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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald
Autoren: Frank Goyke
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tippte erneut auf seine Uhr. Uplegger meinte, Spannungen zwischen den Anwesenden zu spüren. Ole Pagels schwieg.
     
    Langsam kehrten Barbara und Pentzien zum Tümpel zurück. Nach der Biegung sahen sie, dass Dr. Geldschläger dort gerade seinen Arztkoffer auf den Boden setzte; ihm folgte der Mann ohne Eigenschaften . Zwei Kriminaltechniker, die immer auf alle Eventualitäten vorbereitet waren, hatten sich dunkelblaue Wathosen übergestreift und begaben sich ins Wasser, um das Fahrrad zu bergen. Ein dritter Overallträger dokumentierte die Aktion mit der Videokamera. Ein Hubschrauber überflog das Areal und machte Luftaufnahmen. Im Westen zuckten die ersten Blitze.
    Geldschläger ließ sich von einer sehr jungen Spusi-Frau helfen, den zwischenzeitlich geborgenen Jungen auf den Rücken zu drehen. Die beiden Techniker hatten das Fahrrad angehoben und trugen es zum Ufer.
    Als man den Jungen wieder ablegte, war zu erkennen, dass die Vorderseite seines T-Shirts bedruckt war. Barbara kniff die Lider zusammen; eigentlich brauchte sie seit längerem eine Brille. Auf der Brust des Knaben prangte ein Dreimaster, darunter stand V asa 50 år över ytan . Sie zweifelte nicht, dass das Schwedisch war.
    »Das ist ja Schwedisch«, rief Wendel obendrein. Als notorischer Dänemarkfahrer kannte er sich mit den nordischen Sprachen aus, vermochte sie zumindest auseinanderzuhalten.
    »Die Vasa ist doch ein altes Segelschiff, das kurz nach dem Start gesunken und dann wieder geborgen worden ist?«, fragte Geldschläger, während er Kopfwunden untersuchte.
    »Ja«, sagte Wendel. »Ich glaube, es gibt sogar ein Museum, wo man das Ding besichtigen kann. In Stockholm, wenn ich nicht irre.«
    »Die werden da in Urlaub gewesen sein«, meinte der Gerichtsdoktor.
    »Alles spricht dafür, dass sie von dort stammen«, entgegnete Barbara. Bevor sie sich erklären konnte, erhielt Wendel einen Anruf.
    »Zwei Busse Bereitschaftspolizei sind eingetroffen«, sagte er nach dem Auflegen. »Wir lassen den ganzen Wald durchkämmen. Zudem müssen die Geschädigten irgendwie hergekommen sein, also könnte irgendwo auch ihr Wagen stehen. Ich weise die Mannschaften ein.«
    Er schickte sich an zu gehen. Barbara sagte rasch: »Sie sollen nach einem schwedischen Kennzeichen suchen.«
    »Was hast du nur mit …?« Weiter kam Wendel nicht, denn ein Kriminaltechniker rief: »24-Zoll-MTB der Firma Apache, Marke Starlight ! Roter Alurahmen.«
    Gunnar Wendel wurde kalkweiß.
    »Chef?«
    »Karina Dünnfelder, das vermisste Mädchen …« Er schloss kurz die Augen. »Laut Angaben ihrer Eltern war sie mit einem solchen Fahrrad unterwegs. Was bedeutet …« Er schüttelte sich.
    »… dass die Bereitschaftspolizei nach einer fünften Leiche suchen kann«, führte Barbara den Satz zu Ende.
    Der Mann ohne Eigenschaften nickte, dann stapfte er davon.
    Erste Regentropfen fielen, und die Bäume am Waldrand neigten sich tiefer.
    »Puh!« Manfred Pentzien stieß geräuschvoll Luft aus. »Das ist wirklich harter Tobak. Mir fällt sofort ein dummer Spruch ein.«
    »Lass hören!«
    »Aber er ist ziemlich zynisch.«
    »Na, dann passt er doch zu uns.«
    »Also gut.« Er atmete noch einmal tief ein und aus, bevor er zitierte: »Liegt der Bauer tot im Zimmer, lebt er nimmer. Liegt die Bäuerin tot daneben, ist sie auch nicht mehr am Leben. Ist das Kindchen auch noch dort, war es wohl ein Massenmord.«

II Chaos
     
    Uplegger bat die Baumzähler, nicht nur von der Entdeckung der Leichen zu berichten, sondern auch von ihrem Tagesablauf. Einen Verdacht gegen Auffindungszeugen zu prüfen, gehörte zur Routine. Im Gespensterwald mussten mehrere Mörder gemeinsam gehandelt haben, und dafür kamen die vier Männer durchaus in Frage. Es kam gar nicht so selten vor, dass Täter scheinheilig selbst die Polizei verständigten.
    »Die heutige Arbeitsaufnahme war für 9 Uhr verabredet«, begann Forstrat Wagenbach mit gerunzelter Braue, »eine Stunde früher als sonst, weil wir wegen der Hanse Sail zeitig Feierabend machen wollten. Herr Pagels erschien allerdings eine Dreiviertelstunde zu spät.«
    »Kann doch mal passieren«, murrte der.
    »Warum haben Sie sich verspätet?«
    Pagels murmelte etwas, das wie Fete klang.
    »Gefeiert haben Sie?«
    Er nickte. »Mit Kumpels am Strand.«
    »Am Nienhäger Strand?«
    »In Markgrafenheide.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Groß Klein.«
    »Und warum waren Sie in Markgrafenheide?«
    »Ist nicht so voll dort.«
    Dieser Waldarbeiter ließ sich jedes Wort aus der Nase
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