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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Schlingenhagen ist wie vom Erdboden verschwunden. Ich suche ihn überall und finde ihn nirgendwo.“
    „Warum?“
    „Ich suche ihn, weil er einige Firmenanteile besitzt und den Veräußerungsvertrag genehmigen muss.“ Ich lockte den Schreiberling. „Wenn Sie ihn, natürlich ohne die Öffentlichkeit einzuschalten, für mich ausfindig machen, werde ich dafür sorgen, dass Sie bei der Vertragsunterzeichnung fotografieren dürfen.“
    Erneut schwieg der AZ-Reporter für geraume Zeit. „Sich mit Ihnen einzulassen, ist immer ein Abenteuer, Herr Grundler“, sagte er schließlich, „aber immer ein lohnenswertes.“ Er hatte nicht vergessen, dass ich ihm nach dem Attentat bei der Karlspreisverleihung den Stoff geliefert hatte, aus dem er eine viel beachtete Serie gemacht hatte.
    „Eine ähnliche Dimension dürfte diese Geschichte haben“, köderte ich ihn und erinnerte an mein Versprechen, ihm alle Details aufzuschreiben.
    Ich hatte dem Schreiberling bewusst verschwiegen, dass Schlingenhagen längst die Grundsatzerklärung zum Verkauf des Unternehmens unterzeichnet hatte. Gemeinsam mit den irischen Käufern war der Senior in die Kanzlei gekommen, wo ein aufgeregter Schulz die Erklärung in eine juristisch einwandfreie Form gefasst hatte.
    Meine Anwesenheit beim feierlichen Akt war offensichtlich nicht erwünscht gewesen.
    „So, wie du herumläufst, vergraulst du mir nur die Kundschaft“, hatte mein Brötchengeber mit einem Blick auf meine saloppe Kleidung naserümpfend behauptet. Anscheinend vergaß er verdammt schnell, dass er ohne mich niemals in den Genuss gekommen wäre, einen derartigen Vertrag aufsetzen zu können und richtig Geld zu verdienen.
    Auch verstand ich nicht, was er an meiner frisch gebügelten Jeans und dem neuen, grauen Sweatshirt auszusetzen hatte. Ich zitierte Sabine, die immer, wenn auch bei anderen Gelegenheiten, zu mir sagte, es käme nicht auf die Verpackung, sondern auf den Inhalt an.
    Doch diesen Einwand konterte mein uneinsichtiger Chef mit der Bemerkung, ein guter Inhalt müsse auch entsprechend verpackt sein, und betrachtete sich dabei gockelhaft im Garderobenspiegel, um die Krawatte zu richten. Damit waren wir wieder mittendrin in unserer leidigen Diskussion um die Kleiderordnung in der Kanzlei, die wahrscheinlich der entscheidende Knackpunkt sein könnte, an der unsere Gemeinschaftspraxis einmal scheitern könnte. Doch so weit war es noch nicht, um sich deswegen den Kopf zu zerbrechen; mir fehlte immer noch die Zulassung der Anwaltskammer.
    Das größte Problem beim Verkauf der Firma Schlingenhagens war in der Tat Karl der Große. Ihn mussten wir unbedingt finden und zu einer Zustimmung bewegen.
    Aber diese Schwierigkeit änderte nichts an der Grundsatzerklärung, die im Prinzip besagte, dass Schlingenhagen an die Iren verkaufen würde und mit keinem anderen Interessenten verhandele. Die Iren verpflichteten sich im Gegenzug, das Unternehmen zu erwerben zum Zwecke der Fortführung des Geschäfts und garantierten, nicht im Namen Dritter zu handeln. Die eigentliche Ausgestaltung des Kaufvertrages sollte anschließend in Angriff genommen werden. Schulz hatte schon aus den Reihen unserer angestellten Anwälte zwei Kollegen deswegen abgestellt, die unter meiner Regie das Projekt bearbeiten sollten. Wirtschaftsrecht sei nun mal meine Abteilung, hatte mein Chef auf meinen Einwand hin lapidar gemeint.
    „Jetzt kannst du endlich beweisen, ob ich dich wirklich als gleichberechtigten Partner aufnehmen kann“, hatte er grinsend gesagt. Meine Erwiderung, er sei ein Blödmann, nahm er gelassen hin. Ich sei auch nicht besser als er, meinte er nur.
    Böhnke hatte seine Absicht wahr gemacht und in Paderborn nachgefragt. Die Antwort, die er schon am Nachmittag erhielt, machte ihn nachdenklich und bestätigte ihm einmal mehr, dass ich eine gute Spürnase besaß.
    „Tölken ist unauffindbar“, berichtete er mir am Telefon. „Die Kollegen haben sich umhört, aber nichts erfahren. Er ist seit Tagen spurlos verschwunden.“
    „Er taucht bestimmt wieder auf“, erwiderte ich zuversichtlich. Nur über seinen Zustand würde ich keine Wette abschließen. Ob tot oder lebendig, das war hier die Frage. „Kann es sein, dass er mit Schlingenhagen unterwegs ist?“, fragte der Kommissar grüblerisch.
    Das mache keinen Sinn, entgegnete ich ohne nähere Begründung. Ich hatte meine Genugtuung, wieder einmal einen richtigen Schritt getan zu haben. Das spurlose Verschwinden von Tölken passte ins Bild, passte in
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