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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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mehr festgestellt werden, ob Tölken Opfer eines Verbrechens geworden war, ob eine natürliche Todesursache vorlag oder er freiwillig ins Wasser gegangen war.
    Es würden keine weiteren Ermittlungen durchgeführt werden, hieß es abschließend in dem Schreiben der Paderborner Kriminalpolizei.
    Ich verfluchte einmal mehr die deutschen Autobahnbauer und den Kölner Regierungspräsidenten, die uns durch Dauerbaustellen und Geschwindigkeitsbegrenzungen ständig nötigten, quasi mit angezogener Handbremse durch das nicht sonderlich attraktive Rheinland zu fahren.
    Da hätte ich statt Dieters Porsche auch den Polo von Sabine nehmen können. Langsamer wären wir bestimmt nicht gewesen, schimpfte ich vor mich hin, als wir uns auf der A 1 zum wiederholten Male stauten, nachdem schon der Kölner Ring zu einer quälenden Geduldsprobe geworden war.
    Bei diesen Verkehrsverhältnissen hätte Karl der Große garantiert seinen Feldzug gen Osten entnervt abgeblasen. Erst hinter Unna hatten wir auf der A 44 bis Paderborn endlich einmal freie Fahrt.
    „Vor einigen Jahrhunderten war das anders. Zu seiner Zeit ist Karl der Große schnell bis nach Dortmund gekommen. Erst anschließend musste er sich jeden weiteren Meter in Richtung Osten freikämpfen“, sagte Böhnke vergnügt und verblüffte mich mit seinem historischen Wissen.
    Von seinen Paderborner Kollegen hatte er die Adressen der von Lüttgen bevorzugten Diskotheken erfahren. Wir sollten am Maspernplatz parken und dann zu Fuß durch die Innenstadt schlendern, hatten sie uns empfohlen. Man könne sich eigentlich nicht in der Kleinstadt verlaufen. Böhnke wunderte sich über meine Ortskenntnisse, als ich zielstrebig den Parkplatz ansteuerte; aber ich war halt schon mal mit dem Radl da.
    Es war fast Mitternacht, als wir die Dicklippe endlich in einer der angegebenen Kneipen entdeckten. Er stand in einer Gruppe von dubiosen Gestalten und schrie wegen der Lautstärke einen anderen Nichtsnutz an.
    Der dumpfe Rhythmus trommelte wie Paukenschläge auf meinem Magen, als ich mich durch die Meute junger, zumeist ausgelassener Menschen drängelte. Böhnke hatte Schwierigkeiten, mir zu folgen. Schließlich gab er es auf, an meiner Lederjacke zu hängen und verschwand aus meinem Blickwinkel, während ich mich unverdrossen weitermühte. Ich stand fast in Greifnähe vor dem arroganten Rothaar, als Lüttgen mich erblickte.
    Er stieß eine junge Frau in meine Richtung, die ich reflexartig auffing, und eilte davon.
    Mein Bemühen, ihm zu folgen, wurde durch die Meute nicht gerade erleichtert. Wie eine Mauer standen die Männer und Frauen um mich herum. Es dauerte lange, ehe ich vorwärts kam. Wütend stolperte ich durch die Tür hinaus und blickte in die dunkle Gasse.
    „Herr Grundler, hier sind wir“, hörte ich die ruhige Stimme von Böhnke, der lässig auf einer Bank saß. Neben ihm kauerte die lederbekleidete Dicklippe mit einer leicht blutenden Wunde am Kopf.
    „Ich habe mir gedacht, dass Lüttgen verduften will und habe mich halt am Ausgang postiert“, sagte der Kommissar mit souveräner Gelassenheit. „Rein zufällig ist unser junger Freund über meinen Fuß gestolpert, als er hastig ins Freie stürmte.“ Er lächelte böse. „Wir sollten ihn schnell zu einem Arzt bringen.“ Ich betrachtete den angeschlagenen Lüttgen, der sich mit einem Taschentuch die Stirn betupfte. Er schien zwar noch nicht betrunken, aber auch nicht mehr nüchtern zu sein und konnte auch nicht laufen. Das lag aber weniger am Alkohol als an den Fußfesseln, die ihn hinderten.
    „Viele Grüße von Ihrem Freund Karl Schlingenhagen“, sagte ich höflich zu ihm. „Oder sollte ich besser sagen, von Ihrem ehemaligen Freund Karl? Der haut Sie nämlich ganz schön in die Pfanne. Er hat allen Ernstes behauptet, Sie hätten Roswitha Thiele und ihren Bruder auf dem Gewissen. Dann hätten Sie auch noch den langhaarigen Freund von Schlingenhagen, Ferdinand Münstermann, umgebracht und einen Piloten in Merzbrück.“
    Die Dicklippe starrte mich fassungslos an. Mit diesem Frontalangriff hatte er nicht gerechnet. Vielleicht beeinflusste ihn auch der Alkohol, aber das war nicht mein Problem.
    „Schließlich sollen Sie auch einen Typen aus Düren namens Anton Köhnen auf dem Gewissen haben und sogar Wilfried Tölken, behauptet jedenfalls Schlingenhagen. Und wissen Sie was? Stellen Sie sich vor, die Bullen in Aachen glauben dem Kerl sogar!“ Ich schüttelte bedauernd den Kopf. „Karl ist tierisch sauer auf Sie, weil Sie ihn
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