Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörder im Zug

Mörder im Zug

Titel: Mörder im Zug
Autoren: Frank Goyke
Vom Netzwerk:
später ein breites Becken, und er geht fremd. Ach, wie gut, dass ich keine Vorurteile habe …
    »Wo stieg sie aus?«
    »Pölchow.«
    »Prima, Herr Sokolowski. Können Sie das für alle Fahrgäste sagen?«
    »Sie meinen, wo sie zu- und wo sie ausgestiegen sind?«
    »Ja.«
    »Bei nur zwölf Leuten? Klar!«, sagte der Wachmann nicht ohne Stolz.
    »Ist es denn bei zwölf geblieben? Während der gesamten Fahrt?«
    »Nein, nein, es gab noch ein paar Zustiege. Genau gesagt nur vier. Kein Wunder, es war schließlich spät, und dann das Wetter! Der Reihe nach: In Huckstorf noch eine junge Frau, auch so um die zwanzig. Ich hab sie nicht zum ersten Mal gesehen.«
    »Haarfarbe? Kleidung? Irgendwelche Besonderheiten?«
    »Dunkel, glaube ich. Das Haar. Na ja, und sonst, wie die jungen Leute so angezogen sind. Jeans, Turnschuhe … bunter Anorak.« Sokolowski hob entschuldigend die Hände. »Dann Schwaan. Dort müssten drei Leute eingestiegen sein.«
    »Warum Konjunktiv, Herr Sokolowski? Sie als Zahlenmensch …«
    »Ich habe sehr auf die beiden Motorradrocker geachtet.«
    »Motorradrocker?« Barbaras Körper spannte sich. »Sie meinen Bandidos oder Hells Angels ?«
    »Keine Ahnung, mit so etwas kenne ich mich nicht aus.«
    »Wie kommen Sie dann darauf, dass es Rocker waren? Hatten die etwa ihre Maschinen mit?«
    Sokolowski schüttelte den Kopf. »Das nicht. Aber sie trugen Lederjacken. Mit Symbolen auf dem Rücken. Sie waren angetrunken. Und beide hatten eine Glatze.«
    »Nazis?«
    »Kann ich nicht sagen.«
    »Und warum vermuten Sie, dass noch eine dritte Person zugestiegen sein könnte?«
    »Da war plötzlich eine Frau in Wagen drei. Eine … wie soll ich sagen … unscheinbare, verhuschte Erscheinung. Sie kann eigentlich nur in Schwaan in den Zug gekommen sein.«
    »Das schließen Sie daraus, dass Sie sie vorher noch nicht bemerkt hatten?«
    »Ja.« Sokolowski schwieg einen Augenblick. Es war nicht zu übersehen, dass ihm etwas auf den Nägeln brannte, und schließlich sagte er: »Was geschieht eigentlich mit dem Zug? Wenn ich fragen darf?«
    »Dürfen Sie. Er wird beschlagnahmt, auf ein Abstellgleis geschoben und dort solange bewacht, bis er wieder freigegeben wird. Wie viele Personen sind denn bis Rostock mitgefahren?«
    »Es müssen acht gewesen sein.«
    »Die Sie alle entkommen ließen, Herr Sokolowski«, mischte sich nun Uplegger ein. »Bis auf den einen, der nach Groß Klein weiterwollte und im Zug sitzen blieb.«
    Der Wachschützer senkte den Blick, und seine Wangen röteten sich.
    »Warum haben Sie die Bundespolizei nicht sofort angerufen? Es befand sich eine Streife auf dem Bahnhof. Die hätte den Zug in Empfang nehmen können.«
    »Na ja, ich stand unter Schock. Ich wusste gar nicht … Wir haben zwar verschiedene Notsituationen trainiert, aber das war eben nur Trockenschwimmen. Ich war wie gelähmt. Außerdem … Wir waren schon kurz vor Rostock …«
    »Jedenfalls ist das ziemlich ärgerlich«, funkte Uplegger dazwischen.
    »Wie dem auch sei.« Mit einem Blick bedeutete Barbara Uplegger, es gut sein zu lassen. »Kehren wir nach Güstrow zurück. Es bleibt bei zwölf Personen? Plus Baby?«
    »Ja.«
    »Dann gehen wir jetzt alles durch. Station für Station.«
     
    Frank Giehlow hatte der Dauerdienst in einem anderen Büro untergebracht und bereits kurz befragt. Auf dem Gang bekam Barbara von Helmich einen Zettel mit den von ihr so genannten technischen Angaben. Ihr zweiter Zeuge war 34 Jahre alt, Sozialpädagoge und hatte von Pölchow zum Nachtdienst in einer betreuten Jugendwohnung fahren wollen. Sein Arbeitgeber, die Gesellschaft für psychosoziale Betreuung – GPB – war ein freier Träger der Jugendhilfe.
    »Ich habe in der Zeitung von diesem Sozialkonzern gelesen«, flüsterte Uplegger vor der Tür. »Der Geschäftsführer ist ein ganz windiger Hund. Die haben für eine Umbaumaßnahme Fördermittel aus Schwerin abgefasst, eine Million oder so, aber nie gebaut. Das Geld war trotzdem weg.«
    Neben der Tür lehnte ein Bundespolizei-Hauptwachtmeister, der wirkte, als brauche er dringend eine Zigarette. »Der ist renitent«, meinte er knapp, mit dem Daumen hinter sich zeigend, und löste sich von der Wand.
    »Randaliert er?«, fragte Uplegger.
    »Nein, aber fuchsteufelswild ist er, beschwert sich, dass er dringend zur Arbeit muss und dass es ein Skandal ist, ihn so lange festzuhalten. Redet ständig von Dienstaufsichtsbeschwerde und nimmt sich überhaupt ziemlich wichtig.«
    »Na, mit solchen Leuten haben wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher