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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle
Autoren: Leif GW Persson
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Und sein vier Jahre jüngerer Kollege, Polizeiassistent Patrik Adolfsson, genannt Adolf, aus Gründen, die leider nicht nur mit seinem Familiennamen zu tun hatten.
    Als sie auf den Alarm reagiert hatten, waren sie zwei Kilometer vom mutmaßlichen Tatort entfernt und auf der Rückfahrt zur Wache gewesen, und da so früh am Morgen in der Gegend so gut wie kein Verkehr herrschte, hatte Adolf eine Drehung von hundertachtzig Grad beschrieben, das Gaspedal durchgetreten und ohne Blaulicht oder Sirene den schnellsten Weg eingeschlagen, während der Graf ein scharfes Auge auf alle verdächtigen Bewegungen aus der Gegenrichtung geworfen hatte.
    Zusammen bildeten sie an die zweihundert Kilo Ordnungspolizei von bester schwedischer Landrasse. Hauptsächlich Kraft und Knochen, Muskeln und Reflexe in Hochform und insgesamt der pure Lusttraum für jeden verängstigten Mitbürger, der um Hilfe bat, wenn er vor dem Haus drei unbekannte Schurken entdeckte, die gerade dazu ansetzten, die Haustür einzutreten.
    Als sie vor dem Haus im Pär Lagerkvists väg vorfuhren, wo das alles passiert sein sollte, kam eine überaus erregte Frau mittleren Alters mitten auf der Straße auf sie zugerannt. Sie fuchtelte mit den Armen und stolperte über die Wörter, und Adolf, der als Erster das Auto verließ, nahm vorsichtig ihren Arm, bugsierte sie auf die Rückbank und versicherte, jetzt sei alles in Ordnung. Und während der Graf mit gezogener Dienstwaffe hinter dem Haus Posten bezog, für den Fall, dass der Schurke sich noch dort aufhielt und in dieser Richtung verschwinden wollte, überprüfte Adolf rasch die Wohnungstür und betrat danach die Wohnung. Was nicht schwer war, da die Eingangstür sperrangelweit aufstand.
    Und jetzt hatte er sich sein goldenes Sternchen verdient, ehe er zum ersten Mal all das machte, was ihm auf der Polizeihochschule in Stockholm beigebracht worden war. Mit gezogener Dienstpistole durchsuchte er die Wohnung. Dabei drückte er sich an den Wänden entlang, um den Kollegen von der Technik nichts durcheinanderzubringen oder dem Täter irgendwelche Vorteile einzuräumen, falls der schwachsinnig genug sein sollte, noch immer hier herumzulungern. Aber die Einzige, die sich in der Wohnung befand, war das Opfer. Sie lag im Bett im Schlafzimmer, bewegungslos, eingewickelt in ein blutbeflecktes Laken, das ihren Kopf, ihren Körper und ihre halben Oberschenkel bedeckte.
    Adolf rief dem Grafen durch das offene Schlafzimmerfenster zu, er könne jetzt das Treppenhaus durchsuchen, steckte seine Waffe ins Holster und griff zu der kleinen Digitalkamera, die er sich unter die linke Achselhöhle geklemmt hatte. Dann machte er rasch drei Bilder von dem bewegungslosen und zugedeckten Leichnam, ehe er vorsichtig den Teil des Lakens zurückschlug, der ihren Kopf bedeckte, um festzustellen, ob sie noch lebte oder bereits tot war.
    Mit dem rechten Zeigefinger suchte er ihre Halsschlagader, was eigentlich unnötig war, wenn wir an die Schlinge um ihren Hals und den Ausdruck in ihren Augen denken. Danach berührte er vorsichtig ihre Wangen und Schläfen, aber anders als bei den lebendigen Frauen, die er auf diese Weise berührt hatte, kam ihm ihre Haut unter seinen Fingerspitzen nur stumpf und starr vor.
    Sie ist bestimmt tot, aber besonders lange kann sie das noch nicht sein, dachte er.
    Außerdem erkannte er sie plötzlich. Nicht als eine, die er einfach vom Sehen her kannte, er kannte sie wirklich, hatte mit ihr geredet und danach sogar von ihr phantasiert. Und das Seltsamste von allem war… aber er hatte nicht vor, das irgendwem zu erzählen. Er war sich noch nie so anwesend vorgekommen wie jetzt. Total dabei, und zugleich schien er neben dem Geschehen zu stehen und sich selbst zu beobachten. Als ginge es hier eigentlich gar nicht um ihn und noch viel weniger um die Frau, die tot in ihrem Bett lag, obwohl sie noch vor wenigen Stunden genauso lebendig gewesen sein musste wie er.
     
    Die Zeugin, die das Opfer gefunden und die Polizei alarmiert hatte, wurde gegen zehn Uhr an diesem Vormittag erstmals von zwei Kriminalinspektoren von der Bezirkspolizei vernommen. Die Vernehmung wurde auf Band aufgezeichnet, und die Ausschriften wurden noch am selben Tag angefertigt. Sie füllten an die dreißig Seiten: Margareta Eriksson, fünfundfünfzig, Witwe, keine Kinder, wohnhaft im Obergeschoss des Hauses, wo auch das Opfer und dessen Mutter wohnten.
    Als letzter Punkt der Vernehmung war notiert worden, dass die Zeugin über das sogenannte
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