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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten
Autoren: Peter O'Donnell
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einen Unsinn gemacht.» Ärgerlich über sich selbst runzelte sie die Stirn.
    «Törichtes Weib», sagte Collier vorwurfsvoll. «Was hast du angestellt?» Er fühlte sich jetzt wundervoll.
    Sie blickte ihn an. «McReedy ist der Boss, und er scheint seinen Kumpanen nicht sehr zu trauen. Nur er weiß, wo die Beute versteckt ist. Weil er der gefährliche Mann ist, gab ich ihm eine Spritze, die ihn stundenlang nicht zu sich kommen lassen wird.» Sie zuckte die Achseln. «Außerdem bezweifle ich, ob wir ihn zum Sprechen gebracht hätten. Wir legen nicht gern Daumenschrauben an.» Sie berührte Dinahs Arm. «Jetzt hängt alles von dir ab, Dinah. Ein Schiff zu durchsuchen ist mörderisch. Auch eines von dieser Größe. Wir würden eine Woche brauchen, und wir haben nur ein paar Stunden. Wenn du die Beute nicht finden kannst … nun, dann haben wir verspielt.»
    Dinah lächelte und fuhr über ihr wasserbespritztes Gesicht. Im Licht der Decklampen sah Collier, daß sie von einem beglückten Eifer erfaßt wurde, wie er es schon lange nicht mehr gekannt hatte. «Ich trug diese Perlen einige Stunden», sagte sie, «also weiß ich, wonach ich suchen muß. Und außerdem war bei der Beute eine ganze Menge Gold. Es kann nicht schiefgehen. Gib mir die Wünschelrute, Willie.»
    Zwei Minuten später ging sie nahe der Steuerbordreling über das Deck, die Hände nach vorn gestreckt.
    In jeder Hand hielt sie eine kurze Kupferröhre, und in jeder Röhre steckte ein in einem rechten Winkel gebogener galvanisierter Draht, ein Schenkel länger als der andere. Die beiden längeren Drahtenden zeigten nach vorn.
    Collier ging hinter ihr her und führte sie mit sanftem Griff. Ihre seltsame Gabe hörte nie auf, ihn zu faszinieren, obwohl ihm alle Formen psychischer Phänomene vertraut waren. Bis vor einem Jahr war dies Dinahs Beruf gewesen. Sie hatte in Nordamerika für Baufirmen gearbeitet und Leitungen, Kabel und Kanäle lokalisiert. Sie hatte für Bergbaugesellschaften gearbeitet und Kupfer, Silber und Gold lokalisiert. Es war diese Gabe, welche sie in furchtbare Gefahr gebracht und zu jenen schrecklichen Tagen in der Sahara geführt hatte, die Collier niemals vergessen würde – die Tage, da Dinah gezwungen wurde, einen riesigen Schatz zu suchen, der vergraben worden war, als die Römer Numidien besetzten. Damals hatte sie eine Stadt durchsuchen müssen; jetzt ging es nur um ein Schiff.
    Als sie umkehrten und nach hinten gingen, um ein anderes Stück Deck zu untersuchen, sah er, daß Willie Garvin jetzt im Ruderhaus war. Caspar starrte Dinah mit einem seltsamen, verwirrten Blick an, als sie vorbeikam. Modesty beobachtete ihn fortwährend.
    Zwanzig Minuten später, als sie im Salon angekommen waren, bogen sich die beiden Drahtenden, die locker in den von Dinah gehaltenen Röhren lagen, plötzlich langsam zueinander und über Kreuz. Dinah blieb mit geschlossenen Augen stehen, ihr Gesicht drückte äußerste Konzentration aus. Sie trat ein wenig nach links und stampfte mit dem Fuß auf.
    «Hier drunter, Steve. Etwa drei Meter tief, vielleicht auch weniger.»
    «Bleib stehen, ich hole Modesty.»
    Es bedurfte weniger Minuten, um festzustellen, daß Dinah direkt über einem Schacht stand, der die Klimaanlage von einer Werkstatt trennte. Willie blieb an Deck, während die anderen hinuntergingen. Dinah ging mit ihrer Wünschelrute langsam in der kleinen Werkstatt umher. Wieder bogen sich die Drähte zusammen.
    «Hier», sagte sie an einer bestimmten Stelle, «ungefähr auf Deckhöhe.»
    «In dem Schacht ist ein Ventilatorengitter», sagte Modesty. «Steve, hol einen Schraubenzieher.»
    Die vier Schrauben waren einfach zu entfernen. Im Schacht hinter dem Gitter lag ein Lederbeutel. Collier zog ihn heraus. Schmuck und Gold waren sorgfältig in Watte und Wachspapier eingewickelt.
    «Du hast es geschafft, Liebling», sagte er erregt. Dinahs Gesicht zog sich zusammen. Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Collier umarmte sie mit dem freien Arm und lachte begeistert.
    Caspar warf Modesty einen merkwürdigen Blick zu und sagte: «Das ist ein guter Trick. Und was jetzt?»
    «Zurück in Ihre Kabine.» Sie schob ihn mit dem Revolver vorwärts. «Wir gehen. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen eine Barbituratspritze, wie ich sie McReedy verpaßt habe. Dann wird einer der anderen zuerst erwachen und sich befreien. Es wird höchstens noch eine Stunde dauern, und es ist vielleicht besser für Sie.»
    «Vermutlich», sagte Caspar ausdruckslos und wandte sich zur
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