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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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klingen. Stattdessen verabschiede ich mich höflich und richte den Blick wieder auf die Pressemeute, die Harry und Isabelle belagert. Mal im Ernst, so was ist vielleicht normal, wenn es um George Clooney oder Angelina Jolie geht, aber wenn das jemandem passiert, den du gut kennst, ist es irgendwie verrückt.
    »Was ist los?«, fragt Henry Lamogi, als die Männer weg sind.
    Ich erkläre es, so gut ich kann. Henry legt mitfühlend den Arm um mich. Das ist seine Spezialität. Er hat weltklasse Arme, und es geht mir sofort besser.
    »Komm, wir gehen rüber und retten sie«, schlägt er vor.
    Das scheint mir eine ausgezeichnete Idee.
    Wir erreichen Harry und Isabelle, als sie sich gerade abseilen wollen. Für den Bruchteil einer Sekunde sind wir mit ihnen im Blitzlichtgewitter gefangen, und mir wird schmerzhaft bewusst, dass ich mir das mit dem Kimono besser überlegt hätte, wenn ich gewusst hätte, dass ich in ein paar Tagen in der Klatschpresse lande.
    Auf der anderen Straßenseite stehen die Kamelhaarmänner und beobachten uns nachdenklich.
    »Wer war das?«, frage ich Krähe.
    Sie zuckt die Schultern. Im Moment gibt es Wichtigeres. Schätze ich.

»Lieber Himmel! Harry! Isabelle! Lieber Himmel!«
    Vierundzwanzig Stunden später holt Mum uns in London am Bahnhof St. Pancras ab, wo der Eurostar hält. Ich glaube zumindest, dass es Mum ist. Die Frau ist wie Mum im Zeitraffer bei voller Lautstärke. So habe ich sie noch nie erlebt.
    »Ich bin ja so AUFGEREGT! Ihr Geheimniskrämer! Ich hatte ja keine AHNUNG! Ihr seid einfach fabelhaft! Kommt her! Lasst euch drücken!«
    Henry, Krähe und ich stehen um den Gepäckwagen herum und warten, bis sich das Umarme und Geheule gelegt hat und wir auch Hallo sagen können.
    So ist sie schon seit gestern Abend, bisher allerdings am Telefon. In Paris hat uns eine Limousine zu Isabelles Hotel gebracht (sie hatte eine Suite, natürlich mit Blick auf den Eiffelturm), und in den folgenden Stunden durfte ich die Tür öffnen, um immer größere Blumensträuße und verlockende Designertüten mit großen Schleifen in Empfang zu nehmen, während Isabelle und Harry ununterbrochen Anrufe von Bekannten rund um die Welt beantworteten, die wissen wollten, ob die Gerüchte stimmen, und ihre Glückwünsche durch die Leitung schrien. Krähe und ihr Bruder gingen irgendwann zu Papas Wohnung zurück. Die ganze Aufregung war ihnen zu viel.
    »Hallo, Schätzchen«, bringt meine Mutter irgendwann heraus, gibt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange und drückt Krähe schnell. »Ist das nicht toll? Granny ist natürlich schon auf dem Weg. Ach, und Harry, am Wochenende kommt Vicente. Ist das nicht fabelhaft? Wir müssen etwas für ihn organisieren. Eine große Party!«
    Vicente (ausgesprochen Weh-SEN-te – das ist Portugiesisch) ist Harrys Vater. Mum war mit ihm zusammen, bevor sie meinen Papa kennenlernte. Er lebt in Brasilien, ist Multimilliardär oder so was, hat jede Menge Grundbesitz und kümmert sich um Hunderte von Öko-Projekten. Wir haben ihn gern, aber wir sehen ihn sehr selten. Isabelle kennt ihn noch gar nicht. Die Nachricht, dass er kommt, ist also Anlass für weitere Umarmungen und Küsse.
    Zu diesem Zeitpunkt entschuldigt sich Henry Lamogi und fährt mit der U-Bahn nach Hause. Ich verstehe ihn gut. Krähe kommt mit zu uns und starrt mich während der ganzen Autofahrt mit großen Augen an. Weil sie bei uns zu Hause arbeitet, sieht sie Mum ständig und weiß, wie Mum normalerweise ist – und im Moment ist sie so was von nicht normal. Fast kriegt man den Eindruck, meine Mutter hätte noch nie in ihrem Leben eine Hochzeit gefeiert.
    Und dann fällt es mir wie Schuppen von den Augen.
    Sie hat noch nie eine Hochzeit gefeiert.
    Dabei bedeutet es ihr offensichtlich ziemlich viel. Und es ist alles meine Schuld.
    Krähe sieht, wie ich plötzlich in mich zusammensinke, und streckt mir ihre Hand in. Ich nehme sie und bin froh, dass Krähe da ist und keine meiner anderen Freundinnen. Die anderen würden mich fragen, was los ist, und natürlich könnte ich es nicht erklären. Krähe fragt nicht. Sie ist einfach nur da, und das ist alles, was ich brauche.
    Die nächste Stunde vergeht wie im Traum. Als wir zu Hause ankommen, ist das Erdgeschoss bis obenhin voll mit Blumen und Paketen. Auf der Straße steht ein Mann in einem schwarzen Regencape herum, und es kann gut sein, dass er unser erster persönlicher Paparazzo ist. Isabelle und Harry verschwinden schnell in Harrys Zimmer und drehen die Musik laut
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