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Mörderische Kaiser Route

Mörderische Kaiser Route

Titel: Mörderische Kaiser Route
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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und ich mussten unsere Rollen gut spielen, dann würden wir den kleinlauten Großkotz vielleicht weich klopfen können. „Selbstverständlich“, antwortete ich und wandte mich Schlingenhagen zu, der sich trotzig auf die Unterlippe biss.
    „Sie brauchen selbstverständlich nichts zu sagen, das Sie belasten könnte“, meinte ich mit einem freundlichen Lächeln zu ihm.
    „Wobei ich Ihr Schweigen allerdings in meinem Sinne auslege“, fiel mir Böhnke verabredungsgemäß ins Wort, was ich prompt als unfaire Methode kritisierte. Aber dieser Protest ließ den Kommissar unberührt. Er grinste mich bloß frech an.
    Ob er Meinhard Lüttgen kenne, fragte er Schlingenhagen, der uns regungslos anschwieg.
    Er könne die Bekanntschaft nicht leugnen, fuhr Böhnke überzeugt fort, er sei mit Lüttgen unter anderem in Düren an der Rur gesehen worden. Außerdem habe Lüttgen bekanntlich in Schlingenhagens Wohnung in Kornelimünster übernachtet. „Also, was ist?“
    Karlchen zog es weiterhin vor, zu schweigen. Provozierend gelangweilt schaute er aus dem vergitterten Fenster. „Na, gut“, stöhnte Böhnke. „Dann muss ich wohl Klartext mit Ihnen reden. Ich ermittele gegen Sie wegen des Mordes an Ferdinand Münstermann. Nach meiner Überzeugung und nach der meiner Kollegen aus Düren haben Sie veranlasst, dass Ihr ehemaliger Freund in eine Staustufe der Rur geworfen wurde.“ „Momentchen“, wollte ich protestierend einwenden, aber Böhnke winkte mich gebieterisch zurück.
    „Nicht nur das“, fuhr er auftrumpfend fort. „Ich ermittele ebenfalls wegen des Mordes an einem Piloten auf dem Fluggelände in Merzbrück gegen Sie. Sie haben angeordnet, dass Josef Schauf beim Starten des Motors in seinem Flugzeug verbrennen sollte.“
    Schlingenhagen drehte hochnäsig seinen Kopf vom Fenster in Richtung des Kommissars. Er verzog sein Gesicht zu einer hämischen Grimasse und schwieg.
    „Wie Sie wollen, Herr Schlingenhagen“, sagte Böhnke mit aufreizender Ruhe, „ich nehme Sie mit nach Aachen. Dort haben wir noch einen ruhigen Platz in einer gemütlichen Zelle für Sie frei.“
    Zum ersten Mal schoss ein Zucken durch Karls Augen. „Darf er das?“, fragte er ausgerechnet mich. Er hatte sich aufrecht hingesetzt.
    „Er darf“, antwortete ich mit geheucheltem Bedauern, „und wir haben leider keinerlei Möglichkeiten, ihn an seiner Absicht zu hindern.“
    „Dann will ich sofort einen anderen Anwalt. Ich möchte von Herrn Stippach vertreten werden“, forderte Schlingenhagen im barschen Kommandoton.
    „Geht nicht“, erwiderte ich gelassen. „Ihr Vater hat mich beauftragt.“ Ich änderte den Tonfall und fragte streng: „Oder können Sie etwa einen Anwalt aus Ihrer eigenen Tasche bezahlen?“ So pleite, wie er war, konnte Karl der Große wahrscheinlich noch nicht einmal das Telefongespräch mit Stippach bezahlen, übertrieb ich maßlos.
    Schlingenhagen sackte in den hölzernen Stuhl zurück und zeigte uns wieder seinen Schmollmund. „Was wollen Sie tun?“ Böhnke schien mit seinem Latein am Ende.
    Wir saßen in seinem Büro nach einer weiteren Vernehmung von Schlingenhagen, die uns nicht weitergebracht hatte. Der Großkotz hatte nur geschwiegen und würde wahrscheinlich am nächsten Tag die Zelle im Polizeipräsidium verlassen dürfen, wenn es dem Kommissar nicht gelang, endlich handfeste Beweise für seine Verdächtigungen auf den Tisch zu legen.
    Nur ein einziges Mal hatte sich Schlingenhagen bei der Vernehmung geäußert und dabei seine Bitte wiederholt, von Stippach vertreten zu werden.
    Damit erleichterte er mir gewiss nicht meine Aufgabe, ich konnte schlecht einem Mandanten verbieten, den Anwalt zu wechseln. Meine Weigerung konnte mir Ärger bereiten. Insofern war es gut, dass ich noch keine Zulassung besaß und offiziell Schulz verantwortlich war. Das gab mir derzeit Freiräume.
    „Ich fahre heute noch nach Paderborn und Sie kommen auf meiner privaten Spritztour mit“, antwortete ich entschlossen auf Böhnkes Frage. „Ich muss mit der Dicklippe reden. Auf die Polizei hört der ebenso wenig wie Schlingenhagen.“
    Der Kommissar stand schweigend auf und ging zum Faxgerät, das ein Papier ausspuckte.
    „Das passt ausgezeichnet“, meinte er nach dem Lesen und reichte mir das Fax. „Wilfried Tölken ist tatsächlich wieder aufgetaucht, genauso, wie Sie es gesagt haben.“
    Am Ufer der Lippe hatten Angler Tölken gefunden. Die Wasserleiche war dort angeschwemmt worden. Wie die Obduktion ergeben hatte, konnte nicht
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