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Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung

Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung

Titel: Möglichkeiten der Sichtveränderung durch den systemischen Ansatz in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung
Autoren: Helena Wachter
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Systemischen
    Beratung
2.1. Wertschätzung
    Jeder Mensch lebt in seiner Wirklichkeitskonstruktion, die nicht beliebig ist, sondern ihren Sinn hat. Das bedeutet Verhalten und Sichtweisen ergeben sich aus gutem Grund/machen Sinn. Daraus ergibt sich die Konsequenz, dass man die Sichtweisen oder Probleme des Klienten erst nehme und würdige. Diese Grundhaltung der Systemischen Beratung; die Würdigung unterschiedlicher Konstruktionen ist nicht zu verwechseln mit „akzeptieren“ der Wirklichkeitskonstruktion.
2.2. Die fünf Säulen der Systemtheorie
    Im folgenden wird auf die 5 Säulen des systemischen Ansatzes eingegangen:
2.2.1. Neutralität / „Allparteilichkeit“
    Neutralität in vier unterschiedliche Arten aufgeteilt: (1) Neutralität gegenüber Personen
    Der Berater verhält sich gegenüber den einzelnen Personen/Symptomträgern neutral. Er ergreift keine Partei für oder gegen eine bestimmte Seite. Er bewart eine „innere“ Distanz den Personen gegenüber.
    (2) Neutralität gegenüber den Problemen oder Symptomen
    Das Wertesystem des Beraters muss zurückgestellt werden. Das Symptom darf nicht bewertet werden. Viel mehr geht es um die Frage, was bedeutet das Symptom für die Klienten? (3) Neutralität gegenüber Ideen
    Der Berater hat die Aufgabe eine Unterstützerposition gegenüber Lösungsideen, Wertehaltungen oder Meinungen der Klienten einzunehmen. Es bleibt unklar, ob er die Ideen für richtig oder falsch hält. Zudem „schützt“ es den Berater, die „richtigere“ oder „bessere“ Lösungsstrategie den Klienten anzubieten und hält ein breiteres Spektrum an Lösungen für das System der betreffenden Familie offen. (4) Neutralität gegenüber Veränderungen

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    Der Berater muss akzeptieren, wenn der Klient keine Veränderung wünscht und in seiner Sichtweise und seinen Verhaltensmustern verharren will. Die Entscheidung für eine Veränderung bleibt beim Klienten. In Bereichen wie sexuellem Missbrauch, Gewalt oder anderen strafrechtlichen Delikten muss der Berater seine Neutralität aufgeben und darf nicht zum „Geheimnisträger“ der Familie werden.
    Allparteilichkeit ist die Fähigkeit für alle beteiligten Personen Partei ergreifen zu
    können. Jeder Anwesende soll in seiner Wirklichkeitskonstruktion mit seinen Fähigkeiten vom Berater Wertschätzung erfahren.
2.2.2. Kontextabhängigkeit
    In einem Beratungsgespräch wird der Kontext (Bezugsrahmen) zunächst betrachtet, in der das Problemverhalten erscheint. Das heißt Verhalten ist immer kontextabhängig, kein Mensch verhält sich immer gleich. Ein gleiches Verhalten wird in unterschiedlichen Kontexten anders beurteilt. Dabei spielen die gesellschaftliche, kulturelle und religiöse Herkunft eine bedeutende Rolle. Zum Bespiele: eine Lehrerin berichtet über einen Schüler, der sich in der Schule sehr aggressiv zeige. Her wäre genauer nachzufragen, ob er auch in einem anderen Umfeld aggressiv zeigt. In welchen Situationen zeige sich der Junge aggressiv, in der Pause, gegenüber einer bestimmten Person...? Was müsste passieren, dass sich der Junge weiterhin aggressiv zeigt?
    Im Beratungsgespräch fragen wir nach den W-Fragen: Wann taucht das Problem auf/ nicht auf? Wo taucht das Problem auf / nicht auf? Wer reagiert darauf? Wie wird darauf reagiert? Was folgt daraus? Welchen Sinn macht das Symptom? (siehe Handout „Einstieg in das Problem“)
    Auch in unserem nachfolgenden Fallbeispiel (Kapitel....) schauen wir uns den Kontext Werksatt für Menschen mit Behinderung zunächst einmal genauer an.

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2.2.3. Ressourcenorientierung
    Ressourcenorientiertes Denken ist das Gegenteil von defizitärem Denken. In der systemischen Arbeit geht man davon aus, dass jedes System über alle Ressourcen verfügt, die es zur Lösung seiner Probleme benötigt. Das heißt, um ein Problem zu lösen braucht man nicht das Problem zu verstehen, sondern orientiert sich von Anfang an, an der Konstruktion von Lösungen. Aus diesem Gedanken heraus entstand die „Lösungsorientierte Kurzzeitherapie“.
2.2.4. Zirkularität
    Die Zirkularität beschreibt den Versuch das Verhalten der Elemente als Kreislauf zu verstehen. Zirkuläres Denken unterscheidet sich im Gegensatz zu linearem Denken (Ursache-Wirkung). Das heißt Ursache und Wirkung wechseln sich ab. Das folgende Schema zeigt einen idealtypische Konstruktion eines zirkulären Prozesses: Eine Ursache U1 hat die Wirkung W1. Diese wiederum erzeugt eine Wirkung W2 welche die Ursache U2 zur Folge hat. Dies
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