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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote
Autoren: T Hermanns
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war eine absolute Blamage. Dann hätte er die Stadt verlassen müssen! Aber Gott sei Dank hatte es schließlich Ayleen erwischt, die üppige Strippertante aus Erfurt. Ihr »Material Girl« war aber auch eine Frechheit gewesen, nicht nur gegenüber Madonna, sondern auch gegenüber Marilyn Monroe, deren »Diamonds are a Girl ’ s Best Friends«-Choreografie Ayleen bei ihrer Nummer genauso zitierte wie Madonna in ihrem alten Video, sie dann aber mit einer überraschenden Stangentanz-Einlage garniert hatte, die an Peinlichkeit nicht zu überbieten gewesen war. Wann waren die Worte »Tiffany’s« und »Cartier« je kopfüber von einer Stange hängend gehaucht worden und danach ein sogenannter »Drop« vorgeführt worden, bei dem Ayleen zehn Zentimeter vor dem harten Studioboden mit dem Kopf gerade noch abgestoppt hatte? Sportlich exakt. Das war das Einzige, was man Positives darüber sagen konnte.
    Na ja, man schon, Marco dagegen hatte – nicht überraschend – weitere lobende Worte gefunden: »Ayleen, ich finde, das war eine gute Performance von euch Dreien!« Aber Tanya und Pitterchen waren streng dagegen gewesen, und das Publikum mochte auch den Spagat am Schluss nicht. Also – adieu Ayleen und zurück ins Sexyland nach Erfurt!
    Härtere Konkurrenz für Sascha war aber schon klar zu erkennen gewesen: Gothic-Prinzessin Xena hatte eine Mörder-Rockstimme, und ihre Version von »My Immortal« von Evanesance war der Hammer gewesen. Ebenso Rapper Mike Ds Electro-Version von »No sleep till Brooklyn« – leider gut! Und dieser niedliche Schwiegersohn Sebastian war bestens beraten gewesen mit seinem James-Blunt-Schmusesong. Es profitierten natürlich alle davon, dass sie heute ihre persönlichen Hits aus den Vor-Castings singen durften – die erste Mottoshow war erst nächste Woche. Lilly und Uwe waren ebenfalls solide mit ihren Folk- und Rock-Styles, aber die brave Lilly schien sich unwohl zu fühlen in ihrem sexy Styling, und Uwe kam sogar über die Kamera so unsympathisch rüber, dass man sich da im Endeffekt keine Sorgen machen musste. Gefährlich waren natürlich wie immer die Freaks: Fatima hatte ein eher dünnes Stimmchen – aber Nenas »Irgendwie Irgendwo Irgendwann« als Aufruf zur religiösen Toleranz zu singen, war natürlich schlau. Alle Multikulti-Herzen im Publikum schlugen höher, und es hagelte Jurylob und Punkte für die Muslima. Transe Chantal hatte ihre 1,90 m Körpergröße mit pinker Paillette an Kleid und Plateauschuhen aufgedonnert zu einem schwulen Eiffelturm – sie hatte in ihrer Garderobe so viele verschiedene Perücken und Kostüme, dass Sascha am ersten Tag ihr Zimmer mit dem Kostümfundus verwechselt hatte. Sie machte natürlich alles mit Attitude statt mit Stimme – das war eher ein gepflegter Damenbass –, aber auch da war die Liedauswahl perfekt gewesen. »I am what I am« plus den knackigen Jungs vom Ballett, das hatte gesessen! Und natürlich ihre Tränen, als Marco bei der Jurybewertung sie mit »Ob Mann, ob Frau, das weiß bei dir keine Sau« anfuhr und Tanya und sogar Pitterchen zu ihrer Verteidigung eilten – Letzterer mit einer leicht merkwürdig pathetischen Rede über »de eschte Kölner Toleranz«.
    Der Freak »Mephisto« schließlich hatte die ganz große Horrorshow gebracht: »Nights in White Satin« mit einem Käfig voll echter Tauben, denen er drohte, den Hals umzudrehen (einer Plastiktaube hatte er dann auch stilecht den Kopf abgebissen). Das brachte natürlich viele Buhrufe und Skandalgeschrei, also solide Anti-Punkte. Wenn der damit so weitermachte, hätte das den Eurovision-Song-Contest-Lordi-Effekt und er könnte ziemlich weit kommen. Ansonsten: Das erste Mal war für Sascha geil gewesen! Er hatte die Kameras »gefickt«, wie er sich das vorgenommen (und Britney, Madonna, Gaga versprochen) hatte, und er hatte im schönen Wechsel süß, seelenvoll und starmäßig cool geguckt. Sein Hüftschwung war deutlich, aber nicht dreckig gewesen; sein Outfit unschuldig weiß und aufregend eng an den richtigen Stellen. Er hatte sein Konzept »Robbie meets High School Musical« gut verkauft. Und vor allem: Er war weiter!
    Den Schlussapplaus und das Drängen und Schreien der Fotografen konnte er schon wieder richtig genießen. Er schob sich geschickt nach vorne zwischen Engel Lilly und Schwiegersohn Sebastian und lächelte in die Kameras.
    Jeder Zentimeter hier war wichtig. Die Fotos würden ins Internet kommen, und auf die Fanseiten der Sendung. Anhand dieser Fotos würden sie
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