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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote
Autoren: T Hermanns
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Rest war einfach. Ich war ja nie unter Verdacht der Mitschuld, nicht einmal der Mitwisserschaft ihrer Taten. Dabei wusste ich alles.« Sie lachte. »Aber ich war ja schließlich der blonde Engel. Also musste ich nur noch bei der Transe die Discokugel überdrehen und diesem bekloppten Sebastian immer schön himmlische Nachrichten zukommen lassen. Der Teil hat übrigens Spaß gemacht.« Sie verstellte ihre Stimme in ihre tiefste Lage. »Lilly muss gewinnen. Sie ist von Gott gesandt.« Sie kicherte kurz. »Falls sie verliert, stehe auf und schieße auf den Sünder. Die Waffe findest du hinter dem Feuerlöscher an Studio Eingang C.« Ihre Stimme wechselte wieder in die Normallage. »Das war schon sehr trashig, wie im schlechten Horrorfilm. Aber es hat funktioniert.«
    »Aber warum hast du nicht einfach so gewonnen?« Tanja begann zu schwitzen, sie schielte wieder nach dem Stuhl.
    Lilly zündete sich eine Zigarette an. »Du verstehst es immer noch nicht.« Ihre Stimme klang jetzt so nörgelig, als wäre sie vierzehn Jahre alt. »Ich durfte doch die Show nicht normal gewinnen! Dann wäre ich ja nur eine weitere Castingshow-Eintagsfliege geworden. Eine einzige CD mit blöden Marco-Trash-Songs und dann weg vom Fenster, bevor die nächste Staffel startet. Ich weiß doch, wie es funktioniert – die Show ist der Star und nicht der Gewinner.«
    Sie machte eine Pause, und Tanja hielt den Atem an. Aber Lilly war noch nicht fertig. »Um ein echter Star zu werden, musste ich die Siegerin der Herzen sein und damit ›echt‹« – sie machte die Anführungszeichen mit ihren Fingern – »und ›credible‹. Ich musste mich absichtlich bei der letzten Note meines Songs versingen, und dann würde ich Sascha vor dem Attentat des Bekloppten retten und damit ALLES gewinnen – die echte Zuneigung der Zuschauer und damit die der ganzen Welt!«
    »Hattest du keine Angst, dabei selbst verletzt zu werden?«, fragte Tanja leise. »Was, wenn Sebastian dich beim Finale getroffen hätte?«
    Lilly nahm einen Zug von ihrer Zigarette und sah sie kopfschüttelnd an. »Mein Paillettenkleid an dem Abend funktionierte fast wie eine schusssichere Weste … – ich wäre auf keinen Fall ernsthaft verletzt worden, selbst wenn dein Boyfriend nicht so heldenhaft gewesen wäre.«
    Tanjas Nerven rasten. »Und all das, um zu gewinnen?«
    Lilly drückte die Zigarette schnell aus, stand auf und stellte sich direkt vor Tanja. Tanja roch den Geruch von Abschminke und Feuchtigkeitscreme und einen Hauch von Zitrone.
    »Nein, nicht nur um eure blöde Show zu gewinnen, Tanyalein. Du selbst hast es gesagt. Um frei zu sein. Frei von meiner verrückten Mutter, frei von der schlechten Musik, die ich mein Leben lang singen musste, frei von den Engelslocken, frei von dem Schmalz, frei von dem Kitsch – denn jetzt bin ich endlich ich selber. Und damit sehr erfolgreich, wenn ich das sagen darf.«
    »Aber nach all den Toten … wie konntest du …« Tanja wunderte sich, dass sie überhaupt noch etwas herausbrachte.
    Lilly lachte laut auf und ging zurück zu ihrer gepackten Tasche am Schminktisch. »Aber Tanya Schatz – ich habe schließlich nur gemacht, was ihr da vorne mir gepredigt habt. Woche für Woche!«
    Jetzt wurde Tanja wirklich kalt.
    »Du weißt es doch – was hast du immer zu mir vom Jurypult aus gesagt: Es kann nur einen geben! Setz dich durch! Ich habe getan, was ihr von mir verlangt habt! Wie hieß noch mal das Motto der Show? Nur du allein kannst es schaffen! Das stimmt! Dafür bin ich der Beweis. Der LEBENDE Beweis.« Lilly nahm ihre Tasche und ging zur Tür. Kurz davor drehte sie sich noch einmal um. »Und außerdem – es hat doch nicht wirklich die sympathischsten Mitmenschen erwischt, oder? Einen bösartigen Maskenbildner, einen brutalen Paparazzo, einen zynischen PR -Kokser, einen religiös Wahnsinnigen, meine arme verrückte Mutter und drei Ehrgeizlinge, die alle genauso über Leichen gegangen wären wie ich, um zu gewinnen – nur ich – ich ALLEIN – habe es mich eben getraut. Das nennt man wohl Star-Quality.« Jetzt funkelten ihre Augen wieder.
    »Und warum lässt du mich jetzt leben?« Tanja musste diese letzte Frage noch stellen.
    Lilly lächelte süß. »Du bist zäh, Tanya, Und das mag ich. Und weißt du … glauben – glauben wird dir die Welt da draußen sowieso nicht. Denn die Welt – liebt den Schein! Die Welt – liebt MICH !« Lilly straffte sich, drehte den Schlüssel im Schloss um, und Lilliane öffnete die Tür. Irgendwo weiter
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