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Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft

Titel: Modemädchen Bd. 3 - Wie Sahnewolken mit Blütentaft
Autoren: Sophia Bennett
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ihrem Schreibtischstuhl und setze mich. Ich spüre, dass Jenny schon eine ganze Weile in dieser Position verbracht hat, und worüber sie auch nachgrübelt, es ist nichts Gutes.
    »Erzähl mir, was los ist«, sage ich.
    Jenny versucht das Thema zu wechseln und fragt mich nach Paris, doch auf einmal habe ich keine Lust mehr, von Paris zu erzählen oder von Brüdern, Verlobungen oder sonst was, und ich frage sie noch einmal, was los ist, und mache ihr klar, dass ich mich keinen Zentimeter wegbewege, bevor sie mir nicht alles erzählt hat.
    »Na ja … ich kann nicht nach New York«, rückt sie irgendwann raus, und eine Träne platscht auf Stellas Näschen, die sie empört mit der Pfote wegwischt.
    »Warum denn das?«, frage ich schockiert. »Gibt dir die Schule nicht frei? Hat Bill es sich anders überlegt? Oder dieser Casting-Typ?«
    »Es ist nicht wegen der Schule. Oder wegen Bill. Ich weiß einfach nicht, wo ich dort wohnen soll, okay?«
    Jenny sieht mich trotzig an.
    »Aber ich dachte, sie bringen dich in einem Hotel unter. Ich meine … in New York gibt es doch genug Hotels, oder?«
    Sie ignoriert mich eine Weile und konzentriert sich darauf, Stella zu streicheln. Dann seufzt sie.
    »Sie lassen mich nicht allein im Hotel wohnen. Und Mum würde es mir auch nicht erlauben. Und sie kann nicht mitkommen.«
    »Warum denn nicht?«
    Jenny wird rot. Dann wird sie wütend. »Sie kann eben nicht, okay? Sie ist nicht versichert, und außerdem will sie nicht mitkommen, und damit hat sich die Sache erledigt. Es ist ja nur ein Workshop, kein richtiger Auftritt oder so was. Mir geht’s gut, ja? Lass mich einfach in Ruhe. Sollen wir nicht einen Aufsatz schreiben?«
    Ich habe drei Möglichkeiten. Ich kann still hier sitzen bleiben. Ich kann nach Hause gehen und an König Lear arbeiten, während Mum und Granny alle fünf Sekunden reinplatzen, um zu fragen, welche Farbe Isabelles Brautstrauß haben soll. Oder ich kann mich mit Jenny anlegen. Ich wähle Möglichkeit drei.
    »Es ist nicht ›nur‹ ein Workshop! Wie kannst du so was sagen?«
    Die Musical-Leute brauchen Jenny zwar nur für eine Woche, um irgendwelchen Produzenten die Songs vorzustellen, damit sie dann das Geld zusammenbekommen und eine richtige Show auf die Beine stellen können. Aber das ist Jennys Chance, mit den Top-Profis in dieser Branche zu singen und zu schauspielern. Sie hat sich so darauf gefreut, dass sie seit Weihnachten von nichts anderem geredet hat.
    »Ich weiß nicht mal, ob ich die Stimme dazu habe«, sagt sie kraftlos.
    »Natürlich hast du die. Du hast eine fantastische Stimme, Jenny. Du warst doch beim Vorsingen. Und in Annie bei der Schulaufführung warst du spitze. Außerdem singst du die ganze Zeit. Selbst wenn es einem manchmal auf die Nerven geht. Du hast TOTAL die Stimme dazu, Jenny Merritt.«
    Die dritte Möglichkeit fängt an mir richtig Spaß zu machen. Endlich kann ich ein bisschen Dampf ablassen. Ich hoffe, sie sagt noch ein paar Sachen, denen ich widersprechen kann.
    »Und wo soll ich übernachten?«, fragt sie.
    »Kannst du ihnen nicht sagen, dass Gloria nicht mitkommen kann, und Bill oder sonst jemand bitten dir was zu organisieren?«
    »Nein, kann ich nicht.« Jennys Lippen zittern, und sie schüttelt den Kopf. Ich sehe es ein. Wenn sie schon mir nicht sagen wollte, was los ist, wird sie es erst recht niemand anders erklären wollen – nicht mal einem alten Freund der Familie wie Bill. Nicht mal, wenn das hieße, dass sie in London bleiben muss und die Chance ihres Lebens verpasst.
    Dann kommt mir eine geniale Idee.
    »Isabelle! Du kennst doch Isabelle. Sie hat eine Wohnung in SoHo.«
    »In Soho? Bei der Oxford Street?«
    »Nein, du Dummie. In SoHo in New York. Ihre Zweitwohnung. Ich weiß zwar nicht, wie groß sie ist, aber ich bin mir sicher, dass du dort übernachten kannst. Ist ja nicht für lange. Außerdem hat Isabelle bestimmt ein paar Freundinnen, die sich um dich kümmern können. Models sind es gewohnt, dass Mädchen auftauchen, die ganz allein sind.«
    Bei dem Gedanken schaudern wir beide. Mum hat uns schreckliche Geschichten von jungen, hübschen Mädchen erzählt, die in großen Städten von ihren Model-Agenturen sich selbst überlassen wurden. Andererseits bedeutet es, dass Models ziemlich gut darin sind, sich umeinander zu kümmern, und wahrscheinlich haben sie nichts dagegen, ein paar Tage lang auf einen angehenden Musical-Star aufzupassen.
    »Also, ich schätze, wenn ich sagen könnte, ich würde bei einer Freundin
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