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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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meine, was das Heiraten angeht? So eine Zweiminutenangelegenheit auf irgendeinem Standesamt würde ich einfach nicht verkraften. Buffy Peaswoods Tochter hat es in einem Betongebäude in Swindon oder so getan, und der Empfang fand in einem Bus statt. Buffy wäre fast gestorben.«
    Mum lächelt. »Ich weiß es nicht. Wir können sie ja fragen. Entschuldige bitte.« Mums BlackBerry summt. Sie nimmt es von der Küchentheke und geht raus, um den Anruf anzunehmen. Sofort stürzt Granny sich auf mich.
    »Dies ist eine wichtige Sache für deine Mutter, Darling. Du unterstützt sie doch, wenn ich nicht hier bin, nicht wahr? Immerhin ist es ihre erste richtige Hochzeit. In unserer Familie hat es keine Hochzeit gegeben, seit ich deinen Großvater geheiratet habe. Nach allem, was Onkel Jack und alle anderen …«
    Ich schlucke. Dann nicke ich. Mir ist flau im Magen. Aber da ist etwas, das ich schon lange fragen wollte. Genauso gut kann ich es jetzt gleich hinter mich bringen.
    »Granny? Wegen Vicente. Mum hat ihn wirklich geliebt, oder? Bevor sie … mich bekommen hat.«
    Granny sieht mich merkwürdig an. Sie denkt einen Moment nach. Dann nickt sie und macht ein wehmütiges Gesicht. »Sie waren ein wunderbares Paar. Was für ein schöner Mann. Und der ganze Grundbesitz, Darling. Er war so großzügig zu deiner Mutter. Immer. Selbst nach … der Komplikation. Wenn ich bedenke, dass er ihr einfach das Haus hier gekauft hat, damit ihr alle darin wohnen könnt. Aber«, sie holt scharf Luft, ein Seufzer des Bedauerns, »das Leben geht weiter. Es sollte eben nicht sein.«
    Ich nicke wieder.
    »Sag Mum, ich … bin in meinem Zimmer. Ich muss einen Aufsatz fertig schreiben. Sie weiß Bescheid.«
    »Aber, Darling, ich bin eben erst angekommen!«
    Granny sieht mich entrüstet an. Sie ist es nicht gewohnt, in der Küche allein gelassen zu werden, während wir unserem Alltag nachgehen. Aber ich habe nicht die Kraft, sie zu unterhalten. Ich habe überhaupt keine Kraft mehr.
    Ich renne in mein Zimmer und mache die Tür hinter mir zu. Dann rutsche ich auf den Boden und versuche an König Lear zu denken. Um mich von anderen Tragödien abzulenken, die mit mir zu tun haben.
    Es ist eine simple Geschichte. Nicht sehr Shakespeare-haft. Granny hat zwei Kinder, die sie mit fast fanatischem Eifer unter die Haube bringen wollte – am besten an Leute mit einer Yacht in der Verwandtschaft. Doch Mums Bruder Jack hat statt einer Verlobten Drogen gefunden. Alles ist furchtbar schiefgegangen, und jetzt haust er in einem Wohnwagen in East Anglia, arbeitet gelegentlich als Mechaniker und versucht sich mit der Tatsache abzufinden, dass verschiedene Teile seines Körpers nicht mehr richtig funktionieren, weil er in den 1990ern zu viel Mist geschnupft und gespritzt hat. Mum schickt ihm regelmäßig Geld und Granny lässt ihm von Harrods Fresspakete schicken, aber es wird nicht viel über ihn geredet.
    Mum dagegen war schon als Teenager ein erfolgreiches Model und bereiste die ganze Welt. Sie lernte Vicente kennen, die beiden liebten sich leidenschaftlich und bald kam Harry zur Welt. Sie wollten heiraten und auf Vicentes Anwesen in Brasilien leben, aber dann haben sie sich aus irgendeinem Grund gestritten, und als meine Mutter mal wieder zum Modeln in Paris war, lernte sie meinen Vater kennen und bekam aus Versehen mich. Danach konnte sie natürlich nicht zu Vicente zurück. Meinen Vater konnte sie auch nicht heiraten. Mum und mein Vater haben immer gewusst, dass es nicht gut gegangen wäre, wenn sie geheiratet hätten. Eigentlich ist das Einzige, was sie gemeinsam haben, die Liebe zur Kunst und zu Paris. Wenn sie sich sehen, schaffen sie es jedes Mal, sich spektakulär zu streiten. Aber, wie Granny sagt, das Leben geht weiter. In Mums Fall ging das Leben als alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern weiter. Mit uns im Schlepptau konnte sie natürlich nicht mehr modeln, also sattelte sie um und begann mit Kunst zu handeln. Und dann war sie viel zu beschäftigt mit ihrem neuen Geschäft, um sich ernsthaft für Männer zu interessieren. So ist es seitdem gewesen.
    Wie gesagt, es ist eine simple Geschichte, und deswegen sollte ich nicht hier rumsitzen und Trübsal blasen. Aber wenn ich an Mum denke und daran, wie schön sie war (und immer noch ist, nur heute ein bisschen schlaffer und faltiger), scheint es so eine Verschwendung, dass sie nie ein richtiges Happy End mit einer Hochzeit bekommen hat.
    Granny hat Recht. Ich muss sie wirklich unterstützen und bei
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