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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle
Autoren: Leif GW Persson
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kapern.
    Der Kollege in Växjö besaß offenbar nicht dieselbe Fähigkeit, im Umgang mit Groß und Klein Prioritäten zu setzen, und um sich nicht den halben Tag zu ruinieren, versprach der Zettkazeh, umgehend Leute von seiner eigenen zentralen Mordkommission zu schicken. Schlimmstenfalls, wenn sie etwas anderes vorhatten, würden sie Prioritäten setzen müssen, dachte er, als er den Hörer auflegte, dann rief er seine Sekretärin an und bat sie, »diesen kleinen Fettsack von der Landesmord, dessen Name mir immer entfällt, zu holen«. Danach wandte er sich wieder den wesentlichen Dingen zu.
     
    »Der Zettkazeh scheint ja eine Menge um die Ohren zu haben, und das, obwohl doch Urlaub ist«, erklärte Bäckström, lächelte die Sekretärin des höchsten Chefs einschmeichelnd an und nickte zu der geschlossenen Tür hinter ihrem Rücken hinüber. Op-Center ZKC, das klingt doch gut, dachte er.
    »Ja, er hat eine Menge um die Ohren«, erwiderte die Sekretärin kurz und ohne von ihren Papieren aufzublicken. »Zu jeder Jahreszeit«, fügte sie hinzu.
    Klar doch, dachte Bäckström. Vielleicht hat er einen Kurs gemacht und gelernt, dass Leute wie er Leute wie mich immer eine Viertelstunde warten lassen müssen, während sie den Leitartikel von Svenska Dagbladet lesen.
    »Ja, es sind böse Zeiten«, sagte er heuchlerisch.
    »Ja«, antwortete die Sekretärin und schaute ihn misstrauisch an.
    Wenn man nicht Zettkazeh ist, natürlich nur, dachte Bäckström. Klassetitel hatte der Arsch eben auch. Zettkazeh klingt militärisch und männlich. Einwandfrei besser als Reichspolizeichef, das allerhöchste Huhn auf dem Misthaufen, das nur Erpezeh genannt wird. Wer will schon Erpezeh heißen, dachte Bäckström. Klingt fast, als ob man sich mit dem falschen Frauenzimmer eingelassen und sich sonst was zugezogen hätte.
    »Der Zettkazeh kann Sie jetzt empfangen«, sagte die Sekretärin und nickte zur verschlossenen Tür hinüber.
    »Meinen untertänigsten Dank«, sagte Bäckström und machte im Sitzen eine Verbeugung.
    Genau eine Viertelstunde, das hätte sich doch jedes Kind ausrechnen können. Sogar du, du kleine Kampflesbe, dachte er und lächelte die Sekretärin herzlich an. Die sagte nichts. Sie schaute ihm nur misstrauisch hinterher.
     
    Bäckströms höchster Chef schien noch immer in Gedanken versunken. Zumindest fuhr er sich nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand über sein männliches und überaus markantes Kinn, und als Bäckström das Zimmer betrat, sagte er nichts, sondern nickte nur kurz.
    Seltsamer Typ, dachte Bäckström. Und wie zieht der sich denn an, bei dreißig Grad draußen.
    Der Chef der Zentralen Kriminalpolizei war wie üblich tadellos in Uniform gewandet und trug an diesem Tag außerdem schwarze Reitstiefel, die blaue Hose der berittenen Polizei, dann Achselklappen, vier Goldstreifen mit Eichenlaub, gekrönt von der königlichen Krone, auf der linken Seite der Brust eine vierreihige Ordensspange, auf der rechten die beiden gekreuzten Säbel in Gold, die aus unerfindlichen Gründen zum Emblem der Zentralen Kriminalpolizei geworden waren. Schlips natürlich, in genau dem richtigen rechten Winkel festgehalten von der polizeieigenen Schlipsnadel für die hohen Ränge, gerader Rücken wie ein Schürhaken, der Bauch eingezogen, die Brust hervorgeschoben, als versuche sie, den Kampf gegen sein hervorragendstes Körperteil aufzunehmen.
    Was für ein verdammtes Kinn. Der hat doch eine Visage wie ein Öltanker, dachte Bäckström.
    »Wenn Sie über meine Kleidung staunen«, sagte der Zettkazeh, noch immer, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen und ohne die Finger von dem Körperteil zu lösen, das Bäckströms Gedanken auf sich zog, »so habe ich vor, später an diesem Tag Brandklipparen zu bewegen.«
    Der kriegt noch dazu alles mit, hier sollte man sich also in Acht nehmen, dachte Bäckström.
    »Ein königlicher Name für ein edles Ross«, fügte der Zettkazeh hinzu.
    »Ja, so hieß ja wohl der Gaul von Kalle Zwölf«, sagte Bäckström verständnisinnig, obwohl er zu der fraglichen Zeit meist die Schule geschwänzt hatte.
    »Von Karl XI. und Karl XII.«, stellte der Zettkazeh richtig. »Derselbe Name, wenn auch natürlich nicht dasselbe Pferd. Wissen Sie, was das hier ist«, fügte er hinzu und nickte den kunstvollen Modellen zu, die er auf seinem riesigen Planungstisch aufgestellt hatte.
    Bei so vielen Terminals, Flugzeughallen und Flugzeugen kann das ja wohl kaum die Schlacht von Poltawa
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