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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage
Autoren: Andreas Franz
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die Kehle.
    »Wie fest muss ich zudrücken, bis du dein verdammtes Maul aufmachst? Wie fest?«
    »Frank, hör auf«, bat Kaufmann und kam näher.
    »Warum?«
    »Lass ihn los, bitte!«
    »Okay.« Hellmer ließ Holzer los und stieß ihn weg. Dieser rieb sich den Hals, rang nach Luft und schrie mit einem Mal auf, als er einen kräftigen Tritt in den Unterleib bekam, dem ein gezielter Schlag gegen den Kopf folgte. Holzer fiel zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen.
    Kaufmann sah Hellmer mit unschuldigem Blick an. »Na ja, ich wollte auch mal drankommen. Jetzt frag ich dich, Arschloch – wo sind die Frauen?«
    Holzer schwieg.
    »Frank, pass auf ihn auf, ich muss mal nach draußen.«
    Sabine Kaufmann ging ins Wohnzimmer und sah Rahel Holzer auf der Terrasse sitzen.
    »Da bin ich wieder«, sagte Kaufmann, als sie neben Rahel stand.
    »Ich habe es an Ihren Schritten gehört. Setzen Sie sich doch.«
    »Frau Holzer, ich muss Ihnen etwas mitteilen, und es tut mir leid, dass ich nicht anders kann …«
    »Ich nehme an, es geht um Thomas.« Sie seufzte auf und trank von ihrem Wein und sagte: »Er hat etwas angestellt,
    stimmt's?« Es klang wie eine Feststellung.
    »Ja.«
    »Und was?«
    »Etwas sehr Schlimmes, mehr möchte ich im Augenblick dazu nicht sagen.«
    »Er war schon seit längerem verändert, seit wann genau, kann ich Ihnen nicht sagen. Wissen Sie, wenn man blind ist, sieht man anders. Mit den Händen, mit dem Mund, mit der Nase, mit den Ohren und mit einem Sinn, den Ihnen kein Blinder erklären kann. Ich habe ihm gegenüber nie etwas erwähnt, denn ich wollte es nicht wahrhaben, aber er war ständig unterwegs, angeblich beruflich. Doch warum ist er immer nachts weggefahren? Müssen Polizisten fast jede Nacht unterwegs sein? Er hat wohl geglaubt, ich würde es nicht merken, aber ich bin nicht dumm.« Sie strich sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht und fuhr mit stockender Stimme fort: »Mein Gott, er hatte immer Antworten parat, und warum hätte ich ihm nicht glauben sollen, dass seine ständige Abwesenheit beruflicher Natur war? Ich wollte ihm so gerne glauben. Was hat er getan? Sie können es mir ruhig sagen, ich werde nicht zusammenbrechen, ganz gleich, was es auch ist. Ich habe schon so viel erlebt …«
    »Wir gehen davon aus, dass er mehrere Menschen ermordet hat.«
    »Mehrere? Wie viele?«
    »Das wissen wir nicht. Wir sind aber noch auf der Suche nach fünf vermissten Frauen, unter anderem einer Kollegin von uns. Ihr Mann hat sie seit vorgestern in seiner Gewalt.«
    »Ich habe mich immer gefragt, wie so viel Unglück einem einzelnen Menschen widerfahren kann, wie es Thomas widerfahren ist. So viel Leid in seiner Kindheit, der tragische Verlust seiner Eltern …«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Er hat keine Verwandten mehr, niemanden. Ich habe mich wirklich gefragt, wie so was sein kann. Ich glaube, ich …« Rahel Holzer fing an zu schluchzen, Sabine Kaufmann legte einen Arm um sie.
    Sabine hätte nun sagen können, dass Holzer vermutlich bereits als Kind mit dem Morden begonnen hatte, doch sie spürte, dass Rahel Holzer es in diesem Moment selbst begriffen hatte.
    »Sagen Sie, fällt Ihnen irgendein Ort ein, wo er die Frauen gefangen halten könnte? Es muss ein abgeschiedener Ort sein, zu dem niemand außer ihm Zutritt hat.«
    »Würden Sie mir bitte noch ein Glas Wein bringen, die Flasche steht auf dem Wohnzimmertisch.«
    Kaufmann schenkte das große Glas halb voll und reichte es ihr.
    »Danke. Mir fällt nur ein einziger Ort ein, der alte Reiterhof. Er wird schon seit vielen Jahren nicht mehr genutzt, und ich habe mich immer gefragt, warum Thomas selbst die lukrativsten Kaufangebote ausgeschlagen hat.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Kaufmann stirnrunzelnd.
    »Große Unternehmen aus der ganzen Welt haben sich bei uns in letzter Zeit die Klinke in die Hand gegeben, weil sie unbedingt das Grundstück haben wollten, um dort Produktionsstätten oder Bürogebäude zu errichten. Aber Thomas hat immer nur gemeint, die Preise würden noch weiter steigen. Es ist sein Hof und seine Entscheidung, obwohl ich die nie verstanden habe.«
    »Wo befindet sich dieser Reiterhof?«
    »Etwa zwei Kilometer von hier in Richtung Schwalbach. Ich bin lange nicht dort gewesen«, antwortete sie mit trauriger Stimme. »Glauben Sie mir bitte eins, ich habe mich immer sicher in seiner Nähe gefühlt.«
    »Ich komme später noch einmal zu Ihnen, die Zeit drängt.«
    »Warten Sie, darf ich meinen Mann noch einmal sehen, bevor
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