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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote
Autoren: T Hermanns
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Omas um sie herum mochten und noch aushielten.
    »Er ist weiterhin im Krankenhaus, geschockt und traumatisiert. Er ist sehr sensibel, wie Sie wissen …«
    »Ich weiß.« Tanya senkte ihren Blick. »Wir stehen alle noch unter Schock. Ich selber werde mit meinem Verlobten …«, sie räusperte sich, das Wort fühlte sich einfach noch zu neu an, »… einen Monat nach Thailand fahren, um das alles zu verarbeiten.«
    Herr Köhler schloss die Akte. »Tun Sie das, Frau Beck, tun Sie das …« Er streckte ihr freundlich die Hand hin, und sie schlug ein. »Vergessen Sie das alles. Eine schreckliche Tragödie. Und es tut mir trotzdem leid um Ihre Sendung.«
    Tanyas Lippen wurden schmal. »Ach, wissen Sie, ich bin froh, dass sie jetzt endlich abgesetzt und verboten wurde. Das hätte man schon früher machen sollen. Dann würden zumindest Chantal und selbst Sebastian noch leben. Und Sascha und Lilly wären nicht traumatisiert für ihr ganzes Leben. Ich denke, das war es nicht wert.«
    »Wie Sie meinen«, sagte der Kommissar und zog seinen Mantel an. »Sie sind da natürlich tiefer drin – in diesem Showgeschäft.«
    Als er gegangen war, nahm Tanya noch eine extra volle Gabel Schwarzwälder Kirschtorte und schickte Nils eine Nachricht, dass sie sich jetzt auf den Weg machte.
    »Ich WAR da mal tiefer drin …«, sagte sie so halblaut zu sich, dass sich am Nebentisch eine Oma zu ihr umdrehte.
    »Entschuldigen Sie, sind Sie nicht Tanya Beck?« Leicht aufgeregte Augen unter einer grauen Pudelfrisur starrten sie neugierig an.
    »Heute nicht«, sagte Tanja Becker zu ihr und ging lächelnd zur Tür. »Und morgen auch nicht.«

ZUGABE:
    EIN JAHR SPÄTER
    LET’S TWIST AGAIN

KAPITEL 44
    Tanja hatte die Einladung zu Music Star 3000: Ein Jahr danach – die große Castingshow-Tragödie und ihre Überlebenden nur angenommen, weil sie den Moderator mochte. Jörg Jürgens hatte so etwas Nettes, Lausbubenhaftes und dabei doch Seriöses, dass man ihm einfach nichts abschlagen konnte. Und er war natürlich DAS Talkgewissen der Nation, der Altar, zu dem sogar die ersten Frauen und Männer des Staates pilgerten. Vielleicht hatte sie aber auch einfach mal wieder Lust gehabt, die alte Zirkusluft wieder zu schnuppern. Der Monat in Thailand hatte sich mittlerweile zu zwölf Monaten ausgeweitet. Sie hatte sowieso kurz nach Deutschland zurückgemusst, um ihr dortiges Leben zu regeln, und da hatte ihre berufliche Vergangenheit sie an jeder Straßenecke angesprungen. Marco Deutz’ neueste Show: Star 3000 war natürlich überall plakatiert, in der sich nun nicht nur Sängerinnen und Sänger zum Affen machen durften, sondern »Talente« aller Art – das Ganze natürlich »hochumstritten und polarisierend« (»Schafft der Castingshow-Guru nach dem Verbot von Music Star 3000 einen neuen TV -Hit? Darf er das überhaupt?«). Aber fast noch omnipräsenter war die zweite CD von Lilliane – jetzt nicht mehr kindlich Lilly und definitiv ohne Familiennamen – die nach dem Megaerfolg ihrer ersten CD gerade auf den Markt drängte.
    Tanja hatte natürlich Lillianes erste CD genauso gekauft und gehört wie der Rest der Nation und den künstlerischen Wechsel nach der Sendung genauso begrüßt – von Pop zu Indie-Gitarrenmusik, englischen Texten und internationaler Produktion. Sie war wirklich begeistert gewesen von der neuen Lilly. Es war eine der wenigen CD s, die bei ihr und Nils auf Ko Sahmui im Dauereinsatz war, und mehr als einmal hatte Tanja eine inhaltliche Parallele gezogen zwischen ihren eigenen Veränderungen und den neuen Klängen der »Lilliane«. Lieder wie »Out of the limelight« schienen wie für Tanja selbst geschrieben.
    Deshalb musste sie wahrscheinlich umso mehr kichern, wenn sie auf Marcos Postern und Anzeigen nun die neue »Titte in der Mitte« sah, eine bis dato völlig unbekannte, leicht pornografisch dreinblickende Backgroundsängerin, die Herr Deutz eigenhändig in die Öffentlichkeit und damit in die totale Abhängigkeit von ihm gehoben hatte. Zufälligerweise hatte sie auch noch leicht asiatische Züge. Nun ja – sie hatte bestimmt irgendwelche »Talente«, die man aber wahrscheinlich wegen des Jugendschutzes in der Sendung nicht zu sehen bekommen würde.
    Tanja drehte das Licht im Schminkraum hoch, sah an sich herunter und musterte ihren eigenen neuen Look. Sie hatte zwar nicht so radikal wie Lilly die Haare abgeschnitten, aber nachdem ihre Extensions rausgenommen waren und sie sich mit Nils auf eine neue Haarfarbe geeinigt hatte,
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