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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle
Autoren: Leif GW Persson
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nicht ganz falsch gewesen. Zu Anfang jedenfalls nicht, aber nach einer Weile war sie genau wie alle anderen Frauenzimmer geworden, die in seinem Leben aufmarschiert waren. Und deshalb war alles so gekommen, wie es kommen musste, sehen wir mal von Egon ab, der noch immer bei ihm wohnte und es noch dazu so weit getrieben hatte, dass Bäckströms Herz jetzt an ihm hing.
    Der gefühlsmäßige Durchbruch in der Beziehung von Egon und Bäckström hatte sich zwei Monate zuvor vollzogen, als Bäckström sich aufs Land begeben und eine Woche ermitteln musste und einfach keine Möglichkeit sah, täglich einen Goldfisch zu füttern.
    Zuerst rief er die Frau an, die ihm seine schwimmende Sorge aufgedrängt hatte, aber die schrie ihn nur an und knallte den Hörer auf die Gabel. Was sein muss, muss sein, dachte Bäckström, und obwohl die Packungsaufschrift davor warnte, gab er eine halbe Packung Futter ins Aquarium, ehe er aufbrach. Das war der Vorteil eines Goldfischs, dachte er, als er im Auto saß, um sich zu seiner Mordermittlung zu begeben. Einen Köter konnte man nicht ins Klo werfen, wenn der mit dem Bauch nach oben da lag, und für das Aquarium konnte er sicher einen Hunderter einsacken, wenn er es im Netz zum Verkauf anbot.
    Als er nach zehn Tagen zurückkehrte, zeigte sich, dass Egon noch immer unter den Lebenden weilte. Er hatte zwar munterer gewirkt, ehe Bäckström ihn verlassen hatte, und an den ersten Tagen schwamm er sozusagen auf Dreiviertelflamme, aber dann war er wieder wie vorher.
    Bäckström war beeindruckt und erzählte sogar im Kaffeezimmer bei der Arbeit von Egon - »ein ungewöhnlich zäher kleiner Racker« -, und ungefähr zu diesem Zeitpunkt fing er an, Egon lieb zu gewinnen. Es kam sogar vor, dass er ihm abends zusah, während er nach einem langen, mühseligen Arbeitstag seinen wohlverdienten Abendtrunk zu sich nahm. Wie Egon hin und her und auf und ab schwamm und keinen Gedanken daran zu verlieren schien, dass er keine Damen in der Nähe hatte. Du hast es gut, Junge, dachte Bäckström dann, und im Vergleich zu allen blöden Naturprogrammen im Fernsehen war Egon der klare Hit.
     
    Müssen eben sehen, dass wir die Ermittlung schnell hinter uns bringen, dachte Bäckström ein wenig schuldbewusst, als er mit dem Daumen an der Packung eine üppige Futtermenge abmaß und sie seinem kleinen schweigsamen Kameraden ins Glas goss. Und wenn es doch dauern sollte, würde er eben auf der Wache anrufen und irgendeinen Kollegen bitten müssen, einmal pro Tag nach Egon zu sehen.
    »Pass auf dich auf, Junge«, sagte Bäckström. »Herrchen muss wegfahren und arbeiten. Aber wir sehen uns bald wieder.«
    Und eine Viertelstunde darauf saß er zusammen mit zwei Kollegen von der Zentralen Mordkommission im Auto und war unterwegs nach Växjö.
     
    Bäckström hatte Gesellschaft von zwei jüngeren Talenten aus der Sektion, den Kriminalinspektoren Erik Knutsson und Peter Thoren, die zwar keine großen Lichter waren, die aber zumindest meistens taten, was Bäckström ihnen befahl. Bei der Truppe wurden die beiden Max und Moritz genannt, und abgesehen davon, dass Max blond und Moritz dunkel war, ähnelten sie einander wie ein Ei dem anderen. Sie traten fast immer im Doppelpack auf, redeten mehr oder weniger ununterbrochen miteinander, und wenn man blinzelte, war es wirklich unmöglich zu sagen, wer jetzt gerade den Mund hielt.
     
    Knutsson saß hinter dem Lenkrad, Thoren saß neben ihm und las aus einer Touristenbroschüre über Växjö vor, die er aus dem Netz ausgedruckt hatte. Bäckström selbst hatte es sich hinten bequem gemacht, um in aller Ruhe bei einem weiteren kalten Bier über ihre Aufgabe nachdenken zu können.
    »Leider, Bäckström«, sagte Thoren. »Växjö liegt nicht am Meer. Liegt an die hundert Kilometer von der Ostsee entfernt. Hat Dom, Landeshauptmann und Universität. Du hast es sicher mit Västervik verwechselt. Oder mit Kalmar. Kalmar und Västervik liegen beide am Meer. In Smäland. Du weißt doch, Astrid Lindgren und der ganze Kram. Hat ungefähr fünfundsiebzigtausend Einwohner. Ich rede jetzt von Växjö. Wie viel ist das, wenn man das in bespielbare Damen umrechnet? Was meinst du, Erik?«
    »Ist es zu viel verlangt, wenn man ein wenig über den Fall wissen möchte«, fauchte Knutsson vergrätzt. »Müssen jedenfalls zweitausend sein«, fügte er hinzu und hörte sich gleich ein wenig fröhlicher an.
    »Die Kollegen in Växjö wollen ein Fax schicken, sowie sie überhaupt irgendetwas wissen«,
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