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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote
Autoren: T Hermanns
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kein bisschen, als Lilly/Lilliane schließlich zur Tür ging, sie mit einer schnellen Bewegung von innen abschloss und den Schlüssel einsteckte.
    Tanja stand auf. Nur im Stehen konnte sie tun, was sie jetzt tun musste. Sie musste den ersten Schlag austeilen.
    »Du warst es«, sagte sie ganz ruhig, während Lilly sich wieder hinsetzte, einen ungerührten Blick in den Spiegel warf, sich ein Kleenex nahm und sich über ihr Gesicht wischte. »Du hast Chantal umgebracht … du warst auf dem Sofa, du warst ganz nah an dem Schalter und hast ihn hochgedreht.«
    »Warum sollte ich so etwas tun?«, gab Lilly ruhig zurück. Sie lehnte sich vor und nahm sich die Zonen unter ihren Augen vor. »Jeder weiß doch, dass es der Typ aus der christlichen Sekte war. Und der ist ja auch verurteilt worden.«
    »Aber nur nach Indizien«, sagte Tanja. »Bis heute weiß keiner, wie er zum Beispiel die Waffe ins Studio gekriegt hat.«
    Lilly sah Tanja im Spiegel, lächelte und fing an, ihr Gesicht mit Feuchtigkeitscreme einzureiben.
    »Tanja, du bist und bleibst meine Lieblings- TV -Moderatorin! Die Frage brennt dir wohl schon lange auf den Nägeln?« Lilly legte die Creme kurz beiseite, stand auf und schloss ein offenes Fenster. Dann setzte sie sich wieder. »Ja, das war am schwersten«, sagte sie und massierte sorgfältig weiter ihre Stirn. Nicht einen Moment ließ sie Tanja aus den Augen. »Ich hatte die Waffe noch aus der ›Goldfinger‹-Nummer aus der Bond-Show … damals habe ich bei den Proben eine echte Pistole golden lackieren lassen und gegen die falsche Requisitenpistole ausgetauscht. Sie hing die ganze Zeit gerahmt in meiner Garderobe und wurde nie von jemandem gecheckt.« Sie lachte. »Du weißt ja, Show verbirgt immer das Offensichtliche.«
    Tanja versuchte ruhig zu bleiben »Aber die ersten Toten …«
    »Meine Mutter war genauso wahnsinnig, wie ihr alle immer gedacht habt.« Lilly verschloss mit einer kurzen Handbewegung die Abschminkdose und nahm sich eine Haarbürste. »Seit ich denken kann, wollte sie mich groß rausbringen. Weißt du, ich musste Whitney-Houston-Lieder üben, seit ich vier war. Alles in meinem Leben drehte sich immer nur um meine große Popkarriere. Und meine Mutter war wild entschlossen, jeden aus dem Weg zu räumen, der sich mir in den Weg stellte … Maskenbildner, die mich schlecht schminkten, Paparazzi, die mich nicht oft genug fotografierten, sogenannte PR -Asse, die nichts für mich taten, und natürlich dunkelhaarige Konkurrentinnen mit großen Rockstimmen, die mir gefährlich werden könnten … ja sogar Deppen, die mit Teufelsmasken die Aufmerksamkeit der Presse auf sich zogen, oder eigentlich nette Moderatorinnen, die aber manchmal nicht ganz auf meiner Seite waren …«
    Ein Schauer fuhr Tanja über den Nacken, und sie spürte wieder die Reling im Rücken. »Aber warum musste deine Mutter – gehen?« Jetzt begab sich Tanja auf gefährlichen Boden, das wusste sie.
    Aber Lilly zuckte nicht mit der Wimper, sondern kämmte weiter ihre kurzen Locken durch. »Nun, um ihr ihren eigenen Traum wirklich zu erfüllen. Ich wusste, dass sie sich unvorsichtig auffällig benahm. Und ich wusste, bald würde ihr Plan auffliegen. Es gab nur eine einzige wirkliche Möglichkeit, als Sieger aus der Show hervorzugehen – und sie gleichzeitig endlich loszuwerden.«
    Lilly verstummte abrupt und legte ihren Kopf schief. Sie sah Tanja mit einem merkwürdigen Ausdruck an.
    »Du wolltest endlich frei sein, oder?« Tanja war klar, dass sie jetzt keinen Fehler machen durfte, wenn sie Lilly dazu bringen wollte, weiterzusprechen. Aber sie schien den richtigen Ton getroffen zu haben.
    »Natürlich«, sagte Lilly ganz selbstverständlich. »Ich sagte ihr, dass ich mich über eine Lilie auf der Bühne während meines Liedes freuen würde … und dem nervösesten Securitymann vor der Show hab ich erzählt, wie viel Angst ich hätte, dass etwas passiert.« Lilly legte die Bürste weg und drehte sich zu Tanja um. »Du hast recht, ich wollte endlich frei von ihr sein. Und sie musste sterben, damit ich endlich in Allem gewinnen konnte. Das verstehst du, oder?«
    Lillys Augen waren grau und klar und ruhten für einen Moment fragend in Tanjas, als überlege sie, ob sie nicht schon zu weit gegangen war. Aus dem Augenwinkel sah Tanja sich nach einer Waffe um, aber da war nur ein Plastikstuhl in der Nähe. Aber Lillys Blick entspannte sich wieder. Sie drehte sich zurück zum Spiegel und räumte ihre Schminksachen langsam zusammen. »Der
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