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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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der
Dunkelheit vor seinen Füßen. Und bevor er’s verhindern konnte, trat er auf die
liegende Gestalt. Sie lag auf Matratzen oder Decken — in einer Kuhle, die damit
ausgepolstert war.
    Der Schläfer schreckte hoch.
    „Was ‘n los?“
    Eine Alkoholfahne wehte
Biegehart an.
    „Wer sind Sie?“, fragte der
Kommissar.
    Mit der Taschenlampe leuchtete
er in ein bartstoppeliges Fuchsgesicht. Der Typ, der hier pennte, trug einen
militärischen Tarnanzug und darüber ein Sweat-Shirt.

    „Ich?“
    „Ja, wer Sie sind, Mann!“
    „Udo Wenske. Der blaue Udo. Was
‘n los? Warum wecken Sie mich? Das hier ist mein Quartier. Ich habe ein Recht,
hier zu poofen.“
    „Schon gut! Ich suche eine
Tasche. Sie wurde vorhin weggeworfen. Aus Versehen. Sie muss hier unter den
Büschen gelandet sein.“
    „Jaja, ist sie.“
    Der blaue Udo blinzelte in den
Lichtstrahl und versuchte, Biegehart wenigstens umrissartig zu erfassen. Aber
der hielt sich im Dunkeln und richtete die Lampe auf Wenske wie bei einem
Verhör dritten Grades.
    „Was — ist sie?“
    „Sie ist hier gelandet.
Höhlensepp hat sie.“
    „Wer?“
    „Höhlensepp. Mein Kumpel. Auch
ein Berber.“
    „Sein wirklicher Name!“
    „Josef Liebert.“
    „Wo ist er mit der Tasche?“
    „Also, das war so: Er hat hier
gelegen. Hat geschlafen. Wie ich. Meistens schnarcht er. Sonst macht mich das
rasend. Aber hier rauscht der Fluss so laut, dass Höhlis Schnarchen übertönt
wird. Plötzlich ist ihm die Tasche auf den Bauch gefallen. Höhli hat sie
genommen. Ich wollte auch mal reinsehen, aber er hat nicht gezeigt, was drin
ist. Wir hatten Streit und er ist weg mit der Tasche. Ich bin dann gleich
wieder eingeschlafen. Ich war ziemlich... äh... beduselt. Höhli übrigens auch.“
    „Wohin ist er mit der Tasche?“
    „Wahrscheinlich unter die
Steinerne Brücke. Das ist seine zweite Adresse. Ein Dreckloch, wenn Sie mich
fragen. Mir ist es dort zu feucht. Immer wenn der Fluss Hochwasser hat, werden
dort die Plätze überschwemmt. Überflutet. Und die Mulden bleiben das ganze Jahr
feucht.“
    Biegehart zog sich einen
Schritt zurück. Dieser verlauste Penner hatte nichts von ihm gesehen — und
beide hatten sturzbetrunken nichts mitgekriegt vorhin von der Polizeiaktion an
der Straße.
    „Naja“, meinte er. „Ist nicht
so tragisch mit der Tasche. Es waren nur alte Klamotten drin. Nichts von Wert.
Aber ich wollte sie ordnungsgemäß entsorgen und nicht, dass sie hier rumliegen
wie ‘ne wilde Müllkippe. Wenn Ihr Kumpel die Sachen hat, sind sie durch Zufall
bei der richtigen Adresse gelandet. Sicherlich kann er was damit anfangen.“
    „Sicherlich.“
    „Schlafen Sie weiter! Gute
Nacht!“
    „Mache ich. ‘n Nacht auch!“
    Biegehart trat den Rückzug an
und sprintete buchstäblich zum Wagen. Hinein! Start und weg!
    Er war sich sicher, dass Wenske
weder den Wagen gesehen hatte noch das Kennzeichen.
    Biegehart preschte zur Kurve
und überlegte.
    Die Steinerne Brücke führte an
anderer Stelle über den Fluss — einen Kilometer von hier.

8. Gabys Vater braucht Zeugen
     
    Der Himmel schüttete Mai-Regen
herab wie aus Eimern, der Morgen war also grau — trotz grüner Landschaft — und
Klößchen nicht munter zu kriegen. Er hatte einen Zipfel der Bettdecke im Arm und
blinzelte mit einem Auge ins trübe Licht der Bude ,Adlernest’. Ein Fenster war
weit geöffnet. Draußen prasselten dicke Tropfen. Tim hing am Türrahmen und
vollendete soeben den dritten Satz Klimmzüge, was zu seinen morgendlichen
Ritualen gehört — vor dem Duschen, aber lange nach dem Munterwerden und dem
Glas Wasser, mit dem er seine Leistung fördernden Vitaminpillen schluckt.
    „Wieviel?“, fragte Klößchen.
    „Dreimal 29.“
    „Warum nicht dreimal 30?“
    „Weil ich erst bei 29 bin. Ich
mache die Klimmzüge schikanös, hebe die Beine zur Waage.“
    „Mhm. Bin noch müde. Weck mich
in zehn Minuten.“ Klößchen wälzte sich mit dem Gesicht zur Wand.
    Tim ließ sich auf die Füße
fallen, schlich zum Bett seines Budenfreundes und riss ihm die Zudecke weg.
    „Die zehn Minuten sind um.“
    „Mann, das waren aber kurze
zehn Minuten. Nicht mal zehn Sekunden, wie?“
    „Hast du wieder von deinen
Krimis geträumt?“
    „Mann, Tim! Heute ist es ja
soweit. Heute Abend geht im Burghotel die Post ab. Nein, diesmal habe ich von
der erschossenen Greisin geträumt. Sie wäre jetzt 92, aber es hat nicht sollen
sein. Gehst du duschen?“
    „Selbstverständlich. Wozu haben
wir denn das viele
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