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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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wird dramatischer. Ich höre besonders aufmerksam hin, denn es ist Harrys größter DJ-Auftritt bis jetzt, und er hat wochenlang dafür geübt. Außerdem ist das Supermodel, das das Brautkleid vorführt, zufällig seine Freundin, also strengt er sich besonders an.
    Nicht dass ich ständig mit Topmodels rumhänge. Wirklich nicht. Mein Bruder schon eher. Einerseits ist er ein ganz normaler Mensch. In seinem Zimmer ist es immer ein bisschen unordentlich, und er könnte seine T-Shirts öfter waschen. Er sieht aus, als würde er sich die Haare im Bad über dem Waschbecken schneiden (was er manchmal tut). Aber irgendwie hat er eine natürliche Coolness und EXTREM HOHE Ansprüche, was Frauen angeht. Er hat sie gern groß, langbeinig und bildhübsch. Und es stört ihn auch nicht, wenn sie zufälligerweise das angesagteste, schönste Mädchen der Welt ist.
    Harry und Isabelle sind seit letztem Sommer zusammen, und jetzt ist Januar. Gestern Abend war sie mit uns bei meinem Vater und hat sich mit Pasta vollgestopft, und jetzt ist sie hier, auf dem Laufsteg, in einem weißen und goldenen Brautkleid, das mit Kristallen, Perlen und Glitzersteinen – echte Diamanten wahrscheinlich – bestickt ist, und sieht so wunderschön aus, dass Krähe sich mit meinem Kimonoärmel die Tränen trocknet.
    Als Isabelle am Ende mit der ganzen Truppe über den Laufsteg schwebt, habe ich das Gefühl, dass ein paar Zuschauer in der ersten Reihe besonders laut für sie klatschen. Krähe sieht mich fragend an, anscheinend ist es ihr auch aufgefallen. Und plötzlich wird überall getuschelt. Hat es etwas mit dem absolut umwerfenden Kleid zu tun? Oder damit, wie zauberhaft sie sich bewegt, als würde sie nackt am Strand entlangschlendern und nicht mehrere Kilo mit Perlen und Brokat bestickten Chiffon mit sich herumtragen und dabei auf Schuhen balancieren, die sie mindestens einen Kopf größer machen? Oder was?
    »Was sagen sie?«, frage ich Krähe. Doch sie zuckt nur die Schultern. Wir können beide nicht von den Lippen lesen. Es bleibt uns nichts übrig als zu warten, bis das Getuschel auch unsere Reihe erreicht.
    Nachdem alle Models noch einmal über den Laufsteg gegangen sind, kommt Sarah Burton heraus, um sich schnell, fast schüchtern zu verbeugen, und wir springen auf, hüpfen auf der Stelle und klatschen so tosend, dass ich überzeugt bin, unsere Stühle krachen jeden Moment unter uns zusammen. Das Publikum jubelt. Weltberühmte Chefredakteurinnen, die bekannt dafür sind, dass sie nie in der Öffentlichkeit lächeln, grinsen von einem Ohr zum anderen.
    Sarah gehört nicht zu den Designern mit Hang zur großen Geste, die sich für ihren Auftritt auf dem Laufsteg herausputzen. Wenn man sie so sieht, mit der Schere in der Hosentasche, glaubt man kaum, dass sie für all die Pracht verantwortlich ist. Ihr Herz schlägt für die Kleider, nicht für die Öffentlichkeit, und aus diesem Grund erinnert sie mich an Krähe. Trotzdem hat sie es mühelos geschafft, in die Fußstapfen ihres Mentors Alexander McQueen zu treten, der vor einigen Jahren so tragisch starb, und seine Marke mit der gleichen verführerischen, üppigen Mode weiterzuführen – nur vielleicht ein bisschen weicher und weiblicher.
    Ich glaube, das und ihre schüchterne Diskretion haben Kate Middleton davon überzeugt, das Kleid, in dem sie Prinz William geheiratet hat, von ihr machen zu lassen. Wenn man Sarah Burton ansieht, würde man nicht glauben, dass sie monatelang schlichtweg gelogen hat: Ständig musste sie wiederholen, dass sie mit dem Kleid nichts zu tun hat, während sie ihrem Entwurf heimlich den letzten Schliff verpasste und sich sogar noch ein zweites, ebenso umwerfendes Kleid für Kates Schwester Pippa ausdachte.
    Wir haben uns das Brautkleid später, als es im Buckingham Palace ausgestellt war, angesehen, und es ist fast ein Stück Architektur. Die Taille wirkt extrem schmal, weil die Betonung auf der Hüfte liegt, und der Rock wurde aus blütenblattförmigen Bahnen zusammengesetzt, so dass er immer richtig lag, egal, wie Kate sich bewegte. Das Spitzenoberteil saß so perfekt, dass meine Mutter, die selbst früher Model war und Expertin auf dem Gebiet ist, nach Luft geschnappt hat, als Kate vor der Abbey aus dem Auto stieg.
    Klinge ich, als könnte ich einen Crashkurs über »Königliche Brautkleider« unterrichten? Wahrscheinlich. Zu schade, dass so was in der Schule kein Prüfungsfach ist. Jedenfalls bin ich tief in Gedanken daran versunken, wie Sarah Burton sich
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