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Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung

Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung

Titel: Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung
Autoren: Helena Wachter
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Folge einer zu engen Bindung innerhalb seiner Familie sein.
    Herr Meier will autonom sein, bleibt aber aufgrund seines geringen Körpergewichtes ein Kind. Dadurch bleibt die Vorstellung der Familie erhalten. Eine solche Familie hat die Idee „alles soll so bleiben wie es ist“. Durch die Magersucht verschafft sich Herr Meier die Möglichkeit der Distanz von den engen familiären Bindung.
    Herr Meier kennt seine Großeltern (väterlicherseits) nicht. In der Familie wurde daraus ein Geheimnis gemacht. Auch der Vater sprach über den Beziehungsabbruch zu seinen Eltern/Geschwistern nie mit seinem Sohn. Das schmerzt Herrn Meier sehr. Er zeigt mir, dass er darüber traurig ist und es sehr schade findet. Wir haben darüber gesprochen und ich habe ihm die Idee mitgeben, über seinen Onkel Wolfgang mehr über seine Großeltern zu erfahren. Diese nahm er an, sagte aber, dass er aus finanziellen Gründen nicht so einfach mal nach Leipzig fahren könne. Aus meiner Sicht, könnte es sein, dass er dem Vater treu sein will und deshalb nicht nach seinen Wurzeln „forschen“ kann. Zusätzlich habe ich einige Hypothesen gebildet, die nicht direkt mit Herrn Meier zusammenhängen:
    Der Bruder von Elisabeth -Wilhelm-, rückt an die Stelle seines früh verstorbenen Vaters an dessen Stelle. Dadurch kann er kein selbständiges Leben aufbauen.
    Manfred, der Schwager von Herrn Meier leidet an einer Alkoholismus. In der Systemtheorie ist Alkohol ein Symptom, dass „betäubt“, Manfred reguliert dadurch Nähe und Distanz. Gleichzeitig verstarb seine Tochter aufgrund eines alkoholisierten Autofahrers. Das könnte für Manfred eine innere Zerressprobe bedeuten. Er fühlt sich schuldig und betrachtet sich als Täter und Opfer gleichzeitig. Er glaube, sein Leben nicht in die Hand nehmen zu können. Marie-Luise hat kein (positives) Männerbild entwickeln können. Sie hat sich einen Partner gewählt, der „schwach“ ist. Solche Beziehungen tragen in Krisensituationen nicht. Für sie gibt es kein positives Männerbild. Auch ihr Halbbruder hat sich aus ihrer Sicht es stets verstanden sich aus den familiären Pflichten herauszuziehen.

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5. Schlusswort / Zusammenfassung
    In der Genogrammarbeit war mir wichtig, Herrn Meier nicht bloß zu stellen oder gar den Eindruck zu erwecken, ich würde ihn über seine Geschichte aushorchen. Vielmehr habe ich versucht, das Erreichte zu würdigen und wert zu schätzen. Ich hab ihn bestärkt darin, „es gut hin bekommen zu haben“, auch wenn es schwierige Situationen/Krisen in seinem Leben gab und gibt. Trotz der familiären Startschwierigkeiten, habe er immens viel erreicht.
    Dennoch hat Herr Meier sehr viel Widerstand gezeigt und sprach selten direkt über Symptome in der Familie. Meist erzählte er darüber eher nebenbei während einer Zugfahrt oder im Restaurant. Ich vermute, das liegt darin begründet, dass Herr Meier sehr viele negative Erfahrungen mit Therapeuten/ Kliniken gemacht hat und diese Phase in seinem Leben sehr stark verdrängt bzw. sie vergessen möchte. Er lebt heute ohne Psychopharmaka in einem relativ stabilen Umfeld. Dabei hat ihm seine Partnerin aus der schwersten Krise geholfen. Herr Meier hat gelernt Verantwortung zu übernehmen (z.B. gegenüber seiner Verlobten oder seiner finanziellen Situation). Herr Meier hat ein privates und berufliches Umfeld geschaffen, in dem er sich laut eigene Angaben im Allgemeinen wohl fühlt. Dennoch zeigt sein familiäres Umfeld, dass er dort wenig Unterstützung hat. Er ist häufig auf sich allein gestellt. Herr Meier hat in der WfbM Mitmenschen gefunden, auf die er sich verlassen kann; die ihm Konstanz geben. Die WfbM bedeutet ihm ein Stück weit Halt und Heimat. Aber auch die Arbeit in der WfbM sowie die besondere Aufgabe als Vorstandsmitglied in der LAG WR geben ihm Stabilität und einen Sinn im Leben. Damit hat er eine Möglichkeit gefunden, seine Persönlichkeit weiter zu entwickeln. Mit unermüdlichem Einsatz und Geduld hat er für die Menschen mit Behinderung bereits vieles erreicht und er wird weiterhin viel Kraft und Ressourcen dafür brauchen. Ein unabhängiges Leben ohne den ständigen Kampf mit dem Sozialamt, wäre sein größter Wunsch. Hierbei wäre es wichtig, dass er Menschen findet, die ihn dabei unterstützen. Dabei müsste Herr Meier sich anderen anvertrauen und mehr Unterstützung für auch in seinem privaten Umfeld einfordern.
    Ich bin überzeugt davon, dass Herr Meier dieses Ziel erreichen kann. Dabei ist mir vor allem
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