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Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen

Titel: Modesty Blaise 09: Die Lady fliegt auf Drachen
Autoren: Peter O'Donnell
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schon immer so. Ich wette, du wirst dir etwas Hübsches einfallen lassen, wenn wir von hier fortgehen. Natürlich tut es mir schrecklich leid um deine Orchideen. Ehrlich.»
    «Danke, mein Juwel. Aber jetzt ist Schluß mit dem Geplapper aus diesem reizenden und fähigen Mund. Du hast Besseres zu tun.»
    ###
    Zwei Stunden nach Mitternacht lag das Segel vor der Werkstatt im Gras; aus der weit geöffneten Tür fiel das Licht darauf.
    Modesty war eben aus dem Chalet zurückgekommen, und während sie und Willie heißen Kaffee schlürften, betrachteten sie ihr Werk. Er hatte Flugrohre, Querrohre und Kielstange mit größtmöglicher Sorgfalt ausgemessen und geschnitten. Darauf war das Bohren und Schweißen und Verspannen gefolgt, und Modesty hatte ihm geholfen, wo sie nur konnte. Sie hatte eine telepathische Begabung und wußte immer genau, was man als nächstes wollte, fand Willie. Merkwürdig, wie sie ihm das ganze Verdienst für die Idee zuschanzte und ihn lächelnd zur Arbeit antrieb. Und doch war es im Grunde ihr Einfall gewesen, den er unter dem Druck ihres unermüdlichen Suchens geboren hatte.
    Als der Rahmen fertig war, hatte Modesty alle scharfen Kanten und Ecken mit Stoffstreifen umwickelt, während er das Polyäthylen für das Segel zurechtschnitt – zwei gleich große Blätter, die an den Rändern verschweißt wurden und den Rahmen umhüllten.
    «Was meinst du, Willie?» fragte sie.
    «Ich bin ziemlich optimistisch, Prinzessin. Der Rahmen ist etwas schwerer als Dural, aber es sind nur ein paar Pfund, und ich habe sie durch eine größere Segelfläche kompensiert.» Er hielt das Gesicht in die sanfte Brise. «Es ist eine angenehme Nacht und ein gleichmäßiger, nicht sehr starker Wind vom Meer her, also haben wir Glück. Ich nehme an, daß wir bei achtzehn Knoten ein Gleitverhältnis von 4,5 haben werden, und das bringt uns leicht über achthundert Meter.»
    «Also sollten wir beinahe bis zum Hafen kommen, nicht wahr?»
    «In etwa.»
    «Versuchen wir einmal, ob die Größe stimmt.»
    «Gut.»
    Fünf Minuten später liefen sie von der halben Höhe des Hügels, den großen Rahmen vor sich haltend und das Segel darübergebreitet, den Abhang hinunter. Nach einigen Schritten hoben sie ab. Gleichzeitig hängten sie sich an die horizontale Röhre, Willies linke und Modestys rechte Hand griffen nach den Seiten des Dreiecks; so versuchten sie, das Segel in einem flachen Gleitflug zu halten. Es drehte sich, drückte hinunter, und sie kamen laufend wieder auf dem Boden auf und bemühten sich, das Segel so zu halten, daß der Rahmen nicht den Boden berührte.
    Etwas atemlos fragte Modesty: «Stimmt das Gleichgewicht nicht?»
    «Doch, ich glaube schon, Prinzessin. Vermutlich war die Gewichtsverteilung nicht ganz richtig. Ich muß mit dem äußeren Fuß etwas weiter innen stehen und nicht ganz in der Ecke.»
    «Versuchen wir es nochmals.»
    Der zweite Versuch verlief besser. Willie verschob den Leinen-Streifen, den er als Markierung an die Basisstange gebunden hatte, um ein paar Zentimeter nach innen. Sie trugen das Segel für einen dritten Versuch den Hügel hinauf, und diesmal glitten sie ruhig über sechzig Meter bis zu einer sanften Landung dahin.
    Sorgfältig legten sie das Segel auf den Boden und blickten einander an. «Das war’s, Prinzessin.»
    «Gut. Wir starten in fünf Minuten.» Sie legte einen Arm um seinen Hals, zog seinen Kopf zu sich herunter und preßte einen Augenblick lang ihre Wange fest an die seine. «Diese Eskapade werde ich gern vergessen, Willie, mein Lieber. Alles, außer diesem Teil – er gibt wenigstens eine echte Befriedigung. Nach dieser widerlichen Schweinerei freue ich mich darauf, mit dir von diesen Klippen zu fliegen – zum Guten oder zum Schlechten.»
    Sie drehte sich um und ging in die erleuchtete Werkstatt, um das Goff-Gewehr in eine Hülle zu packen und den Star .45 in das Halfter zu stecken. Willie schnallte sein Messerfutteral um, so daß die herausragenden Griffe quer über seiner linken Brust lagen. Er zog sein Hemd an und ging durch die Rinne zum Sessellift. Dort entfernte er das Stemmeisen, das die Maschinerie blockiert hatte und drückte auf den Knopf, der unten den Motor anstellte. Quietschend und ächzend begann das dicke Stahlkabel, das die Sessel trug, über das große Rad zu laufen.
    Willie Garvin grinste, als er sich die Aufregung vorstellte, die unten herrschen würde. Bestimmt würde sich die ganze Aufmerksamkeit für eine Weile auf den Lift konzentrieren. Es war Modestys
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