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Mitternachtserwachen

Mitternachtserwachen

Titel: Mitternachtserwachen
Autoren: Linda Mignani
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Ralphding förmlich auf den Boden, legte ihm den Unterarm quer über die Kehle und setzte sein größeres Gewicht ein.
    Aileen sah zu Morven und Brandy und rappelte sich auf die Füße, um ihnen zu Hilfe zu eilen. Marbhada leckte das Blut von Morvens Arm und biss zu. Aileen versuchte sich zu nähern, doch die Luft war wie angedickt, als liefe sie durch eine zähflüssige Masse. Morven schrie entsetzlich. Dair beugte sich über Brandy und näherte sich ihrem Hals. Zum Glück war die Kleine bewusstlos. Die Haut von Marbhada glühte, da sie die Lebensenergie von Morven in sich aufnahm.
    Nosferat und Babylonus schnellten in die Halle, gefolgt von Mephistopheles. Die Männer hoben ihre Hände, schrien drei Worte, und die Zähflüssigkeit in der Luft hörte auf. Doch ehe sie es schaffte, die letzten Zentimeter zu ihren Freundinnen zurückzulegen, rammte Nosferats Blick in sie, und sie erstarrte. Morven schrie nicht mehr. Aileens Herz setzte für einen Moment aus, als sie sah, wer bei ihnen war. Es war Ralph, doch wie anders sah er aus. Seine Haut war ausgewaschen, fast durchsichtig, sein Blick gequält und derart verletzlich, dass ihr Tränen in die Augen schossen. Das musste der gute Teil von Ralph sein. Er sah sie direkt an und lief auf sie zu. „Aileen, bitte, du musst mich töten. Nur du kannst mich erlösen und das hier beenden. Jemand, der mich liebt, muss den Bann brechen.“
    Tränen tropften seine bleichen Wangen hinab, und er blieb vor ihr stehen. „Bitte, ich ertrage diesen Zustand nicht länger.“
    Er umfasste ihre Hand, die noch immer den Dolch umklammerte und ehe sie ahnte, was er vorhatte, stürzte er sich auf die Klinge, bis sie ihn durchbohrte.
    Nein!
    Lior sprang von Ralph, mit der Behändigkeit eines Panthers. Funken lösten sich aus der Haut des dunklen Ralph, der hoch und schrill schrie, als sich schwarze Schlieren aus seinem Körper schlängelten wie Schlangen, die sich mit den Funken verbanden.
    Lior war mit drei Schritten bei ihr, umfasste ihre Schultern, hielt sie auf den Füßen, während für einen Sekundenbruchteil ihr Ralph vor ihr stand, sie anlächelte. „Danke, Ulaidh Marbhadair. Ich liebe dich.“
    Seine Stimme erstarb, und er war fort.
    Der Dolch fiel aus ihren tauben Fingern klappernd auf den Boden. Sie sah aus den Augenwinkeln wie Babylonus und Nosferat Marbhada und Dair in eine Ecke des Zimmers drängten. Sie waren zu schwach, um sich richtig zu wehren, hatten nicht genug Blut getrunken. Mit fließenden Bewegungen köpften sie die Kreaturen mit ihren silbrig schimmernden Schwertern, auf denen Inschriften rot aufleuchteten. Das Böse verschwand spürbar aus der Luft, und Aileen blieb dennoch beinahe das Herz stehen.
    Morven lag wie tot in Kendricks Armen, und der Söldner schrie und schrie und schrie.
     
    Liara sah Nosferat an, und er nickte ihr zu. Sie schwebte über Morvens Körper, hörte das schwach schlagende Herz der Tochter, die ohne Liara schon auf dem Friedhof gestorben wäre. Liara blickte zu Lior, der sie anstarrte und sie im gleichen Moment vergaß. Liara strömte in Morvens Leib, verband sich mit der Seele des kleinen, unschuldigen Wesens, und Liara erfasste noch den Herzschlag von Morven, der zuerst viel zu langsam schlug, dann schneller und in einem stetigen Rhythmus. Alles wurde dunkel, Wärme und Geborgenheit durchströmten sie. Liara hörte auf zu existieren, und doch würde sie leben.
     
    Lior hörte seinen Freund schreien, merkte irritiert, dass ihm Tränen die Wangen entlangliefen, als er Kendrick anstarrte, unfähig, sich zu bewegen, um ihm in seinem Leid beizustehen.
    Dann bemerkte er einen Schemen, der über Morven schimmerte, sich auf ihr niederließ, und die kleine Armanach schlug die Augen auf. „Kendrick“, flüsterte sie. Kendrick brach in Tränen aus und presste seine Gefährtin an sich, bis sie protestierte. „Bekomme keine Luft. Lior?“
    Lior schüttelte sich, versuchte sich zu erinnern, was er gerade gesehen hatte. Doch es war fort, schwebte aus der Reichweite seines Bewusstseins, und der Gedanke verflog, bevor er ihn richtig fassen konnte. Lior löste sich aus seiner Starre, und er und Aileen brachen neben dem Paar auf die Knie.
    „Ich möchte unsere Tochter Liara nennen. Kendrick? Lior?“
    Kendrick räusperte sich, nickte, weil er offensichtlich seiner Stimme nicht vertraute. Lior konnte auch nicht sprechen und nickte. Liara. Er fing Morvens Blick auf und lächelte sie an.
    Nosferat hockte sich zu Morven und legte ihr eine Hand auf den
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