab. »Sie schon. Sie lassen das nicht an sich heran.«
    »Irrtum. Aber das ist nun mal mein Job. Ich werde Personenschutz für Sie anfordern. Man wird Sie nach Hause begleiten und rund um die Uhr bewachen. Bis Palmer gefasst ist.«
    »Glauben Sie, er hat es auch auf mich abgesehen?«
    »Nein, trotzdem möchte ich kein Risiko eingehen. Gehen Sie nach Hause, Nadine. Verdrängen Sie, was Sie gesehen haben.«
    Nachdem sie Roarke gebeten hatte, Nadine hinunterzubegleiten und gemeinsam mit ihr auf die Beamten zu warten, sah Eve sich den Rest der Disk an. Am Schluss trafen ihre Augen auf Palmers, der auf die Kamera zutrat.
    »Proband Wainger starb am 24. Dezember um Mitternacht. Sie bleiben länger am Leben, Dallas. Das ist uns beiden doch klar, oder? Sie werden das faszinierendste Subjekt in meiner gesamten Forschungsreihe. Ich habe wahre Wunder für Sie geplant, meine ganze Kreativität spielen lassen. Sie werden mich finden. Ich weiß es und rechne fest mit Ihnen. Fröhliche Weihnachten.«

3
    S tephanie Rings Wagen stand auf seinem angestammten Platz in der Tiefgarage, ihr Gepäck lag ordentlich verstaut im Kofferraum. Eve umrundete das Fahrzeug, auf der Suche nach den Spuren eines stattgefundenen Kampfes, irgendein Indiz, das Palmer bei der Entführung der Staatsanwältin hinterlassen haben könnte.
    »Er hat zwei grundlegende Taktiken«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu den uniformierten Beamten, die sich in unmittelbarer Nähe aufhielten. »Eine besteht darin, sich mithilfe eines Tricks Zugang zu den Häusern der Opfer zu verschaffen, also getarnt als Postzusteller, Servicetechniker oder Pizzabote; die andere ist, sie an wenig belebten Orten zu überwältigen. Er nimmt sich die Zeit, sie zu beobachten, um routinemäßige Gewohnheiten wie Fahrtstrecken und Arbeitszeiten in Erfahrung zu bringen. All das archiviert er - wissenschaftlich organisiert - mit ihren Biodaten.«
    Sie waren keine Laborratten für ihn, sinnierte sie, sondern individuelle Persönlichkeiten. Genau das erregte ihn.
    »In jedem Fall«, fuhr sie fort,
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