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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle
Autoren: Leif GW Persson
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Schweigegebot, Kapitel 23 der Vorschriften, § 10, informiert worden sei. Nichts jedoch war darüber vermerkt, was sie zu dem Hinweis gesagt hatte, dass niemand erfahren dürfe - »widrigenfalls sie sich strafbar mache« -, was bei dieser Vernehmung zur Sprache gekommen war. An sich vielleicht nicht so unverständlich. Solche Äußerungen wurden niemals notiert, und außerdem hatte die Zeugin genauso reagiert wie die meisten bei dieser Mitteilung. Sie hatte nämlich gesagt, sie sei wirklich keine, die mit solchem Klatsch hausieren gehe.
     
    Das Haus, das aus Keller, vier Wohngeschossen und Dachboden bestand, gehörte einer Wohnungsgenossenschaft, deren Vorsitzende die Zeugin war. Zwei Wohnungen befanden sich je in den drei unteren Geschossen, und eine doppelt so große war oben, eben die der Zeugin. Also insgesamt sieben Wohnungsbesitzer oder -besitzerinnen, alle mittleren Alters oder älter, Alleinstehende und Paare mit erwachsenen und anderweitig wohnenden Kindern. Die Mehrzahl war zum Zeitpunkt des Mordes im Urlaub gewesen.
    Die Mordwohnung gehörte der Mutter des Opfers, und der Zeugin zufolge wohnte das Opfer dort zeitweise. In letzter Zeit hatte die Zeugin sie ziemlich oft gesehen, da die Mutter selbst Urlaub hatte und die meiste Zeit in ihrem Sommerhaus auf Sirkön, zwanzig Kilometer südlich von Växjö, verbrachte.
    Die Wohnung, vier Zimmer und Küche, lag im Erdgeschoss, auf der Seite Richtung Straße und Haustür, aber da sich das Haus auf Souterrainniveau befand, lag die Wohnung auf der Hofseite eine Treppe hoch. Der Hof grenzte übrigens direkt an eine kleine, von Villen und einzelnen Mietshäusern umgebene Grünanlage.
    Die Zeugin war Hundebesitzerin, und ihrer Aussage bei der Vernehmung nach galt Hunden seit vielen Jahren schon ihr großes Interesse. In den letzten Jahren hatte sie zwei gehabt, einen Labrador und einen Spaniel, die sie jeden Tag viermal Gassi führte. Schon gegen sieben Uhr morgens machte sie meistens mit ihnen einen längeren Spaziergang von mindestens einer Stunde.
    »Ich bin ein Morgenmensch, und das frühe Aufstehen hat mir noch nie Probleme bereitet. Ich hasse es, morgens lange im Bett herumzulungern.«
    Wenn sie von diesem Spaziergang zurückkehrten, frühstückte die Zeugin und las die Morgenzeitung, während für die Hunde die »Morgenfütterung« auf dem Plan stand. Gegen zwölf Uhr war es wieder so weit. Noch ein Spaziergang von ungefähr einer Stunde mit den Hunden, und nach ihrer Rückkehr aß sie dann zu Mittag, während ihre beiden vierbeinigen Freunde mit einem »getrockneten Schweineohr oder einem anderen Leckerbissen zum Kauen« belohnt wurden.
    Gegen fünf Uhr wurde es wieder Zeit, aber dann fiel der Spaziergang kürzer aus. Ungefähr eine halbe Stunde, denn sie wollte in aller Ruhe zu Abend essen und »Peppe und Pigge ihr Abendbrot verpassen«, ehe die Fernsehnachrichten begannen. Danach stand noch das abschließende »Abendpipi« zwischen zehn und elf Uhr abends an, abhängig davon, was das Fernsehen zu bieten hatte.
     
    Feste Gewohnheiten, die im Wesentlichen wohl von ihren Hunden bestimmt wurden. In den freien Stunden dazwischen erledigte sie allerlei Besorgungen in der Stadt, traf sich mit Bekannten - »vor allem Freundinnen und anderen Hundemenschen« - oder arbeitete in ihrem Büro in der Wohnung.
    Ihr zehn (ahre zuvor verschiedener Mann war Buchprüfer mit eigener Firma gewesen, in der sie als Teilzeitbeschäftigte mitgearbeitet hatte. Seit seinem Tod betreute sie noch immer einige alte Mandanten. Ihre wichtigste Einkunftsquelle war jedoch die ihr von ihrem Mann hinterlassene Pension.
    »Ragnar war da immer sehr umsichtig, und deshalb leide ich wirklich keine Not.«
    Die Vernehmung wurde in ihrer eigenen Wohnung durchgeführt. Die Polizisten, die sie vernahmen, hatten Augen zu sehen, und es gab keinen Grund, ihr in diesem Punkt zu misstrauen.
    Alles wies darauf hin, dass Ragnar für seine hinterlassene Gattin gut gesorgt hatte.
    Gegen elf Uhr am Vorabend, im Zusammenhang mit dem sogenannten Abendpipi, hatte sie das Opfer aus dem Haus kommen und zu Fuß in Richtung Innenstadt gehen sehen.
    »Sah aus, als ob sie auf ein Fest wollte, aber ich finde, das tun im Moment die meisten jungen Leute, egal zu welcher Tageszeit.«
    Sie selbst hatte dreißig Meter entfernt auf der Straße gestanden, und die beiden hatten keinen Gruß ausgetauscht, dennoch war sie überzeugt, das Opfer erkannt zu haben.
    »Sicher hat sie mich nicht gesehen, sie hatte es wohl eilig. Sonst
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