Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
stürzte er mit wutverzerrtem Gesicht fort. «Der Manager – wo ist dieser Kerl? Wo ist er?» Seine Stimme wurde lauter. «Wo ist die verdammte Polizei?»
    Er schwankte durch die erregte, durcheinanderredende Menge. Modesty drehte sich um und sah Willie neben sich, während Collier einen Arm um seine zitternde Frau gelegt hatte. «Am besten, wir gehen fort, Prinzessin», sagte Willie.
    Sie nickte. «Unsere Aussagen können wir ebensogut morgen machen. Gehen wir.»
    Willie saß am Steuer des Wagens, Modesty neben ihm. Auf den Hintersitzen schmiegte sich Dinah an ihren Mann. Sie hatte jetzt aufgehört zu schluchzen, aber er spürte, wie ihr zarter Körper immer noch zitterte.
    «Mein Gott», sagte er erschöpft. «Du lieber Himmel. Diese Perlen.»
    «Sinnlos zu jammern», sagte Willie philosophisch.
    «Wir haben seinerzeit ganz gute Beute gemacht, die Prinzessin und ich. Also dürfen wir uns nicht beklagen, wenn es einmal andersherum geht.»
    «Ich habe sie getragen», sagte Dinah mit gedämpfter Stimme. «Wenn ich sie nicht getragen hätte –»
    «Ich habe sie dir praktisch aufgedrängt», sagte Modesty. «Wenn ich sie selbst getragen hätte, wäre genau dasselbe geschehen. Und wenn wir uns gewehrt hätten, wäre es mit diesen Gewehren zu einem Massaker gekommen. Du hast nicht die geringste Verantwortung für das, was geschehen ist, Dinah. Und Willie hat ganz recht, wir dürfen uns nicht beklagen.»
    «Ich weiß.» Dinahs Stimme klang müde und hoffnungslos. «Aber jeder, der nett zu mir ist, muß dafür büßen. Ich bringe nur Unglück.»
    Niemals hatte Collier sich so traurig oder so hilflos gefühlt. Er nahm das schmale Gesicht seiner Frau in die Hände und küßte sie. Worte fand er nicht.
    Während der folgenden zwei Tage erkannte Collier allmählich, daß Modesty und Willie keineswegs Dinah etwas vorspielten, sondern daß ihre Worte ernst gemeint gewesen waren. Doch Dinah blieb nach wie vor untröstlich.
    Ein sehr gedämpfter Caspar rief an, um sich zu entschuldigen und zu sagen, wie leid ihm der Vorfall täte.
    Sein Arm heile gut, berichtete er. Es sei bloß eine leichte Fleischwunde. Am Nachmittag des dritten Tages fuhren Collier und Dinah nach Cannes, um etwas auf dem Markt einzukaufen. Sie kamen bald zurück, Collier fuhr rasch.
    Kaum angekommen, rannte er zum Bootshaus, wo Modesty zusah, wie Willie die Motoren überholte.
    Colliers etwas mageres Gesicht strahlte, und Dinah war völlig verwandelt.
    Willie legte einen Schraubenschlüssel weg und starrte die beiden an. «Warum die Aufregung? Hat jemand auf dem Markt euer Französisch verstanden?»
    «Wir trafen McReedy», sagte Collier. «Nur ein, zwei Minuten.» Er sah Dinah an. «Erzähl du ihnen, Liebling.»
    «Ich war noch nie in nächster Nähe von McReedy», sagte sie erregt. «
Er
ist es! Ich meine, der Mann mit der Kapuze, der mit dem Kellner und dem Tablett umherging – er stand ganz nahe bei mir, als Willie mir die Perlen abnahm und auf das Tablett legte. Das war McReedy!»
    Modesty und Willie sahen einander an. Modesty fragte: «Bist du sicher, Dinah?»
    «Ich
weiß
es. Natürlich kann ich es nicht beweisen. Aber ich irre mich niemals, wenn es um einen Geruch geht, das wißt ihr doch. McReedy riecht wie …» Sie kniff ihre blicklosen Augen zusammen. «So wie sich ein halb aufgeblasener Luftballon anfühlt. Ich
weiß
, daß er der Mann mit der Kapuze war.» Ihr Vergleich überraschte die anderen nicht. Für Dinah waren Sinneseindrücke – Gehör und Tastsinn, Geschmack und Geruch – eine Einheit. Sie wußten, daß Modesty in Dinahs dunkler Welt den Geschmack von Brandy hatte und Willie den Geruch einer verstopften Trompete.
    «McReedy», sagte Willie. Er setzte sich auf die Bootshaube und beobachtete Modesty lächelnd.
    Nach einer langen Pause seufzte sie und schüttelte den Kopf. «Ich bin begriffsstutzig gewesen. Es ist ein wenig kompliziert, aber es war alles da. Und jetzt findet Dinah das eine Stückchen, das dem übrigen einen Sinn gibt.»
    «Wovon sprichst du?» fragte Collier verblüfft.
    «Kleine Dinge. Die Costa Smeralda. Beste Bewirtung. Die Terrasse. Eine Playboyyacht und keine hübschen Bienen an Bord. Der Überfall auf McReedy. Caspar, der die Pistole um seinen Finger wirbelt. Caspar, der von einer 45er nur einen Kratzer abbekommt.»
    «Sie ist übergeschnappt», bemerkte Collier zu seiner Frau. «Ich werde ihr die Nase zuhalten, während du ihr Rizinusöl einflößt. Eine vorzügliche Medizin.»
    «Sei ruhig, du Idiot.» Dinah
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher