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Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten

Titel: Modesty Blaise 06: Die Lady macht Geschichten
Autoren: Peter O'Donnell
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dunkelblauen Steinen. Er versuchte zu begreifen, was geschehen war, und sich die entsprechenden Lügen zurechtzulegen.
    Sie sagte leise: «Abgesehen von dem Mann am Steuer schläft alles. Und ich habe dafür gesorgt, daß die Leute nicht so bald aufwachen. Bewegen Sie sich nicht, Caspar, oder ich schieße Ihnen eine Kugel durch den Arm. Eine richtige, nicht eine blinde, wie sie McReedy letzthin am Abend benutzte. Sie werden nicht ein Säckchen Schweineblut aufmachen müssen, um eine Verwundung vorzutäuschen.»
    Sie sah, daß er jetzt hellwach war. Der erste Schock war vorüber. Er beobachtete sie genau und schien nicht ängstlich. «Sie sind in Schwierigkeiten geraten», sagte er kühl. «In große Schwierigkeiten, meine Liebe. Überfall, Piratentum. Gott weiß, was sonst noch alles.»
    Sie sagte: «Wir wollen keine Zeit verschwenden. Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. McReedy ist der Boss, nicht Sie. Er hat diese Yacht gemietet, das habe ich überprüft. Er hat die Überfälle organisiert. Sie sind bloß ein Aushängeschild: der Playboy, der Schauspieler.
    Sie haben sich mit vielen Leuten aus dem Jet-set befreundet und sie alle zu einer Party an der Costa Smeralda eingeladen. Vorzügliche Bewirtung. Die Gäste überboten einander an wertvollem Schmuck. Und dann kassierten sie. Die Schußwunde, die Ihr angeblicher Türhüter bekam, war ebensowenig echt wie die Wunde, die Sie letzthin abbekamen. Doch beide Male war der Zweck erreicht; niemand traute sich, etwas zu unternehmen.»
    Sie trat zurück und setzte sich mit schußbereitem Revolver auf einen Hocker. «Dann wurden noch ein, zwei Überfälle durchgeführt. In anderen Kreisen. Das nächste sind Vermutungen, aber sehr wahrscheinliche Vermutungen. McReedy wollte den ersten Überfall wiederholen, um eine große Beute zu machen. Sie bekamen Angst. Wieder ein Zwischenfall bei Caspars Party – jemand könnte beginnen, sich Gedanken zu machen. Sie baten McReedy, die Idee fallenzulassen, aber er hörte nicht auf Sie, und Sie hatten zuviel Angst, um sich von ihm zu lösen. Sie waren recht verzweifelt, Caspar. Und das sind jetzt keine Vermutungen mehr: Sie versuchten ihn auszuschalten, vielleicht endgültig.
    Sie heuerten diese zwei Banditen für den Job, aber Steve Collier kam dazwischen, bevor sie ihre Arbeit getan hatten.»
    Auf Caspars Stirn zeigten sich Schweißperlen, und jetzt lag panische Angst in seinen Augen.
    Sie sagte: «Ja, McReedy ist ein harter Mann, nicht wahr, Caspar? Sie hatten Angst, die französische Polizei könnte die beiden zum Sprechen bringen; damit hätte McReedy erfahren, was Sie beabsichtigt hatten. Also mußten Sie den Hanswurst spielen und die beiden den Revolver nehmen und verschwinden lassen. Ich habe Ihnen Ihre Rolle nie so recht geglaubt, aber ich dachte, sie sei harmlos. Doch die zwei entkommen zu lassen, das war zuviel. Und ebenso die Party, wieder an einem Ort mit direktem Zugang zum Meer. Ebenso die Kugel, die Sie streifte, aber niemanden hinter Ihnen verletzte.»
    Caspar sagte mit trockenem Mund: «Versuchen Sie, etwas davon zu beweisen.»
    «Das werde ich nicht.» Sie sah ihn nachdenklich an.
    «Sie und McReedy sind keine Freunde. Er ist der Boss, und Sie haben große Angst vor ihm. Was, glauben Sie, macht er mit Ihnen, wenn ich ihm sage, daß Sie ihn zusammenschlagen ließen? Ich müßte es nicht beweisen, Caspar, ich müßte ihn nur auf den Gedanken bringen. Den Rest reimt er sich selbst zusammen.»
    Caspar schien zusammengeschrumpft zu sein. Sein junges, faltiges Gesicht sah wie ein altes, faltiges Gesicht aus. Er sagte heiser: «Wenn Sie einen Vorschlag haben, gehe ich darauf ein. Was wollen Sie?»
    «Nur ein wenig Kooperation, Caspar», sagte sie, «das ist alles. Und natürlich die Beute.»
    Die Yacht schaukelte mit abgestellten Motoren auf den Wellen. Der Mann im Ruderhaus schlief, die Handgelenke mit einer Nylonschnur gefesselt. Willie Garvin brachte das Motorboot heran. Die Gangway wurde heruntergelassen. Rasch ging er an Deck, gefolgt von Dinah, die von Collier geführt wurde.
    Als Collier das Deck erreichte, sah er Modesty neben Caspar stehen. Sie sagte zu Willie: «Gott sei Dank, daß wir Dinah mitgenommen haben, sonst wäre dieser ganze verdammte Ausflug umsonst gewesen.»
    Die Decklampen waren jetzt angedreht. Willie streckte die Hand aus und drehte Modestys Kopf ein wenig, um die Schürfwunde auf ihrer Wange zu untersuchen. Er gab keinen Kommentar, sondern fragte: «Ist die Beute an Bord?»
    «Ja. Aber ich habe
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