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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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Idee gewesen, und sie gefiel ihm.
    Als er zurückkehrte, wartete sie bereits auf ihn; das Gewehr hing, wasserdicht in Polyäthylen verpackt, über ihrem Rücken.
    Gemeinsam trugen sie den Gleiter an den Klippenrand und machten sich startbereit. Jetzt war der Wind etwas stärker, und sie wählten auf dem Halbrund einen andern Ausgangspunkt, um direkt über die Klippen zu kommen. Der Mond war eine schmale Sichel, und von ihrem Startplatz konnten sie den Klippenkranz nicht ausnehmen.
    «Alles in Ordnung, Prinzessin?»
    «Los.»
    Den großen Rahmen haltend, liefen sie den Abhang hinunter.
    Das Segel hob sie hoch, und sie stiegen auf die Querstange, hingen zuerst drei Meter in der Luft, dann sechs, dann zehn.
    Der Boden verschwand, über dem flachen Stück verloren sie ein wenig an Höhe, dann segelten sie über die Klippen. Weit unten umspülte ein schwarzes Meer die Felsen und setzte ihnen weiße Spitzenkronen auf.
    Das Segel senkte sich merklich, aber nicht unerwartet, als es in die kalte Meeresluft kam. Sie schoben den Steuerbügel nach vorne, lehnten sich ein wenig auf die Seite, um die Backbord-Segelspitze zu senken, und setzten zu einer langgezogenen Schleife an, die sie um das Festland und zu dem kleinen Felsenkranz bringen sollte, der den östlichen Teil des Hafens bildete. Der Wind seufzte in ihren Ohren und rauschte im Segel über ihnen. Wie ein riesiger Vogel glitt der Drachenflieger zweihundert Meter von den Klippen entfernt durch die Luft. Als Modesty neben Willie Garvin stand und gemeinsam mit ihm hoch über dem Meer durch die blaue Dunkelheit der Nacht flog, erfüllte sie eine Freude, die wärmte wie ein Glas Brandy.
    «Er ist herrlich, Willie.» Ihre Stimme war ein Flüstern. «Einfach herrlich.»
    «Ja, er benimmt sich brav. So lebt es sich gut, was?»
    Vielleicht sechzig Sekunden lang befanden sie sich in einer anderen Welt und gaben sich einer einfachen Freude hin, die viele Komponenten enthielt: Erleichterung, reines Glücksgefühl, die Freude am Fliegen ohne Motor, die kurze Freiheit, nichts anderes tun zu müssen als zu fliegen, und die süße Befriedigung, etwas erreicht zu haben.
    Dann seufzte Willie ein wenig und murmelte: «Wir gleiten rasch und hoch, Prinzessin. Ich glaube, wir könnten bis hinter den Hügel und zum Sessellift kommen. Sie werden alle dort versammelt sein und auf die andere Seite schauen.»
    Sie schwieg eine Weile, und als sie sprach, lag in ihrer Stimme ein Anflug von Müdigkeit. «Nein, Willie.
    Keine offene Schlacht. Ich will keine ihrer Söldner mehr erschießen. Wir werden vorgehen, wie wir es geplant haben. Allerdings können wir jetzt das Goff-Gewehr als Köder benutzen.» Neunzig Sekunden. Jetzt konnten sie schon den langen Meeresarm des Hafens sehen und hielten immer noch eine Höhe von siebzig Metern. In zwanzig Meter Höhe glitten sie über den Felskamm und wendeten, um auf der langen Hafeneinfahrt nahe den Booten an der Mole niederzugehen.
    Sie waren etwa achtzig Meter entfernt, als ihre Füße das Wasser berührten. Sie ließen los und fielen gleichzeitig zurück.
    Der Rahmen streifte die Wasseroberfläche und das Segel kippte nach vorne, so daß es teilweise unter die Wasseroberfläche geriet, doch auch jetzt hielten die Polyäthylenplanen stand.
    Wassertretend mußten sie die Hülle aufschneiden und die Luft auslassen, um das Segel rascher zum Sinken zu bringen. Als es verschwunden war, schwammen sie langsam und lautlos zu den Booten.
    ###
    Sam Solon und Beauregard Browne hatten sich hastig angekleidet und befanden sich in der Talstation des Sesselliftes, als vom Hafen her ein schwaches Geräusch zu ihnen drang. Sie waren vor ein paar Minuten angekommen und hatten Befehl gegeben, den Lift abzustellen. Während die Wachen unruhige Blicke wechselten, während Zweifel und düstere Vermutungen die Luft erfüllten, durchbrach das ferne Geräusch eines starken Motors die Nachtruhe. Sam Solon, die Augen zu dünnen blauen Schlitzen verengt, die Kiefer verkrampft, sagte: «Was, zum Teufel, soll das? Jedermann ist hier oben auf seinem Posten, oder etwa nicht?»
    Clarissa erschien in der Hütte. Sie trug eine Hose und einen dünnen Pullover. «Es klingt ganz genauso wie das Sturmboot, Beau», sagte sie. Sie sah blaß aus, als friere sie, aber auf ihrer Stirne standen Schweißperlen.
    Cooper, der an der Vermittlung saß und die verbliebenen Wachen kontrollierte, sagte: «Es ist Kerenyi aus der Radiostation, Boss. Er sah eben das Sturmboot aus dem Hafen ausfahren. Es fährt
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