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Mittsommernacht

Mittsommernacht

Titel: Mittsommernacht
Autoren: Mathilda Grace
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kommt, habe ich mir schon gedacht.“ Nate wandte sich ab. „Ich setze Kaffee auf. Wenn du fertig bist mit Schmollen und Mordpläne für Jake schmieden, kannst du dich mir gern anschließen.“
    Nate nahm sein Angelzeug und war schon fast an ihm vorbei, als Magnus es schaffte, seine Fassungslosigkeit zu überwinden. Zurück blieb nur die heiße Wut. Er fuhr zu Nate herum, als ihm ein Verdacht kam.
    „Du wusstest davon, oder? Jake hat mich angelogen, dieser miese ...“
    Magnus verstummte abrupt, als Nate das Angelzeug fallenließ. Seine Augen weiteten sich begreifend, als Nate sich zu ihm umdrehte, aber es ging alles viel zu schnell, als dass er eine Chance hatte, sich zu wehren.
    Das eisige Wasser des Sees schlug über seinem Kopf zusammen, nachdem Nate ihn vom Steg gestoßen hatte, und die Kälte war ein Schock. Trotz der sommerlichen Temperaturen schien das Wasser nur wenige Plusgrade erreicht zu haben. Magnus brauchte mehrere Versuche, sich wieder zurück an die Oberfläche zu kämpfen und Halt an der Leiter zu finden, die neben ihm vom Steg in den See hineinführte. Sein Blick traf Nate, der sichtlich verärgert, mit in die Seite gestemmten Händen, auf ihn hinuntersah.
    „Ich kenne Jake nicht so gut wie du, das gebe ich zu, doch selbst ich weiß, dass er dich nie anlügen würde. Ich wusste nichts von ihrem Plan, aber ich kann mir denken, dass er uns einfach nur helfen will. Vielleicht solltest du endlich aufhören, hinter jeder freundschaftlichen Geste nach einer Falle zu suchen. Ich habe keine Ahnung, was dein Selbstbewusstsein so angegriffen hat, dass du mir nicht glauben willst, dass ich dich interessant finde und mag, aber das kriege ich bis Sonntag heraus, verlass' dich darauf.“ Nate drehte ihm den Rücken zu. „Und jetzt sieh zu, dass aus dem See herauskommst. Das Wasser hat nur sieben Grad.“
     
     

 
     
    Fünf
     
     
    Nates wütende Schritte waren längst verklungen, als Magnus es endlich schaffte, sich aus seiner Erstarrung zu lösen und eine Hand an die zweite Sprosse der Leiter zu legen, um nicht unterzugehen. Aber mehr war nicht drin. Vollkommen unmöglich. Seine Wasserangst hatte ihn komplett im Griff. Magnus konnte weder vorwärts noch zurück. Ihm war klar, dass Nate irgendwann wieder zum Steg kommen würde, um nachzusehen, wo er blieb, aber bis dahin musste er seine Kraft völlig dafür aufwenden, sich an dieser Leiter festzuhalten.
    Aus dem eisigen Wasser würde er ohne Hilfe niemals herauskommen. Vorher ertrank er. Oder erfror. Magnus wusste nicht genau, was schneller gehen würde, aber um ehrlich zu sein, es kümmerte ihn nicht sonderlich. Sein Körper wurde langsam taub und bald würde der Moment kommen, wo er nichts mehr fühlte. Wo er die Sprosse, an der sein Leben hing, einfach loslassen und untergehen würde, wie damals als Kind.
    „Mag?“
    Magnus wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war. Er wusste nur, dass er seinen Körper kaum noch spürte, so kalt war ihm. Magnus konnte nicht einmal aufsehen, als er Nates langsame Schritte auf dem Holz näherkommen hörte. Er lag schon eine ganze Weile mit dem Gesicht auf der untersten Sprosse. Seine Lippen, gegen die immer wieder das Wasser schwappte, waren durch dessen Kälte vermutlich schon dunkelblau. Fühlen konnte er sie nicht mehr. Aber wenigstens hatten seine Zähne aufgehört zu klappern. Ein widerliches Geräusch.
    Die Schritte stoppten über ihm. „Mag, was machst …? Scheiße! Du hast Aquaphobie? Verdammt, Mag!“
    Antworten konnte Magnus nicht, aber das war auch nicht nötig, weil auf einmal alles ganz schnell ging. Nate kam die Leiter runter, packte ihn am Kragen und zog ihn hoch. Eine Sekunde lang fragte sich Magnus, wo dieser schlanke Kerl die Kraft dafür hernahm, aber dann war es ihm bereits wieder egal. Über den Punkt, an dem es ihn noch kümmerte, was geschah, war er längst hinaus.
    „Mag, du musst mithelfen.“
    Mithelfen? Wobei sollte er helfen? Magnus blinzelte irritiert und stöhnte vor Schmerzen auf, als er auf dem Steg landete. Wie tausend Nadeln, die ihn am gesamten Körper traktierten, fühlte es sich dort an, wo seine kalte Haut das harte Holz berührte, aber Nate ließ ihm keine Chance zum Verschnaufen. Unerbittlich zog Nate ihn auf die Füße und schickte damit immer neue Schmerzwellen durch seinen Körper.
    „Magnus! Hilf mit, verflucht!“
    „Schrei … nicht … an“, brachte Magnus in mehreren Anläufen hervor und fluchte innerlich, weil er dabei ein Wort verschluckte. Nate musste ihn für
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