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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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heimlich in den Palast schlich und keinem auch nur ein Sterbenswörtchen verraten durfte, als Krähe mir den Ellbogen in die Rippen rammt.
    »Au!«, rufe ich. »Was ist denn? Warum siehst du mich so an?«
    »Hast du’s nicht gehört? Was die beiden Damen vor uns gesagt haben? Sie hat sich verlobt!«, erklärt Krähe. Sie sieht mich immer noch ziemlich merkwürdig an.
    »Wer? Sarah Burton? Die ist doch verheiratet.«
    »Nein. Isabelle.«
    Jetzt verstehe ich den Blick. Isabelle ist verlobt . Ich starre zurück in Krähes weit aufgerissene Augen.
    Wenn Isabelle verlobt ist, kommt nämlich nur ein Mensch in Frage, mit dem sie verlobt sein könnte, und das ist mein Bruder. Womit ich die zukünftige Schwägerin der schönsten Frau der Welt wäre.
    Krähes Blick wird zum Fragezeichen. Wahrscheinlich fragt sie sich, ob die zukünftige Schwägerin irgendeine Ahnung davon hatte.
    Hatte ich nicht. Ich bin völlig überrumpelt. Wahrscheinlich habe ich mich von all der romantischen, gerüschten Pracht mitreißen lassen und meine blühende Fantasie ist mit mir durchgegangen. Ich wünschte, Edie wäre hier, um mich zu kneifen. Das muss ein Traum sein.

Krähe rubbelt meinen Arm. Das ist ihre Art, mich zu fragen, wie es mir geht. Ich rubbele ihren Arm, was meine Art ist zu sagen: »Ganz gut, aber frag nicht weiter.« Ich muss dringend Harry suchen. Ist es wirklich wahr? Das muss ich unbedingt rausfinden. Nur dauert es immer Ewigkeiten, bis er am DJ-Pult seine Decks sortiert und den Koffer gepackt hat und gehen kann. Ich weiß zwar nicht wieso, aber ich habe ihm oft genug zugesehen, und ich weiß, dass er dabei nicht gern gestört wird. Erst recht nicht, um sich fragen zu lassen, ob er HEIRATET und nur zufälligerweise vergessen hat seiner FAMILIE Bescheid zu sagen, bevor es DIE GANZE WELT erfährt.
    Krähe und ich stellen uns in die Schlange vor dem Ausgang. Wir werden von der Menge beäugt. Ich nehme an, dass es hauptsächlich an Krähe liegt, die kürzlich in die Höhe geschossen ist und sehr zart, schwarz und schön aussieht. Aber unter der Oberfläche ist sie stark wie ein Stahlträger. Ein sehr bunt angezogener Stahlträger. Heute trägt sie einen plissierten roten Seidenponcho, in dem sie wie eine Mohnblume aussieht, mit selbstgemachten goldenen Gummistiefeln (zurzeit experimentiert sie mit Schuhen) und einem Origami-Kopfputz, der zufällig gestern bei Sarah Burton herumlag, als wir kamen und uns die Proben ansahen. Sie hat ihn ihr geschenkt. Ganz normal.
    Während wir uns nach draußen schieben, kommen ein paar Leute auf uns zu, um uns mit Küsschen zu begrüßen und Krähe zu fragen, was sie als Nächstes vorhat. Bei Modeleuten ist sie so was wie »auf dem Schirm«. Noch nicht total berühmt, aber Leute, die sich mit Mode auskennen, wissen, dass sie Krähe im Blick behalten sollten. Außerdem ist sie mit ihrem Origami-Deckel natürlich schwer zu übersehen. Als wir endlich aus dem Zelt draußen sind, hat sich eine kleine Traube Fans um Krähe gebildet, und es dauert eine Weile, bis sich ein schlaksiger junger Mann in leuchtend gelbem Fleece und einem Rucksack auf dem Rücken zu uns durchgekämpft hat.
    »Henry!«, ruft Krähe und vergisst alles um sich herum. Sie ist in vielen Dingen gut, aber das Hätscheln von Fashionistas gehört nicht dazu. Nicht, wenn Familienmitglieder in der Nähe sind, die sie umarmen muss.
    »Krähenvogel! War es schön?«, fragt er.
    Henry Lamogi ist Krähes älterer Bruder (zurzeit Single, soweit ich weiß, und es wird auch nicht gemunkelt, dass er sich in nächster Zeit mit irgendwelchen Supermodels verlobt) und wenn möglich immer dort, wo sie ist. Ihre Eltern leben mit ihrer kleinen Schwester Victoria in Uganda, und deshalb kleben Krähe und Henry so eng wie möglich aneinander.
    »Es war unglaublich«, seufzt sie. Wie immer fangen ihre Hände zu tanzen an, als sie versucht die Show zu beschreiben. Sie würde sie von der ersten bis zur letzten Sekunde nacherzählen, wenn Henry sie nicht unterbrechen würde.
    »Da sind ein paar Männer, die dich kennenlernen wollen. Ich habe gesagt, dass ich dich suche. Sie stehen dahinten.«
    Er führt uns über das Trottoir zu drei Männern in Anzügen und passenden Kamelhaarmänteln. Ganz offensichtlich keine Modeleute. Modeleute tragen keine Anzüge mit passenden Kamelhaarmänteln, es sei denn für Fotoshootings. Sie tragen schräge Samtjacken oder schräge Riesenschals oder schräge Kaschmirgeschichten oder witzige Hüte. Anzug/Mantel-Kombinationen sind
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