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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel
Autoren: Stefan Wolf
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es hört sich
seltsam an. Vor drei Jahren wurde in Palermo tatsächlich eine Frau erschossen.
Aber sie hieß nicht Anna, sondern Nana und war bereits 89. Nana Grimbalnadi,
bekannt als sogenannte Kräuterhexe. Ihr Mann, der damals 99 war, aber noch
rüstig, hatte mit seiner Schrotflinte hantiert, weil er zur Vogeljagd wollte.
Er hatte übersehen, dass die Flinte geladen war. Beide Läufe gingen los und die
Greisin war auf der Stelle tot. Giuseppe pflegt jetzt ihr Grab. Er muss demnach
102 sein.“
    „Und wenn er irgendwann Löffel
und Schrotflinte abgibt“, sagte Gaby, „geschieht es nicht aus Herzeleid.
Sondern infolge hohen Alters. Brutale Gegend — dieses Palermo.“
    „Unser Fall ist das nicht“,
sagte Tim.
    „Garantiert nicht“, nickte der
Kommissar, der eigentlich Hauptkommissar ist.
    „Der rachedurstige Bruder
müsste — selbst wenn er ein ultra-verspäteter Nachkömmling wäre — weit über 60
sein“, sagte Tim. „Sogar über 70. In dem Alter kann man eine gewisse
Abgeklärtheit erwarten. Da zügelt sogar ein Sizilianer sein Temperament.“
    „Also Fehlanzeige“, meinte
Gaby. „Nicht gerade Info-Schrott, aber fast. Möchte wissen, wozu Interpol sowas
speichert. Und weitergibt.“
    „Manchmal sind sogar unter
unseren Daten Verarbeitern gewisse Spaßvögel“, erklärte ihr Vater.
    Dann rief er im Burghotel an.
Und erfuhr, der Hoteldirektor komme erst morgen Mittag aus Mailand zurück. Doch
auch der Empfangschef an der Rezeption hatte Durchblick und erbot sich — ohne
lange zu fragen die Gästeliste ins Präsidium zu faxen.
    Das geschah innerhalb von zehn
Minuten.
    Dann beugten sich alle über die
Kolonne der Namen und Adressen.
    „Kein italienischer Name
dabei“, stellte Gaby fest. „Erst recht kein sizilianischer.“
    „Aber wir stehen drauf“,
meinte Klößchen stolz.

     
    „Wir wollen ja keinen
umbringen“, sagte Karl.
    „Mir fällt auf“, Tim wies auf
einige Namen, „dass nur wenige Gäste von außerhalb oder gar von weither kommen.
Aber viele hier aus der Stadt, aus dem Umland und der etwas weiteren Umgebung.
Ihre Kollegen Voss und Biegehart, Herr Glockner, sind auch aufgeführt.“
    „Die Stellvertreter. Ich wäre
gern dabei. Aber ich stecke bis über den Kopf in der Arbeit. Jetzt ist die
Situation natürlich zugespitzt. Sollte es tatsächlich zu einem Vorfall kommen,
werde ich Stande pede dort sein. Voss und Biegehart werden informiert. Sie
werden aufpassen. Ihr werdet aufpassen. Außerdem besteht immer noch die
Möglichkeit, dass nicht dieses Burghotel gemeint ist, sondern ein anderes.“
    „Mhm“, machte Tim.
    „Mhm, mhm“, schloss sich Gaby
an.
    „Ich halte es auch nur für eine
sehr kleine Möglichkeit“, lächelte ihr Vater.
    „So kann es denn“, sagte der
TKKG-Häuptling, „für uns zu einem sehr interessanten und bewegten Wochenende
werden. Ein schicker Hotelaufenthalt. Ein spannender Spaß, nämlich das
Mörderspiel in dieser tollen Kulisse. Und die Möglichkeit, einen Rachemord
aufzudecken, bevor er geschieht — beziehungsweise ihn zu verhindern. Nein, Herr
Glockner, natürlich unternehmen wir nichts Gefährliches auf eigene Faust. Aber
wir werden Ihre Kollegen unterstützen. Und um den Rachegedanken des
solchermaßen Durstigen zu unterdrücken, fällt uns bestimmt noch was ein.“
    Gabys Vater wollte erwidern.
Seiner Miene entnahm Tim, dass es eine Ermahnung geworden wäre, sich nicht mit
einem unbekannten Mörder einzulassen. Doch das Telefon schrillte und die
Ermahnung unterblieb.
    Glockner lauschte.
    „Tja“, sagte er.
„Aufschlussreich. Vielleicht stimmt es überein. Spaltkeiler soll das
übernehmen. Ich kann nicht weg. Der Chef erwartet mich gleich. — Gut, dann
später.“
    Er legte auf.
    Tim beobachtete ihn und war
schon seit einer Weile irritiert, fast verwirrt. Denn eigentlich passte
Glockners Verhalten nicht zu seiner grundsätzlichen Einstellung. Eigentlich
hätte er TKKG davon abhalten müssen, in einer so akut gefährlichen Umgebung wie
dem Burghotel anzutanzen. Denn wo ein Mörder ist, kann auch für die Nicht-Opfer
die Sicherheit nicht garantiert werden. Ein von Rache Besessener wird leicht
zum Amokläufer, schießt um sich und gefährdet auch Unbeteiligte.
    Zwei Erklärungen fallen mir
ein, dachte Tim: Entweder Herr Glockner nimmt das alles nicht ernst und hält
Höhlensepps Hinweis für Humbug. Oder das mittelalterliche Falkenhain-Gemäuer
wird so von Kriminalisten wimmeln wie ein Jahreskongress von eben jenen.
    Nur einen Atemzug lang
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